Pfaffenhofen
Ein gefühlter Neuanfang

Krankenhaus dreht bei Klinikleitung, Sanierung und Einbeziehung der Kreisräte an Stellschrauben

26.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:02 Uhr
Die Betreuung der Patienten ist für die Ilmtalklinik stets das Wichtigste. Drumherum gibt es allerdings viel zu regeln. −Foto: Ilmtalklinik

Pfaffenhofen (PK) Der Weg in die Zukunft führt die Ilmtalklinik weiter durch steiniges Gelände. Der Aufsichtsrat musste in seiner Sitzung am Mittwoch die Generalsanierung neu aufs Gleis setzen sowie anstehende Veränderungen bei der Klinikleitung und der Kommunikation mit den Kreisgremien vorbesprechen.

Rund fünf Stunden tagten die Aufsichtsräte am Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung. "Wir haben offen und heiß diskutiert", berichtet Landrat Martin Wolf (CSU) und fasst die Ergebnisse zusammen. Der anstehende Abgang von Christian Degen als einer der beiden Geschäftsführer sei von den Räten als "schmerzlicher Verlust für die Klinik" quittiert worden. Degen soll bekanntlich Wolfs persönlicher Referent werden und sich als Beteiligungsmanager um die "Töchter" des Landkreises kümmern. "Ich kenne seine Qualitäten und fühle mich ihm auch verpflichtet", kommentiert Wolf die anstehende Rückkehr von Degen ans Landratsamt. "Er hat sich diese Brücke immer offen gehalten. Jetzt wird diese Möglichkeit eben auch genutzt." Degen sei vom gesamten Aufsichtsrat ein gutes Zeugnis ausgestellt worden. Dann sei es vorrangig darum gegangen, wie die Nachfolge geregelt werden soll.

Eines wurde dabei laut Wolf schnell klar: Ingo Goldammer wird künftig die alleinige erste Geige spielen. Degens bisheriges Pendant in der Doppelspitze der Ilmtalklinik bleibt Geschäftsführer, auch wenn Wolfs persönlicher Referent - wohl in einigen Monaten - die Klinikspitze verlässt. Goldammers Vertrag wurde erst kürzlich bis 2020 verlängert. Sein bisheriger Partner bleibt ihm in gewisser Weise auch weiterhin erhalten. Als Beteiligungsmanager des Landkreises wird Degen nämlich als Bindeglied zwischen dem Krankenhaus und den Kreisgremien wirken, da der Landkreis nun einmal der Hauptgesellschafter der Ilmtalklinik GmbH ist.

Ganz allein muss Goldammer die Verwaltung, die weitere Neuausrichtung und die Sanierung der Klinik aber auch nicht richten. "Es wird zwar keine Doppelspitze mehr geben, aber wir werden auf die Suche nach einem oder gar zwei leitenden Angestellten gehen", so Wolf. Dabei geht es nicht nur um einen Prokuristen, der Goldammer auch offiziell vertreten darf. Sondern auch um einen Finanzleiter sowie einen Betriebsdirektor für die Krankenhäuser in Pfaffenhofen und Mainburg. "Noch ist keine Entscheidung gefallen. Aber es soll ein gleitender Übergang werden", sagt Wolf und hofft, dass auf diese Weise die Konsolidierung der Ilmtalklinik keinen Bruch erleidet.

Das könnte sich der Landkreis nicht erlauben, weil rund um die Generalsanierung wegweisende Entscheidungen anstehen. "Da haben wir einen ehrgeizigen Zeitplan zu erfüllen", räumt Wolf offen ein. Wichtigste Änderung: Ab sofort ist nur noch von einer allumfassenden Generalsanierung die Rede. Es sollen keine Gebäudeteile mehr pauschal ausgespart bleiben, so wie es bislang der Fall war. "Da wurde zwischen förderfähigen und nicht förderfähigen Teilen unterschieden", startet der Landrat die Erklärung. Jetzt geht es aber auch darum, die zugesagte Förderung der Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 59 Millionen Euro durch den Freistaat Bayern nicht aufs Spiel zu setzen. "Wir brauchen bis zum Jahresende eine stehende Planung. Sonst könnten wir im schlimmsten Fall aus dem Fördertopf fallen", sagt Wolf.

Die dafür nötigen Vorarbeiten hätten jetzt absolute Priorität, fährt der Landrat fort. "Wir werden dem alles andere unterordnen." So will der Landkreis so schnell wie möglich eine Handvoll an Architekturbüros um Vorschläge bitten, wie die Klinik auf Vordermann gebracht werden könnte. Allerdings gehört das gesamte Gebäude dem Landkreis, sodass zunächst der Kreistag in seiner Sondersitzung am 14. Mai darüber entscheiden muss, welche Maßnahmen die Generalsanierung eigentlich umfassen soll.

Dass die förderfähigen Gebäudeteile renoviert werden, steht fest. Aber hinzu kommen sechs weitere Bereiche, die bislang ausgespart waren. Die Rettungswache braucht mehr Platz. Die Physikalische Therapie, und hier vor allem das Therapiebecken für Rheumakranke, ist ein Wackelkandidat. "Bis 2020 bezahlt das Bad der Landkreis", sagt Wolf. "Was dann passiert, muss der Kreistag festsetzen." Auch der Bereich, in dem seit 20 Jahren die Tagespflege untergebracht ist, steht zur Debatte. Ein Jahrzehnt könnte sie laut Wolf noch in der jetzigen Form weiterbetrieben werden. "Aber es geht darum, ob die Tagespflege mit ihrer Sanierung mehr oder weniger fest in die Klinik integriert werden soll." Auch die zwei solitären Schwesternwohnheime sowie das dritte Wohnheim mit den Besprechungssälen sind in die Jahre gekommen. Ebenso der Bereich der Klinik mit den vier Arztpraxen. Wer geht weg? Wer bleibt da und wird in die Sanierung einbezogen - und wer bleibt da, falls er einbezogen werden sollte? Alle diese Fragen haben die Kreisräte zu beantworten. "Dann wäre der entstandene Knoten endlich gelöst und eine echte Generalsanierung auf den Weg gebracht", so Wolf weiter.

Der dritte Hauptpunkt der Sitzung betraf die Struktur, die hinter der Ilmtalklinik steht. Wolf umschreibt ihn mit "Kompetenz der Gremien" - und es geht vor allem um die Einbeziehung der Kreisräte in die Entscheidungen, die vom Aufsichtsrat und der Geschäftsführung getroffen werden. Hintergrund dieser Neuausrichtung ist die harsche Kritik an den Strukturen, die in den vergangenen Monaten laut wurde - sowohl von den Bürgern und den Medien, aber auch von den Lokalpolitikern selbst. Beispielsweise reichten die Grünen drei Anträge ein, die mehr Transparenz zum Ziel haben. "Diese Anträge werden im Kreistag behandelt", versichert Wolf. Und auch die weiteren Überlegungen, die der Aufsichtsrat am Mittwoch angestellt hat, kommen am 14. Mai vollständig auf den Tisch.
 

Patrick Ermert