Ilmmünster
"Ein dreifach Hoch dem Weine"

PK-Serie "Unsere Chöre": Ein Besuch bei der Probe des Männergesangvereins Liederkranz Ilmmünster

08.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:20 Uhr

Es tönt aus voller Brust die Sangeslust: Auch Chorleiter Michael Sandt (Zweiter von rechts) singt mit. - Fotos: Steininger

Ilmmünster (PK) Es sind markige Männerstimmen, die aus dem Saal des Fischerwirts in Ilmmünster ertönen. Zwölf Mann haben sich zur Gesangsprobe eingefunden, die im 14-tägigen Rhythmus immer freitags stattfindet. Sie sitzen auf Stühlen im Halbkreis um Chorleiter Michael Sandt.

Sandt hat seit 18 Jahren den Chor unter seine Fittiche genommen. Das merkt man auch, denn der Umgangston ist freundschaftlich und von Humor geprägt. „Leise singen bedeutet nicht etwa unpünktlich“, spricht Sandt die nicht immer exakten Einsätze der verschiedenen Stimmen an. Die sind in Tenor 1 und Tenor 2 sowie in Bass 1 und Bass 2 eingeteilt, und jede Stimme hat ihre eigenen Noten, die man beherrschen muss oder zumindest soll. Denn dafür probt man ja, und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Apropos „Himmel“: Da weilt mittlerweile eine Reihe ehemaliger Sangesbrüder, denn den Verein gibt es seit dem Jahr 1925. Initiator und Vorsitzender des Vereins war der damalige Lehrer Rudolf Peihsner, Chorleiter sein Kollege Karl Hierlmeier. Selbst die Wirren des Zweiten Weltkrieges konnten das Vereinsleben nicht stoppen, der erste Gesangsabend nach dem Krieg wurde am 16. Oktober 1948 wieder abgehalten. Derzeit besteht der Verein aus 34 Personen, darunter 17 aktive und ebenso viele fördernde Mitglieder.

Die ersteren aber sind voll bei der Sache, haben neben den Noten auch noch den Text im Auge: „Ein donnernd Hoch dem gold’nen Bier, ein dreifach Hoch dem Weine“ klingt es aus vollen Kehlen, und Michael Sandt muss neben der Intonation auch noch auf die Aussprache achten. „Wenn Ihr Eure Aussprache beim Gesang maßlos übertreibt, klingt es in der Summe genau richtig“, betont er und der erste Versuch schon beweist, dass er Recht behält. Kein Wunder, denn Sandt ist unter anderem staatlich geprüfter Musiklehrer und im Hauptberuf Musiklehrer am Gymnasium Wolnzach. Ein Musiker mit Leib und Seele, der seine Kompetenz gerne weitergibt.

Probleme entstehen, als die Noten den Einsatz einer Kopfstimme fordern. Dem spaßhaften Vorschlag eines Sängers, die betreffenden Noten einfach wegzulassen, will Sandt nicht folgen. Stattdessen schlägt er vor, bei den entsprechenden Noten im Text „Brugesell“ zu denken, aber natürlich „Braugesell“ zu singen. Und schon erscheinen die Höhen leichter und die Intonation wird besser. Leichtes Entsetzen macht sich breit, als Sandt die Sänger anweist, die Notenblätter beiseite zu legen und ab sofort auswendig zu singen. Doch das klappt besser als gedacht, und so gibt sich der Chorleiter für den Abend zufrieden und man wendet sich dem geselligen Teil der Zusammenkunft zu.

Ab hier übernimmt Vorsitzender Josef Mayer das „Kommando“, rückt Tische zusammen und versammelt die Chormitglieder zur geselligen Runde. 40 Jahre „Liederkranz“ kann der Ilmrieder Christian Spenger (85) aufweisen, Zweiter Tenor von Anbeginn an. Einmal, bei einem Konzert in Reichertshofen, „haben wir umgeworfen“, sagt er und meint damit den Liedanfang in einer falschen Tonart. Zum 50. Jubiläum im Jahr 1975 sang der Chor im Freien vor der Herrnrast-Kapelle, bis ein Gewitter aufkam, das alles auseinander sprengte. „Der Pfarrer ist mit dem Kelch den Berg hinunter gerannt und hat dabei seine Stola verloren“, erzählt Michael Knorr, Alt-Bürgermeister von Ilmmünster, unter dem Gelächter der ganzen Runde.

„Der Chor hier ist von Geselligkeit geprägt“, betont Sandt, und nach der Probe hat man noch „Zeit für ein Bier oder für einen zünftigen Schafkopf“. Das Programm ist überwiegend weltlich, aber auch Kirchenauftritte finden gelegentlich statt, so dass rund sechs, acht Auftritte jährlich zustande kommen. Die Tenor- und Bassstimmen sind im Chor statistisch gleichmäßig verteilt, „Nachwuchs aber können wir trotzdem gebrauchen“, betont der Chorleiter, denn man stehe am unteren Limit. „Die Frauen sollen halt ihre Männer öfter aus dem Haus gehen lassen“, schlägt einer vor, dann wäre die Besetzungsfrage gleich gelöst. Dem stimmen alle uneingeschränkt zu.

Auf 60 Jahre Mitgliedschaft blickt Martin Müller zurück, 50 Jahre davon war er Fahnenträger und Schriftführer. Seit einem Jahr dabei ist Thomas Schmidt, mit 48 Jahren einer der jüngsten in der Runde. „Singen macht einfach Spaß“, erklärt er, nebenbei ist er Gitarrist und Sänger in einer Band. Aber Verjüngung ist angesagt, deshalb plant Vorsitzender Josef Mayer einige „Schnupperabende, eine Maß Freibier inklusive, um Nachwuchs zu rekrutieren“. Das wäre der geselligen Männerrunde wirklich zu wünschen.