Pfaffenhofen
Holledauer Hütte wird verkauft

Eindeutiges Votum auf der Mitgliederversammlung des Alpenvereins - Pächterfamilie: "Es ist sehr traurig"

17.10.2021 | Stand 25.10.2023, 10:36 Uhr
Für die zum Verkauf stehende Holledauer Hütte gibt es angeblich bereits eine Interessenten aus dem Gastro-Bereich. −Foto: PK-Archiv

Pfaffenhofen - Die Holledauer Hütte, das Vereinsheim der Pfaffenhofener Alpenvereins-Sektion, wird verkauft. Das entschied auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung nach emotionalen Diskussionen eine Zwei-Drittel-Mehrheit der über hundert Anwesenden. Ein möglicher Käufer aus dem Gastro-Bereich hat bereits Interesse signalisiert. Denn die Ausflugsgaststätte am Panoramaweg Ost muss laut Erbpacht-Vertrag mit der Stadt erhalten bleiben. Der Vorstand geht davon aus, dass durch den Eigentümerwechsel für die Pächterfamilie Döllner "kein Nachteil" entsteht.

Der Vorstand hat die Hütte, die vor 35 Jahren von Vereinsmitgliedern mit viel Herzblut in Eigenleistung errichtet worden war, zunehmend als finanzielle Belastung empfunden. In die Küche muss investiert werden, in neues Mobiliar, in die Fenster, Heizung, den Sanitärbereich und die Böden. Die Holz-Terrasse ist inzwischen zusammengebrochen. Die Kosten dafür - laut Gutachten bis zu 180000 Euro - können durch die Pacht nicht erwirtschaftet werden. Mitgliedsbeiträge dürfen nicht herangezogen werden, um den Gemeinnützigkeitsstatus des Vereins nicht zu gefährden.

Deshalb hatte sich der Vorstand auf der Jahreshauptversammlung im August grünes Licht geben lassen, vier Szenarien zu verfolgen, die der Vorsitzende Klaus Baumgärtel, Sebastian Papperger und Hüttenwart Roland Bergmeier vorstellten: Alles bleibt wie es ist, die Mitglieder tragen zukünftig die Instandhaltungskosten. Oder: Der Verein sucht eine Brauerei als Überpächter, ist dann zwar nicht mehr für die Betriebsführung zuständig, zahlt aber weiter in die Instandhaltung. Ein weiteres Szenario scheiterte schon vorab am Einspruch der Stadt. Sie will nicht, dass die Hütte für Selbstversorger als Eventlocation genutzt wird.

Vom vierten Vorschlag, dem Verkauf, verspricht sich der Vorstand einen Erlös von rund 400000 Euro, mit dem er nicht nur die Schulden aus der Kletterhalle ablösen, sondern auch in eine Boulderhalle investieren könnte, in der ohne Seil geklettert wird.

Den Verkaufsabsichten konnte sich nicht jeder der Anwesenden DAVler anschließen. Wieso das Problem jetzt so urplötzlich "wie aus dem Erdboden" aufgetaucht sei, fragte ein Mitglied. Dass irgendwann mal investiert werden müsste, "dass weiß man doch seit 35 Jahren". Und warum dafür kein Geld zurückgelegt worden sei, sondern die Kletterhalle gebaut wurde. Baumgärtel verwies noch einmal auf den Gemeinnützigkeitsstatus und den Vereinszweck des DAV: alpinsportliche Vorhaben zu fördern. Vor allem aber: Seit es die Kletterhalle gibt, sei die Zahl der Mitglieder von 1000 auf inzwischen 3300 gestiegen.

Dennoch: "Was macht die nächste Generation, wenn sie ein eigenes Vereinsheim haben will?", fragte ein Gast. "Wir sind der größte Verein im Landkreis und verzichten auf ein Heim." Baumgärtel: "Wir holen die Jugend nicht ins Vereinsheim." Das habe sich schon in den vergangenen Jahren gezeigt. "Das müssen wir, wenn wir nach vorn schauen, einfach akzeptieren." So sah das auch der Skilehrer Peter Maier: "Man geht mit der Zeit", gab er zu bedenken, "oder man geht mit der Zeit" - und damit in die Versenkung. Wichtig sei es, zu schauen, was der Nachwuchs will.
Verbittert zeigte sich Zenta Döllner, die mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann von Beginn an als Pächterin die Hütte betrieben hatte und sie vor einigen Jahren an ihren Sohn Christian und dessen Frau Anja weitergeben hat. "Es ist traurig, was hier passiert. Ich habe so viel für den Verein getan und nie dafür Geld verlangt." Um den Gastraum attraktiver zu machen, wünschte man sich seit Jahren eine zeitgemäße Innenausstattung. "Wir wollen doch keine Designermöbel", erklärte sie. Baumgärtel hielt die Anforderungen der Pächterfamilie für nicht überzogen, "aber wir sind dafür nicht die richtige Adresse".
In einer abschließenden Erklärung sprach die Vorstandschaft den Mitgliedern, die mit viel Eigenmitteln und Eigenleistung die Hütte geschaffen hatten, "großen Respekt und Hochachtung" aus. "Damit haben Sie einen Wert geschaffen, der jetzt dem Vereinszweck und dessen konsequenter Umsetzung zu Gute kommt." Für die Zukunft der jungen Sportler im Verein sei das getroffene Votum, nämlich der Verkauf, richtungsweisend.
Wer auch immer die Hütte kauft - der Vorstand will sie weiterhin als Vereinslokal nutzen.

PK

Albert Herchenbach