Hettenshausen
Beschwerliche Suche nach Beweisen

Brandstiftung in Hettenshausen

22.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:31 Uhr
Innerhalb von drei Monaten hat es auf einem Anwesen in der Hettenshausener Dorfmitte drei Mal gebrannt. −Foto: Ermert

Hettenshausen (PK) Zufall ausgeschlossen: Drei Mal in drei Monaten hat der Hof von Herbert Schäfer in Hettenshausen gebrannt. Der Schaden summiert sich mittlerweile auf rund 750 000 Euro, die Kripo spricht offen von vorsätzlicher Brandstiftung. Aber die Suche nach Beweisen läuft schleppend.

„Wir sind schon nach dem zweiten Brand von einer vorsätzlichen Tat ausgegangen“, räumte Hans-Peter Kammerer, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord, gestern auf Nachfrage ganz offen ein. „Wenn es dreimal innerhalb von nicht einmal drei Monaten in regelmäßigen Abständen auf dem selben Hof zu jeweils vergleichbaren Katastrophen kommt, wird das wohl kein Zufall sein“, fügt er an – und Kammerer schürt damit die Spekulationen, die bereits am Freitagabend unter Feuerwehrleuten, Polizisten, Rettungskräften und Anwohnern kursierten.

Zeugen aus der Nachbarschaft hatten am Freitagabend Alarm geschlagen, als zum weiderholten Mal helle Flammen aus einem Nebengebäude des Hofes an der Hauptstraße emporschlugen. Die Feuerwehr war schnell am Werk. „Wir konnten den Brand zügig bekämpfen. Schließlich hatten wir ja schon die nötige Ortskenntnis“, sagte Kreisbrandinspektor Franz Schwarzer mit einem bitteren Unterton in der Stimme. Zum dritten Mal leitete er das Kommando, zum dritten Mal konnten er und rund 120 Einsatzkräfte aus Hettenshausen, Ilmmünster, Scheyern und Pfaffenhofen ein Übergreifen der Flammen auf Nachbargebäude erfolgreich verhindern. „Zumindest das hat gut geklappt. Die Zerstörung der brennenden Gebäude war jedoch nicht zu verhindern.“ An einen Zufall glaubt Schwarzer nicht. So wie keiner der anwesenden Feuerwehrler und Zaungäste.

War beim ersten Brand Ende August ein technisches Versagen noch als Ursache durchaus infrage gekommen, schlossen es die ermittelnden Beamten im zweiten Fall am 9. Oktober bereits weitgehend aus. Allerdings fällt den Polizisten das Ermitteln in solchen Fällen generell schwer. „Es bleiben bei einem Großbrand kaum Spuren und Indizien zurück“, räumt Kammerer ein. „Die Ermittlungen infolge der ersten beiden Brände sind noch nicht einmal abgeschlossen. Und auch diesmal liegen keine klaren Spuren oder Indizien für eine Brandstiftung vor.“ So etwas sei einfach schwer zu finden.

Personen wurden am Freitagabend nicht verletzt. „Es war niemand auf dem Hof, als es zu brennen begonnen hat“, berichtet Herbert Schäfer. Auch beim zweiten Brand im Oktober musste er über das Handy verständigt werden. Spätestens nach dem zweiten Brand war ihm vollkommen klar, dass ihm hier jemand übel mitspielt. „Anscheinend hat ihm der angerichtete Schaden beim ersten Mal noch nicht gereicht“, sagte er Mitte Oktober in Richtung des mutmaßlichen Brandstifters. Waren es in den ersten beiden Fällen erst rund 200 000 Euro und dann etwa 250 000 Euro, kommen nun weitere 250 000 Euro an Schadenssumme hinzu. Auf der offenen Scheune, in der rund 100 Tonnen Heu, landwirtschaftliche Geräte und Bauholz eingelagert waren, befand sich eine Photovoltaikanlage. In zwei Fahrsilos hatte Schäfer Gras- und Maissilage gelagert. Der Dachstuhl stürzte laut Polizei komplett ein, die Halle musste aufgrund ständig wieder aufkeimender Glutnester vollständig geräumt werden. Das abgelöschte Heu verteilte die Feuerwehr am Samstag auf den angrenzenden Feldern. Trotz Dauerregen und Schnee zog der Rauch das ganze Wochenende hindurch über Hettenshausen.

Am Sonntag meldete sich auch Herbert Schäfers Schwester Tina zu Wort. „Bei meinem Bruder hat es nun das dritte Mal gebrannt. Das Winterfutter für die Tiere und sämtliche Maschinen zur Futterbeschaffung sind ein Raub der Flammen“, schrieb sie per E-Mail an unsere Zeitung. „Mein Bruder, ein Bauer mit Leib und Seele, ist ruiniert.“ Tina Schäfer hofft nun inständig, dass die Brandermittler endlich mit ihrer Arbeit vorankommen und neben der Ursache auch den Brandstifter ermitteln können.

Bereits am Samstag haben sich die Polizisten ein Bild von der Unglücksstelle gemacht. Die Erkenntnisse halten sich jedoch in Grenzen. „Die Feuerwehr ist mit den Aufräumarbeiten beschäftigt – und es sind viele Maßnahmen nötig, damit der Betrieb auf dem Hof zumindest notdürftig weitergehen kann“, erklärt Hans-Peter Kammerer. Vermutlich am Montag können die Beamten die Unglücksstelle betreten. „Wir haben an den ersten Tagen noch keine konkrete Ursache ausmachen können“, berichtet Kammerer, der inständig hofft, der besorgten Öffentlichkeit bereits heute erste Erkenntnisse liefern zu können.