Haimpertshofen
"Das war hundertprozentig ein Jagdtiger"

29.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:03 Uhr

Panzersammler Thomas Gmeiner zeigt auf die zweiflügelige Hecktür an einem Jagdtiger-Modell aus seiner Sammlung. Der Mini-Panzer steht auf dem Stahlstück, das seiner Meinung nach ein Teil der Original-Hecktür ist. Das Relikt auf einem Hof in Bachappen stammt aus den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs. - Foto: Asbeck

Haimpertshofen (PK) Angst und millionenfacher Tod – auf den Schlachtfeldern und in den Konzentrationslagern: Die grauenhaften Schrecken des Zweiten Weltkrieges bleiben bis heute unvergessen. An die Befreiung durch die alliierten Truppen vor 65 Jahren im Landkreis erinnerte der Pfaffenhofener Kurier gestern in einem Beitrag.

Einem besonderen Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg ist der Panzersammler Thomas Gmeiner auf der Spur. Der Uttenhofener ist sich sicher, dass in den letzten Kriegstagen auf einer Anhöhe bei Haimpertshofen ein Jagdtiger gesprengt worden ist.

Dieser stärkste Kampfpanzer des Zweiten Weltkrieges ist ein Mythos unter allen "Waffennarren", für die diese Kampfmaschinen auf ihre Weise faszinierend sind. Denn nur 88 Jagdtiger wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gebaut und ab Herbst 1944 an die Truppen ausgeliefert – zu einer Zeit, als die Kriegslage für Nazi-Deutschland bereits hoffnungslos war. Die schweren Panzer, die aufgrund ihres hohen Gewichts von 80 Tonnen oft mechanische Probleme hatten, sollten die Moral der Truppen stärken. In der Praxis erwiesen sie sich häufig als Falle für die Besatzung, weil sie für die alliierten Jagdbomber ein langsames und relativ leicht zu treffendes Ziel waren, wie in der Literatur über dieses Kriegsgerät nachzulesen ist.

Seine Liebe zu Panzern wurde für Thomas Gmeiner Ende 2007/2008 schon mal gefährlich – mit zwei Wochen Zwangsurlaub in einem bulgarischen Knast, einer abenteuerlichen Flucht und noch einer achtwöchigen Zitterpartie in Auslieferungshaft in Stadelheim. Die Begeisterung des bald 39-Jährigen für diese gewaltigen Kampfmaschinen ist dennoch ungebrochen: "Das war hundertprozentig ein Jagdtiger, definitiv."

Gmeiner beruft sich zum einen auf Augenzeugenberichte aus Uttenhofen und Haimpertshofen, wo man sich an die Sprengung eines Panzers an dieser Stelle in den letzten Apriltagen des Jahres 1945 heute noch erinnert. Falls ein Jagdtiger manövrierunfähig wurde oder eine Bergung unmöglich war, hatte die Besatzung strikte Anweisung, das Mammutgefährt durch völlige Zerstörung unbrauchbar zu machen – damit es nicht dem Feind in die Hände fällt. Spezielle Sprengsätze wurden dazu mitgeführt.

Auf der Suche nach Resten dieses stählernen Ungetüms entdeckte Gmeiner mit einem Metalldetektor zunächst nur einen etwas größeren Splitter. Auf einem Bauernhof in Bachappen fand Thomas Gmeiner allerdings ein Beweisstück, das seine These untermauert: Ein dickes rechteckiges Stahlstück, fast einen Zentner schwer, könnte wegen der speziellen Form und Bohrungen sowie einer eingravierten Nummer ein Stück der oberen Hecktür eines Jagdtigers gewesen sein. Diese zweiflügelige Hecktür gab es in dieser Bauform nur beim Jagdtiger. Das Stahlstück hatte der im Krieg verwundete Vater der Bachappener Familie bei Kriegsende angeschleppt. Es stammt nach Aussagen der Besitzer aus dem Wald zwischen Eckersberg und Haimpertshofen – und wird in der Hofwerkstatt seither als eine Art Amboss benutzt.

Thomas Gmeiner meint, dass "sein" Jagdtiger von der 653. schweren Panzerjagdabteilung stammt und zur Panzerkampfgruppe des Oberst Cord von Hobe gehörte. Das Bataillon 653 verfügte anfangs über 42 Jagdtiger und war an der Westfront (Elsass) im Einsatz.

Bei Beginn des Rückzugs über Crailsheim-Nürnberg nach München im April waren, so ist relativ gut dokumentiert, anfangs noch 24 Jagdtiger vorhanden. Aber nur zwischen drei und zehn davon einsatzbereit. Auch unterwegs wurde deshalb immer repariert. Der Transport der Ungetüme erfolgte auf längeren Strecken per Bahn oder per Tieflader auf der Straße.

Der Verlust der einzelnen Panzer ist vielfach nachweisbar. Allerdings verliert sich die Spur von fünf Jagdtigern, die von Crailsheim Richtung Nürnberg auf der Straße unterwegs waren. Thomas Gmeiner glaubt aufgrund von gesammelten Spuren, dass von diesen fünf Panzern ein Jagdtiger im Donaumoos, einer in Türkenfeld (Landkreis Fürstenfeldbruck) und einer eben bei Haimpertshofen gesprengt wurde. Nach seiner Theorie war der Haimpertshofener Panzer auf dem Weg nach Hohenkammer, wo er auf der Anhöhe zur Verteidigung eingesetzt werden sollte.

Heimatforscher Reinhard Haiplik hat in seinem Buch ("Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz") von einer Sprengung eines Panzers an dieser Stelle nichts berichtet. Seine Schilderung dazu aus den letzten Apriltagen 1945 steht aber auch nicht im Widerspruch zu Gmeiners Theorie: "Im Wald zwischen Haimpertshofen und Pörnbach halten sich noch viele SS-Soldaten auf. Die Amerikaner sind deswegen sehr vorsichtig. Auf einer Anhöhe bei Haimpertshofen wird von Bachappen her auf einen ihrer Panzer geschossen. Die Amerikaner schießen wild zurück."