Baar-Ebenhausen
Grüner Kranz: Die Geschichte geht weiter

Nach der Sanierung der früheren Wirtschaft: Großes Interesse der Bevölkerung

09.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:01 Uhr
Geschmackssache ist der Anbau am Grünen Kranz - und nach wie vor umstritten. Planer Matthias Hofstetter erläuterte vor zahlreichen Besuchern die seit 2016 laufende Sanierung des Denkmals. −Foto: Pehl

Baar-Ebenhausen (PK) Sein Vater, so erinnerte sich Ludwig Wayand beim gestrigen Tag des offenen Denkmals, hat im Grünen Kranz immer Schafkopf gespielt.

Als Bub durfte der heutige Rathauschef zuschauen und eines Tages sogar als Ersatz für ihn mitspielen, worauf Wayand seinerzeit mächtig stolz war. Seit 2008 ist der Grüne Kranz keine Wirtschaft mehr - aber dafür nach der Sanierung ein weiteres Schmuckstück im Zentrum von Ebenhausen. Befindet sich das mächtige Gebäude doch in der Nachbarschaft des Brunnens, wo früher die Dorfschmiede stand, der mächtigen Eiche, einem Naturdenkmal, und der Kirche.

Die Geschichte des Anwesens und des Grundstücks an der Münchener Straße reicht weit zurück. Ob an dieser Stelle einst wirklich das Schloss von Ebenhausen war, ist eine Vermutung, die freilich nicht zu beweisen ist. Überliefert ist, dass dort im Jahr 1540 der älteste Gasthof Ebenhausens nachgewiesen werden konnte. Das jetzige Gebäude mit Satteldach und Bodenerker stammt aus dem Jahr 1721, wie dendrochronologische Untersuchungen ergaben.

Nach der Schließung der Gaststätte stand die Frage der weiteren Nutzung an. Was viele nicht wissen: An diesem Punkt der Geschichte kam erstmals die Gemeinde mit ins Spiel. Nicht als offizieller "Player", wie man heute auf Neudeutsch sagt, sondern mehr im Hintergrund. "Das war ein Gewirr von Verträgen", erinnert sich Wayand. "Am Anfang schien das schier unlösbar. " Doch mit Geduld und Geschick gelang es schließlich doch, diesen juristischen Knoten zu lösen. Nach einer umfassenden Untersuchung durch die Denkmalschützer konnte im Jahr 2016 die Sanierung beginnen, die laut Planer Matthias Hofstetter im Wesentlichen abgeschlossen ist, wobei immer noch Restarbeiten anstehen.

In etlichen Gesprächen und Beratungen zwischen Denkmalschutz, Gemeinde, Landratsamt und Investoren konnte am Schluss auch ein Kompromiss erzielt werden, was Abriss, Umbau und die Planung neuer Bauteile betraf. Die Meinungen hierüber, vor allem über den Anbau mit Dachterrasse, sind freilich nach wie vor geteilt, wie gestern bei den Führungen im Rahmen des Tages des offenen Denkmals wieder einmal zu hören war. Während die Sanierung des Altbaus unisono als gelungen bezeichnet wird, können sich manche Bürger mit dem modernen Anbau so gar nicht anfreunden.

"Es ist jetzt so, wie es ist", lautete das Resümee von Rathauschef Wayand, während der stellvertretende Landrat Anton Westner der Kombination von Alt und Neu durchaus etwas abgewinnen kann. "Es gefällt mir", sagte Westner, der das Haus bisher nur von außen kannte. Planer Matthias Hofstetter wies im Zusammenhang mit dem modernen Anbau auch auf die Erfordernisse des Brandschutzes hin, die zu berücksichtigen seien.

Wie fast immer bei derart alter Bausubstanz erlebten die Planer und die Firmen nahezu täglich neue Überraschungen. Risse im Mauerwerk, tonnenweise Müll, ein teilweise undichtes Dach, abgefaulte Lager und Böden mit einem Gefälle von 13 Zentimeter sind nur einige Beispiele dafür. Auch wurde das einzige profane Baudenkmal Baar-Ebenhausens selbst im Laufe der Zeit einige Male verändert. Am markantesten dürfte der Erker sein, der erst um das Jahr 1800 angebaut wurde. Nach der Sanierung ist der Grüne Kranz wieder ein Schmuckstück im Herzen der Gemeinde geworden. Welchen Wohnkomfort so ein saniertes altes Gebäude bieten kann, davon durften sich die Besucher beim Tag des offenen Denkmals mit eigenen Augen überzeugen. Im Erdgeschoss soll ein Laden einziehen, in den Stockwerken darüber sind fünf Wohnungen entstanden - die bereits alle verkauft sind.

Bernhard Pehl