Pfaffenhofen
Glückauf in eine solidarische Zukunft

DGB-Maikundgebung in Pfaffenhofen: Sorge um Chancen für die junge Generation

02.05.2021 | Stand 25.10.2023, 10:22 Uhr
Familien dürfen nicht unter die Corona-Räder kommen: Roland Dörfler, Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Pfaffenhofen (von rechts), Tamara Hübner, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, und Bürgermeister Thomas Herker. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen - Solidarität mit Abstand: Immerhin drei Dutzend Teilnehmer waren zur Maikundgebung des DGB auf den Hauptplatz gekommen. Es wären, glaubt die Haupt-Rednerin Tamara Hübner, ohne Infektions-Sorgen deutlich mehr gewesen. "Der Drang unserer Mitglieder zusammenzukommen ist groß", hatte die 2. Bevollmächtigte der Ingolstädter IG Metall festgestellt. Denn sie befürchten, dass die Arbeitgeber unter dem Corona-Deckmantel Betriebe verlagern, Personal abbauen und soziale Standards schleifen. Hübner: "Vom Klatschen wird niemand satt!"

Im vergangenen Jahr, in der ersten Pandemie-Welle, hatte der DGB alle Veranstaltungen zum Tag der Arbeit abgesagt. Jetzt bat Roland Dörfler, Vize-Bürgermeister und als DGB-Kreisvorsitzender Veranstalter der Kundgebung, die Teilnehmer, innerhalb der Absperrbänder vor dem Rathaus Masken zu tragen und Abstand zu halten. Waren früher die Maikundgebungen auch willkommener Anlass, sich auf dem Hauptplatz bei Weißbier und Blasmusik mit Gleichgesinnten zu treffen, drängte sich diesmal der Eindruck auf: Die Teilnehmer kamen aus persönlicher Betroffenheit, weil sie sich coronabedingt um die wirtschaftliche und soziale Zukunft sorgen.

Dörfler griff in seinem Grußwort das diesjährige Motto auf: Solidarität ist Zukunft. Die sieht er durch jene gefährdet, "die jetzt in der Pandemie erneut ,Privat vor Staat' rufen und die seit Jahrzehnten den Sozialstaat abbauen wollen". In diesem Moment erfasste eine Windbö das große DBG-Plakat und warf es um. Dieses Zeichen vom Himmel nahm Dörfler schmunzelnd als Bestätigung seiner Forderung: "Wir brauchen einen starken Sozialstaat." Das habe sich gerade in der Pandemie deutlich gezeigt: Der Sozialstaat müsse ausgebaut, krisen- und zukunftssicher gemacht werden. "Gesundheit, Pflege und Rente sind kein Markt für private Geschäfte und Gewinne." Und: "Beschäftigte, Alleinerziehende, Familien und Niedriglohnbezieher dürfen nach der Pandemie nicht unter die Räder kommen."

Dem schloss sich Bürgermeister Thomas Herker in seinem Grußwort an und führte als Beispiel Paketzusteller und Mitarbeiter des Gesundheitswesens an: "Sie haben unsere Solidarität verdient." Und Solidarität bedeute, Verantwortung zu übernehmen. Herker: "Glückauf! Gehen wir gemeinsam und solidarisch in eine lebenswerte Zukunft!"

Auf diejenigen, die in dieser Zukunft leben werden, ging Tamara Hübner ganz besonders ein - die Kinder und Jugendlichen. "Fehlende Ausbildungsplätze, verschleppte Prüfungen, ein erschwerter Lernalltag, existenzielle Nöte - all das bedeutet Corona für sie." Die "vermeintliche Bildungsrepublik Deutschland" sei eine große Baustelle. Seit Jahren kritisierten die Gewerkschaften eine eklatante Unterfinanzierung, die fehlenden Gebäudesanierungen, den anhaltenden Personalmangel, die schlechte Ausstattung mit digitaler Technik. Auf 45 Milliarden Euro belaufe sich der Investitionsstau. Hübner: "Wie wenig dem Staat das Bildungswesen in der Pandemie wert ist, lässt sich an Zahlen ablesen." Rund fünf Milliarden Euro würden an Nothilfen für Kitas, Schulen, Ausbildung und Hochschulen ausgeben - nur ein kleiner Bruchteil der gesamten Corona-Hilfen. "Wenn man auf drei Millionen Kita-Kinder, elf Millionen Schülerinnen und Schüler, fast drei Millionen Studierende und 1,5 Millionen Auszubildende schaut, muss man sagen: Die Hilfen für unser Bildungssystem sind verbesserungswürdig."

Der Pandemie zu Opfer gefallen war in diesem Jahr auch der Auftritt der Stadtkapelle, die in den vergangenen Jahren die Gewerkschafts-Veranstaltung musikalisch umrahmt hatte. Diesmal kam das Arbeiterlied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" vom Band.

PK

Albert Herchenbach