Gerolsbach
Lesen, falten, flechten

PK TRIFFT Jutta Bernklau, die in Gerolsbach aus alten Zeitungen ganz individuelle Papierkörbe fertigt

15.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:03 Uhr

Kreative und nützliche Zweitverwendung: Vor zwei Jahren hat Jutta Bernklau eine Technik entwickelt, wie man aus Tageszeitungen Papierkörbe flechten kann. - Foto: Staimer

Gerolsbach (PK) Zeitung kaufen, lesen und ab in den Papierkorb, das ist für Jutta Bernklau passé. Die Wahl-Gerolsbacherin hat eine Falt- und Flechttechnik ersonnen, mit der aus den ausgelesenen Tageszeitungen stabile Körbe aus Papier gebastelt werden können.

Jeder hat mal aus Zeitungspapier einen Hut oder Flieger gebastelt. Doch es geht auch komplexer. Aus dem Stapel an Zeitungen, die in vielen Haushalten nach dem Lesen den direkten Weg ins Altpapier nehmen, produziert Bernklau Papierkörbe oder Behälter, die obendrein noch durch ihre Stabilität überzeugen.

"Die vielen Seiten sind nicht nur informativ. Man kann auch etwas Nützliches daraus machen", lautet Bernklaus Überzeugung. Jutta Bernklau ist eine, die sich seit vielen Jahren Gedanken macht um den Umweltschutz, eine, der der ressourcenschonende Umgang mit Wertstoffen am Herzen liegt. Die zweifache Mutter hat sich in vielen Lebensbereichen eine individuelle Form des Recyclings ausgedacht, die dem verarbeiteten Material einen gewissen Mehrwert verleiht - zumindest für die Zeitspanne der Weiternutzung. So werden aus alten Plastiktüten Taschen gehäkelt, aus ausgedienten Tetrapacks ein Einkaufskorb oder aus ausgelesenen Zeitungen Multifunktions-Papierkörbe gebaut. Die Gerolsbacherin wird nicht müde, ihr Wissen um pfiffige Upcycling-Ideen weiterzugeben. Sie bietet ihre Kurse auch immer wieder an der Schrobenhausener Volkshochschule an. Eine Plastikbox steht zu Demonstrationszwecken auf dem Esstisch bereit. Darin befindet sich allerhand Material, das Bernklau benötigt, um aus Zeitungen einen Korb zu flechten: in Tellergröße zugeschnittene Wellpappescheiben, eine Schere, Bastelleim, Wäscheklammern und natürlich Zeitungen. "Wir brauchen circa 75 Minuten", prophezeit Bernklau. Weil sie die Zeitungen schon vorbereitet habe, geht es schneller. Sie braucht ausschließlich Doppelseiten und sortiert sie aus. Daraus faltet sie drei bis vier Streifen. Ein Teil davon wird zu einem Ring geschlossen - im Durchmesser so groß wie der gewünschte Papierkorb. Als "Akrobatik" bezeichnet die Bastlerin augenzwinkernd die nötigen Handgriffe, um mit etwas Geschick und Körpereinsatz die zweite Pappscheibe am künftigen Korbboden mit Leim und Wäscheklammern zu fixieren. Das Teil erinnert ein bisschen an eine Krake mit seinen Zeitungstentakeln. Dann werden flugs und behände Zeitungsring um Zeitungsring in das vorbereitete Grundgestell eingeflochten. Oben dann noch mal die überstehenden Enden gegenflechten und fertig.

Nebenbei plaudert Bernklau aus dem Nähkästchen. Die Methode habe sie selbst entwickelt, als sie für das Pfingstprogramm der Landjugendbewegung am Petersberg eine Bastelidee für einen Workshop brauchte. Es musste schnell gehen und das Material sollte so gut wie nichts kosten, lauteten die Vorgaben. Nach etlichem Tüfteln und Probieren war der erste Korb fabriziert. Man könne das Endprodukt nicht nur als Papierkorb nutzen, sondern auch als Behältnis für Kartoffeln oder Zwiebeln, sagt Bernklau. Es sei auch bestens geeignet als individuelles Geburtstagsgeschenk, wenn der Bastler Zeitungsartikel, die den Bedachten betreffen, einarbeitet. Ihre Tochter Johanna habe in ihrem Exemplar ein Zeitungsfoto einer Vogelspinne im Boden verarbeitet. Der Fantasie seien da keine Grenzen gesetzt. Hat der Papierkorb ausgedient, so könne er problemlos im Altpapier entsorgt werden, sagt Bernklau.