Jetzendorf
Gemeinsam für ein grünes Jetzendorf

Im Netzwerk Natur wollen die verschiedenen Gruppen zusammenarbeiten um ökologische Ziele zu erreichen

25.02.2021 | Stand 23.09.2023, 5:10 Uhr
Im Siedlungsgebiet Ilmblick sollen die ersten Maßnahmen des Netzwerk Natur starten. −Foto: Ostermair

Jetzendorf - Aus dem Grünen-Ortsverband Jetzendorf heraus haben sich Pläne für ein Netzwerk Natur gebildet, die Jochen Walz bei der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend in der Schulturnhalle vorstellte. Walz hatte zusammen mit Wolfgang Schneider lange und intensiv an dem 36-seitigen Konzept gefeilt.

"Das Netzwerk Natur ist eine überparteiliche Interessengemeinschaft aller lokaler Akteure wie Vereine, Umweltverbände, heimische Landwirtschaft, Kirche und private Gruppierungen, die zusammen an einem runden Tisch sitzen und gemeinsam unter der Schirmherrschaft der Gemeinde über ökologische Aufgabenstellungen und deren Lösungen nachdenken und sie aktiv umsetzen", stellte Walz, selbst genauso wie Schneider bei den Jetzendorfer Grünen aktiv, klar. Der Maschinenbau-Ingenieur ist ein passionierter Naturschützer, der sich schon seit mehreren Jahren in der Nachbargemeinde Hilgertshausen-Tandern engagiert.

Was spricht für das Netzwerk Natur in Jetzendorf? Es soll das Wir-Gefühl steigern, so der Gedanke. "Miteinander reden statt übereinander schimpfen. Gemeinsam bewegen wir mehr", unterstrich Walz. Durch Bündelung von Expertenwissen und der Mitarbeit aller ehrenamtlich Interessierten aus der Gemeinde soll es gelingen, gemeinsam ökologische Projekte umzusetzen. Ziel seien Schaffung, Förderung und Schutz von nachhaltigen Lebensräumen für einheimische Insekten, Vögel und sonstige Wildtiere als Beitrag zum Artenschutz und natürlich der Erhalt der Kulturlandschaft. Man sei überzeugt, dass so auch die Lebensqualität der Bürger erhöht werden könne und mehr Wissen und Verständnis für die heimische Tier- und Pflanzenwelt erreicht werde. Das Netzwerk Natur könne auch wertvolle Hilfe bei der Umsetzung von ökologischen Auflagen bei Bebauungsplänen und Ausgleichsflächen leisten.

Schon vom Gesetz her seien ja die Kommunen für biologische Vielfalt verantwortlich. "Naturschutz ist verpflichtende Aufgabe für Staat und Gesellschaft", zitierte Walz Artikel 1 des Bayerischen Naturschutzgesetzes. Er und seine ausschließlich ehrenamtlich tätigen Mitstreiter seien gewillt, die Projektleitung zu übernehmen. Zusagen zur Mitarbeit würden bereits vom Bund Naturschutz, dem Landschaftspflegeverband, der Wildlebensraumbeauftragten im Landratsamt, der Naturschutzwächterin, den Fachexperten für naturnahes Grün, der Biodiversitätsberaterin im Landratsamt und der Unteren Naturschutzbehörde vorliegen. Wichtig sei natürlich auch, die Gemeinde im Boot zu haben. Dass es im Landkreis zur Gründung eines Landschaftspflegeverbandes kommt, davon ist nicht nur Walz sondern auch Jetzendorfs Bürgermeister Manfred Betzin (parteilos) überzeugt. Der Rathauschef erwartet insbesondere bei den notwendigen Arbeiten im Neubaugebiet Ilmblick (siehe unten), dass sich die vielen neuen Bürger, die hier eine neue Heimat gefunden haben, in irgendwelcher Weise einbringen. "Jeder muss da sein Scherflein beitragen. Das Netzwerk kann nur funktionieren, wenn die Bürger mit Begeisterung dabei sind", sagte der Bürgermeister. Der Ansatz vom Kleinen ins Große zu arbeiten, gefällt ihm gut. Betzin sprach sich auch für einen Flächenkatalog aus, der auch für spätere Aktivitäten des Landschaftspflegeverbandes benötigt werde.

Aus den Wortmeldungen von mehr als einem Dutzend Gemeinderäten wurde deutlich, dass man die vorgestellten Vorgehensweise des Netzwerkes Natur durchaus begrüßt. Stefan Gottschalk (Wählerliste Lampertshausen) meinte allerdings, dass der Bürgermeister im noch zu gründenden Landschaftspflegeverband die Aufgaben von Netzwerk Natur übernehmen könnte, woraufhin Betzin klarstellte: "Den fachlichen Austausch mit dem Landschaftspflegeverband kann nicht die Gemeindeverwaltung leisten, dazu fehlen uns die Experten."

Zunächst aber drängte keiner im Gemeindeparlament darauf, Beschlüsse zu fassen. Man will dazu erst noch die Bau- und Umweltausschusssitzung abwarten, die in Kürze stattfindet.

PK

DAS ERSTE PROJEKT

Das Netzwerk Natur hat schon mal mit der Bestandsaufnahme von Flächen im Süden der Gemeinde begonnen und auch schon mögliche Pflegepläne erstellt. Start der Maßnahmen soll im neuen Siedlungsgebiet Ilmblick sein. Dieses Gebiet mit einer Gesamtfläche von 7500 Quadratmetern werde auf jeden Fall ökologisch aufgewertet. Beispielhaft wurden Details für die Fläche südlich des Kreisverkehrs aufgezeigt. Hier gehe es um Wildblumensaum, Blumenwiesen, Frühblüherwiesen, Wildobst, Totholz, Steinhaufen und Sitzgelegenheit. Mulch habe man im November bereits beseitigen können.

Der Grünen-Ortsverband habe für die gemeindlichen Flächen die Patenschaft für Anlage und Pflege übernommen. Durch freiwillige Spenden sollen die Flächen weiter aufgewertet werden, schließlich müssen Blumenzwiebeln und hochwertiges gebietseigenes Saatgut beschafft werden. Ein gutes Beispiel gebe es schon bei den Jetzendorfer Tennisplätzen, wo durch Mitglieder eine Umwandlung von Rasenflächen in eine Feuchtwiese mit heimischen Blumen und Gräsern erfolgte.

Dass für die Pflege der Natur nicht Unmengen von Geld ausgegeben werden müssen, wurde von Jochen Walz aufgezeigt. Für das Gesamtkonzept Ilmblick kommt er auf 5300 Euro Kosten (ohne Arbeits- und Maschinenkosten). Bei den verschiedenen Aufgaben könne man sich eine Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Jugendarbeit durchaus vorstellen.

ost

Josef Ostermair