Jetzendorf
Gemeinde muss tief in die Tasche greifen

Sanierung der Jetzendorfer Schule samt Turnhalle kostet allein für Heizung, Lüftung und Sanitärbereich knapp zwei Millionen Euro

14.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:14 Uhr
Über 2,7 Millionen Euro muss die Gemeinde in die Sanierung von Schule, Turnhalle und Turnleistungszentrum stecken. −Foto: Foto: Ostermair

Jetzendorf (ost) Für die im nächsten Jahr anstehende Sanierung von Schule und Schulturnhalle muss die Gemeinde Jetzendorf tief in die Tasche greifen. Allein die Sanierungsmaßnahmen im Heizungs-, Entlüftungs- und Sanitärbereich kosten knapp zwei Millionen Euro.

Hinzu kommen noch Kosten für die Hochbaumaßnahmen, die von der Pfaffenhofener Architektin Rita Obereisenbuchner schon 2017 mit rund 670000 Euro beziffert wurden. "Hier sind noch keine Baunebenkosten eingerechnet", gibt Bürgermeister Manfred Betzin (CSU) zu bedenken. Die Maßnahmen im Hochbaubereich beinhalten Fenster, Türen und Dämmung fürs Dach und Zwischendecke.

Im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung ging es aber ausschließlich um Sanierungsmaßnahmen im Bereich Heizung, Belüftung und dem gesamten Sanitärbereich. Hier haben der Versorgungsingenieure Martin Regler aus Ilmmünster und Wolfgang Schwegler von IWS (Ingenieurbüro für Energie- und Gebäudetechnik) in Benediktbeuern mit Kosten von rund zwei Millionen Euro "erschreckt". So muss nämlich mit Gesamtsanierungskosten von über 2,7 Millionen Euro gerechnet werden. Die beiden Fachmänner haben den Ist-Zustand und Schäden aufgezeigt, eine Prioritäten-Reihenfolge erstellt und sich mit dem Wärmeverbrauch der Schule vor und nach der Sanierung befasst. Auch das Konzept einer möglichen Hackschnitzelheizung wurde erörtert und auch hier ein Wirtschaftlichkeitsvergleich zwischen einer Heizöl- und einer Hackschnitzelheizung aufgezeigt.

Verbesserungswürdig sei die Lüftung in der Turnhalle mit Umkleiden und Turnleistungszentrum. Gerade wegen der fehlenden Lüftung im Turnleistungszentrum sollte man sich nach den Worten Reglers Gedanken machen, weil hier eben jegliche Wärmerückgewinnung fehlt. Wärmerückgewinnung fehle auch in der bestehenden Lüftung der Turnhalle, wo ein überdimensionierter Luftwechesel festgestellt wurde. Ein weiterer Kritikpunkt: Schlechte Luftführung für Belüftung und Entlüftung. Auch die Hygiene bei den vorhandenen Lüftungskanälen lasse zu wünschen übrig.

Festgestellt wurde zudem ein extrem hoher Energieverbrauch bei Heizöl und Strom. Eine Reparatur an der bestehenden Lüftungsanlage sei gesetzlich gar nicht mehr zugelassen, die Anlagentechnik sei extrem veraltet. Regler erklärte, dass die Statik eine neue Lüftungsanlage auf dem Hallendach wohl nicht hergeben werde. Man könne die Halle eventuell mit Deckenstrahlern heizen. Der Vorteil sei hier deutliche Energieeinsparung.

Nicht gut sieht es auch mit den Sanitäranlagen in Schule und Turnhalle aus. In dem verzinkten Rohrsystem seien sehr starke Ablagerungen und Steinbildungen festgestellt worden. "Und auch die heutigen Hygieneanforderungen kann man mit diesen Rohren nicht erfüllen", unterstrich Regler mit dem Hinweis, dass die Heizung aus dem Jahre 1984 stammt und es im Schulhaus und in der Halle auch keinen Verbrühungsschutz gibt. Bei der Warmwasserbereitung sei die Bevorratung viel zu groß, sowohl Anlagentechnik als auch die Einrichtungsgegenstände werden als sehr veraltet angesehen. Größtenteils in Ordnung seien nur die Grundleitungen und der untersuchte Kanal. Bei der Heizung haben die Umwälzpumpen von 1984 nur mehr einen sehr geringen Wirkungsgrad, es sei praktisch nur der Heizöltank noch in Ordnung.

Dass auch im Flachdach der Turnhalle Wasser eindringt, damit hatten die Gemeinderäte nicht gerechnet. Aber auch das Rohrsystem zum Flachdach sei "gnadenlos" überdimensioniert. Wolfgang Schwegler bezifferte die Kosten für die Flachdachentwässerung der Turnhalle - Demontage, neue Flachdacheinläufe, neues Leitungsrohrnetz mit Anbindungen - mit 36300 Euro. Für Heizung, Lüftung und Sanitär im Bereich Turnhalle und Turnleistungszentrum reichen aber nicht mal 930000 Euro, wenn man rigoros erneuert.

Bürgermeister Betzin stellte fest, "dass man mehr Pakete schnüren müsse", weil es auch Einsparmöglichkeiten gebe. So könne man bei den vielen Pissoires ruhig auf das eine oder andere verzichten. Ob die neue Heizzentrale wie bisher auf Heizöl zurückgreift oder Biomasse verwendet wird, hat der Gemeinderat noch zu entscheiden. Eine Hackschnitzelanlage sei in der Anschaffung fast dreimal so teuer wie Heizöl. Schwegler ist aber überzeugt, dass sich langfristig Heizen mit waldfrischen Hackschnitzeln lohnt. Sein Fazit: "Eine Preissteigerug von hundert Prozent bei dem Brennstoff Biomasse W 50-P45 verursacht die gleichen Mehrkosten als eine Preissteigerung von rund zehn Prozent beim Brennstoff Heizöl." Auch vom CO2-Ausstoß her müsse man der Biomasse klar den Vorzug geben. Schwegler errechnete im Fall Jetzendorf eine Einsparung von CO2-Ausstoß von 2340 Tonnen in 20 Jahren.