Geisenfeld
Nur die Stimme als Instrument

"Free Vocals" rocken mit gesanglicher Perfektion und stilistischer Vielfalt den Rathaussaal

29.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Ihr leidenschaftlicher Spaß an der Sache war den sechs A-Cappella-Sängern bei jedem ihrer Songs anzumerken und er entfaltete auf das Publikum förmlich eine ansteckende Wirkung. - Foto: Zurek

Geisenfeld (GZ) Standing Ovations und Zugaberufe - selten hat das Publikum der Rathauskonzerte seiner Begeisterung so lebhaft Ausdruck verliehen, wie nach dem Auftritt der "Free Vocals". Diese eroberten die Zuhörer mit gesanglicher Perfektion, stilistischer Vielfalt und sympathischem Humor.

Vereinfacht gesprochen könnte man die Leistung der sechs jungen Sänger im Alter zwischen 18 und 27 Jahren unter dem Motto "gelernt ist gelernt" zusammenfassen - gleich ob sie ihre Strahlkraft als Solisten oder als harmonischer Klangkörper im Tutti entfalten. Dass sie allesamt ihre musikalische Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen genossen haben, reicht als Erklärung für ihren Erfolg indes nicht aus. Sicher, sie beherrschen die "Klaviatur" der menschlichen Stimme, wissen um die Bedeutung von sauberer Artikulation, Dynamik und Spannkraft. Sie verstehen es, akustische Effekte gezielt einzusetzen. Das allein reicht schon für ein "reines", eher intellektuelles Hörvergnügen - zu erleben mit Orlando di Lassos würdevollem "Gloria" oder dem filigranen "Ave Maria" von Anton Bruckner. Um ein Publikum derart in den Bann zu ziehen, wie in Geisenfeld geschehen, braucht es aber mehr. Dazu gehört zum einen das nötige Einfühlungsvermögen - welches Stephan Schlögl, Felix M. Lindberg und Marco Illichmann (Tenor), Florian Kerscher (Bariton) sowie Lorenz Blattert und Peter Lutz (Bass und Moderation) - bei der Interpretation von Felix Mendelssohn-Bartholdys "Hebe deine Augen auf" ebenso unter Beweis stellen, wie bei Leonard Cohens "Halleluja" oder Eric Claptons "Tears in Heaven".

Was nicht fehlen darf ist überdies der leidenschaftliche Spaß an der Sache. Und den haben diese Burschen ganz offensichtlich (ja, man kann ihn tatsächlich hören und sehen) - allen voran, wenn sie Hits von Billy Joel bis zu den Prinzen in teils selber arrangierten Versionen schmettern und dabei ploppend, schnipsend und summend den Rhythmus ausleben. Zum gesanglichen "Lollipop" für Erwachsene werden dabei nebst gleichnamigem Titel auch Zuckerl wie Jason Mraz €˜ "I'm Yours". Das humorige i-Tüpfelchen bilden schließlich Titel von "Basta" mit ihrem nicht ganz stubenreinen Witz.

Spätestens nach der zweiten Zugabe - einer Cover-Version des Gänsehaut-Garanten "Angels" von Robbie Williams, bei dem alle sechs noch einmal zu Hochform aufliefen - war klar: Die "Comedian Harmonists" sind passé, die "Wise Guys" gerade auf Abschiedstournee - aber für alle Fans des A-Capella-Gesangs gibt es Hoffnung: Mit den 2015 gegründeten Free Vocals aus Regensburg stehen würdige Nachfolger in den Startlöchern. Ihre Aufforderung "Träum vom Meer" kann es mit dem Original aufnehmen und lässt auf "Mehr" hoffen - allen voran in Geisenfeld.