Geisenfeld
Ein Container voller Hoffnung

Hilfsverein Tamatogo verschifft tonnenweise Sachspenden in sein Waisenhaus in Schwarzafrika

09.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:13 Uhr

Es ist vollbracht, der Container ist voll: Brigitte Peters (von links), Amidou Mahamadou und Helga Kirmaier nach dem Beladen. Am 10. Juli soll die Ware in der togolesischen Hauptstadt Lomé ankommen – und wird dann im Waisenhaus des Vereins Tamatogo, das sich in Yogon befindet, an die Kinder verteilt - Fotos: Tamatogo

Geisenfeld (GZ) Gegen den Strom arbeitet Tamatogo. Während sich unter dem Zulauf an Flüchtlingen die Stimmung dreht, setzen Amidou Mahamadou und Brigitte Peters, die den Geisenfelder Hilfsverein ins Leben gerufen haben, auf etwas ganz anderes: den Menschen direkt in Schwarzafrika zu helfen. Vor acht Jahren ist Tamatogo gegründet worden. Hervorgegangen ist er aus dem privaten Engagement des Ehepaars.

Peters ist Geisenfelderin, ihr Mann stammt aus Togo. Um den Menschen in seiner Heimat zu helfen, hat er eine Trommelgruppe gegründet. „Und um diese herum haben wir viele Unterstützer gewonnen“, erzählt Peters. In Yogon, einem Dorf nahe der togolesischen Hauptstadt Lomé, haben die beiden ein Waisenhaus gegründet. Elf Kinder leben dort. Werden ausgebildet. Lernen für die Schule. Und fürs Leben. „Wir könnten da auch 80 Kinder unterbringen. Wenn wir das Geld hätten“, erzählt Peters. Vieles hängt am Geld. Es begrenzt den Wirkungskreis des Vereins.

Im Lauf der vergangenen Jahre hat sich in Keller und Speicher des Hauses, in dem Peters, Mahamadou und ihre beiden Töchter leben, tonnenweise Spendenmaterial angesammelt. Außerdem ist es für das Waisenhaus im Herzen Schwarzafrikas wichtig, ein Auto zu bekommen. „Letztlich sind es jetzt sogar zwei geworden“, berichtet Peters. Die Spender wollen nicht genannt werden. Und so bleiben sie ebenso im Dunkeln wie die rund 200 weiteren Helfer, deren Spendenware wohl schon bald togolesische Kinderherzen höher schlagen lässt. „So viele Menschen sind es, die uns unterstützen“, erzählt Peters. Und weil es nicht ganz einfach ist, zwei Autos, 35 Fahrräder, zehn Betten und Matratzen, rund 200 Säcke voller Kleidung und 30 Kisten mit Spielzeug, Tafeln, Decken, Büchern und sogar einer Wäschespinne durch die halbe Welt zu transportieren, hat der Verein gespart. 4000 Euro waren nötig, um einen riesigen Schiffscontainer anzumieten.

Vor einigen Tagen ist der zwölf Meter lange Container nach Geisenfeld gekarrt worden. Auf dem Gelände der ehemaligen Spedition Weichenrieder stand er. Und wurde von den Helfern vollgepackt mit all der Ware. Die Autos stehen unten, darüber ein Gerüst. In ihnen, drum herum und darüber stapeln sich die Säcke und Kisten. Tonnen von Hilfsgütern, die im Waisenhaus und im Dorf Yogon dringend benötigt werden. Acht Seiten lang ist die Dokumentation, die Peters zusammen mit Helga Kirmaier geschrieben hat. „Da ist mehr Papierkram nötig, als man denkt“, sagt Kirmaier. Schließlich soll alles ganz regulär, nach den Gesetzen und in Absprache mit den togolesischen Behörden und Ämtern ablaufen. „Unter der Hand läuft mit uns nichts, wir gehen überall den offiziellen Weg“, fügt Peters an. Daher gibt es in Lomé den Partnerverein „Tamatogo A2T“. Dessen Mitglieder sitzen bereits am Hafen und warten auf den Container. Dieser wurde zunächst mit dem Lastwagen, dann mit dem Güterzug nach Hamburg gebracht. Ob das Containerschiff nach Togo schon abgelegt hat, weiß Peters nicht so genau. Wichtig ist nur, dass die Ware bis zum 10. Juli in Lomé ankommt. Kurz danach wird die Familie nämlich auch dort einreffen, um im einmonatigen Heimaturlaub von Mahamadou all die Waren auch gerecht zu verteilen.

Der Zustrom der Flüchtlinge und die langsam kippende Stimmung im Landkreis bedrücken die Familie übrigens sehr. „Es ist halt auch nicht der beste Weg, dass sie alle hierherkommen“, sagt selbst Peters. „Viel wichtiger wäre ein politischer Wandel. Dass Hilfe direkt in den armen afrikanischen Ländern geleistet wird. Damit die Menschen auch dort bleiben können.“

Ihr privates Engagement zielt genau in diese Richtung ab. Das Waisenhaus soll helfen, den togolesischen Kindern eine gute Bildung zu verschaffen. „Damit sie ihrem Land später etwas zurückgeben und es aufbauen können“, ergänzt Kirmaier. Der Container voller Hoffnung aus Geisenfeld soll dennoch eine Eintagsfliege bleiben. „Damit muss für ein paar Jahre einfach mal Ruhe sein“, fügt Peters an. Auf weitere Sachspenden würde sie momentan ganz gerne verzichten. Sie ist ziemlich froh, dass Keller und Speicher vorerst einmal leer sind. Teilpatenschaften für die Waisenkinder können aber gerne weiter übernommen werden. Wer sich darüber und über den Verein informieren möchte, braucht nur bei der Vorsitzenden anrufen, die unter Telefon (0 84 52) 25 13 erreichbar ist.