Geisenfeld
28 Kriegsopfer fehlen auf dem Denkmal

Ludwig Sommerer hat fast zu jedem der hiesigen Gefallenen alte Dokumente zusammengetragen – GZ-Serie, Teil zwei

11.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:22 Uhr

Das Geisenfelder Kriegerdenkmal in seiner ursprünglichen Form, wie man es 1924 für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet hat. 1954 wurde es umgestaltet und auch mit den Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges versehen - Foto: Archiv Sommerer

Geisenfeld (kog) 381 Namen. So viele stehen auf dem Geisenfelder Kriegerdenkmal. Es gibt auch den Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus der Pfarrei eine würdige Erinnerung – aber nicht allen. 28 Namen fehlen, hat Heimatforscher Ludwig Sommerer herausgefunden.

Keiner in Geisenfeld hat sich so intensiv mit den hiesigen Opfern des Ersten Weltkrieges befasst wie Ludwig Sommerer. Er hat Standesamtsdaten ausgewertet und sämtliche Ausgaben des Geisenfelder Wochenblatts durchforstet, und so zu vielen Gefallenen bis zu acht verschiedene „Quellen“, also Fotos, Todesanzeigen oder Danksagungen zusammengetragen.

Was die Zahl und Identität der Gefallenen aus der Pfarrei Geisenfeld angeht, so hat sich hier in den vergangenen hundert Jahren „ein wenig ein Durch-einander“ entwickelt, hat Sommerer herausgefunden. Als Beispiel nennt er die Diskrepanz zwischen dem alten und dem neuen Kriegerdenkmal. Das alte wurde im September 1924 für die hiesigen Gefallenen des Ersten Weltkrieges enthüllt. 1952 wurde dieses dann auf Initiative des wiedergegründeten Krieger- und Veteranenvereins umgestaltet und mit den Namen der 255 Gefallenen der Kriegsjahre 1939 bis 1945 versehen. Wie der Vorsitzende Hans Schranner aus der Chronik seines Vereins weiß, hat die Gemeinde das Denkmal mitfinanziert – „durch das Fällen einiger Eichen am Hochstatt“.

Ein Punkt bleibt freilich rätselhaft, und der betrifft die deutlich geringere Zahl der aufgeführten Gefallenen des Ersten Weltkrieges. So waren etwa die Namen der neun Geisenfelder Vermissten auf dem alten Denkmal gesondert aufgelistet gewesen, berichtet Heimatforscher Sommerer, doch auf dem neuen Denkmal fanden sie keine Berücksichtigung. „Obwohl man doch fast 30 Jahre später davon ausgehen musste, dass von diesen Vermissten keiner mehr heimkommen wird“, wundert er sich.

Neben dem Kriegerdenkmal gibt es aber noch eine zweite Aufstellung, die den hiesigen Gefallenen eine würdige Erinnerung bewahrt – eine Gedenktafel etwa im DIN-A3-Format, die der Kriegerverein Anfang der 1920er Jahre anfertigen ließ. „Dazu gab es einen Aufruf im Wochenblatt, dass jede Familie ihre gefallenen Angehörigen melden und Fotos liefern soll“, weiß Hans Schranner. Die Rückmeldung ergab 125 Gefallene, davon 104 mit einem Foto.

Auch zwischen dieser Gedenktafel und dem alten Kriegerdenkmal ist die Übereinstimmung bezüglich der Namen der Gefallenen nicht hundertprozentig, weiß Heimatforscher Sommerer: „Auf dem Denkmal stehen einige Namen, die auf der Tafel fehlen, und umgekehrt“.

Einer der Gründe hierfür ist sicherlich „die damals nicht ganz einfache Zuordnung“, glaubt Hans Schranner – etwa bei einem Dienstboten, der in Geisenfeld arbeitete, aber seine Familie irgendwo auswärts hatte. „Da war halt die Frage, auf welches Denkmal der Name dieses Gefallenen sollte“. Das Geisenfelder Kriegerdenkmal in seiner Fassung von 1924 führte laut Sommerer insgesamt 154 Gefallene und Vermisste auf – aus dem Bereich der damaligen Pfarrei (ohne Untermettenbach).

Doch wie viele Opfer hat der Erste Weltkrieg insgesamt im Bereich der heutigen Großgemeinde Geisenfeld gefordert? Um dies herauszufinden, hat sich Ludwig Sommerer die Mühe gemacht und auch einen Blick auf alle anderen Kriegerdenkmäler im Gemeindegebiet geworfen. Ergebnis: Vom Ersten Weltkrieg sind in Engelbrechtsmünster 13 Namen aufgeführt, in Schillwitzried 16, in Ilmendorf 15, in Unterpindhart 18, in Rottenegg 26 und in Untermettenbach 13. In der Summe ergibt dies über 250 Gefallene. Damals sprach man von „Helden“, heute weiß man, dass der Begriff „Opfer“ wohl der passendere ist. Zehn Geisenfelder Familien wurden durch den Krieg sogar zwei Söhne entrissen (gesonderter Artikel hierzu folgt).