Pfaffenhofen
Einmal Ja zur Banken-Hochzeit

Vertreter der Hallertauer Volksbank stimmen für Fusion mit Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte

12.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:30 Uhr
Vor diesem Hintergrund werden sie sich bei künftigen Vertreterversammlungen nicht mehr treffen (von links): GVB Wirtschaftsprüfer Siegfried Drexl, Aufsichtsratsvoritzender Ernst Petz, Vorstand Thomas Lange, Georg Kiermeier und Vorstand Andreas Streb. −Foto: Zurek

Pfaffenhofen (PK) Wenn es nach der Hallertauer Volksbank geht, steht einer Fusion mit der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte nichts mehr im Weg. Mit überwältigender Mehrheit votierte die Vertreterversammlung des Geldinstituts am Montag im Stockerhof in Pfaffenhofen pro Fusion.

Das Votum mit nur zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung bestätige "auf eindrucksvolle Weise die Verbundenheit der Kunden mit ihrer Bank" und sei eine "Steilvorlage" für die heute anstehende Abstimmung beim künftigen Partner, befand Ernst Petz als Vorsitzender des Aufsichtsrates. Dass man bei der zukünftig namengebenden Volksbank-Raiffeisenbank Bayern-Mitte ebenfalls grünes Licht für den Zusammenschluss geben wird, darf als sicher gelten. Das durch die "Bündelung der Kräfte" entstehende Bankhaus mit Sitz in Ingolstadt wäre dann die drittgrößte Genossenschaftsbank im Freistaat - mit über 87000 Mitgliedern und 843 Mitarbeitern bei einem Kundenvolumen von rund acht Milliarden Euro und einer Bilanzsumme von fast vier Milliarden Euro. Nicht vom Ergebnis an sich, aber von der "überwältigenden Mehrheit überrascht", zeigte sich Vorstand Andreas Streb nach der Entscheidung. Ebenso wie sein Vorstandskollege Thomas Lange freut er sich, jetzt die "Mammutaufgabe" des Zusammenwachsens angehen zu können. Nach Mittwochabend müsse man "so schnell wie möglich in eine Entscheidungsfähigkeit kommen", so Streb. Schon für Donnerstag stünden mit dem Erwerb einer neuen Serverlandschaft "erste Investitionen" an. Man sei auch für die Mitarbeiter froh, dass nun "die Unsicherheit genommen ist" und man als "sichere, neue, große Bank" in eine gute Zukunft gehe, so Lange.

Der Abstimmung unter Aufsicht von Notar Wolfgang Grosser waren das trockene Verlesen der Vertragswerke und das übliche Prozedere einer Vertreterversammlung von der Vorstellung der Geschäftsbilanz bis zur Feststellung des Jahresabschlusses vorausgegangen. Auf einstimmigen Beschluss wurde die Verwendung des vom Jahresüberschuss (knapp 4,87 Milliarden Euro) verbleibenden Bilanzgewinns in Höhe von rund 1,96 Milliarden Euro wie folgt geregelt: drei Prozent fließen als Dividende auf die Geschäftsguthaben und rund 1,6 Milliarden in diverse Rücklagen.

Streb hatte für die Zustimmung zur Fusion geworben und begründet, warum "gerade jetzt" - angesichts sinkender Einnahmen im Niedrigzinsumfeld und steigender Kosten durch Regulierungsvorschriften - der richtige Zeitpunkt dafür sei. Man müsse eben auch als Genossenschaftsbank im Sinne der Kunden "rentabel arbeiten" und dürfe nicht von einer Substanz leben, die "über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte" aufgebaut wurde. "Solange es uns noch gut geht, können wir frei entscheiden und mitgestalten", so der Vorstand. Synergieeffekte erhofft sich Streb in der Vermeidung von "Doppelarbeiten". Im Bereich von Prüfungen, Umsetzung gesetzlicher Vorgaben oder der Erstellung des Jahresabschlusses sieht er dank der Fusion Einsparpotenzial. Für den Partner habe man sich unter anderem deshalb entschieden, weil die Geschäftsgebiete sich mit den eigenen "sehr gut ergänzen" - Doppelpräsenzen gebe es nur in Pfaffenhofen und Kösching - erklärte Streb, der versicherte, "mittelfristig" plane man den Erhalt der aktuell 51 Filialstandorte.

Fragen oder gar eine kontroverse Diskussion gab es im Vorfeld der Abstimmung nicht, auch Wünsche oder Anträge blieben aus. So wie Paul Mayer aus Großmehring war wohl die Mehrheit der 131 Wahlberechtigten im Publikum überzeugt: "Man muss das Überleben von Volks- und Genossenschaftsbanken sichern". Diese seien für den "normalen Bürger" das beste Bankenmodell. In der Frage, ob für den langfristigen Erhalt eine Fusion nötig sei, habe er "dem fachlichen Urteil von Vorstand und Aufsichtsrat vertraut".

Eine der beiden Gegenstimmen kam von einer Dame, die als langjährige Kundin ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie befürchtet, dass die Hallertauer Volksbank zukünftig als eigentlich starker Partner in der Beziehung nun "Befugnisse abgeben muss". Salopp gesprochen soll das nach dem Willen der Hochzeiter ein "Ehevertrag" verhindern, der eine paritätische Mitbestimmung beider Partner etwa im Aufsichtsrat vorsieht.

Maggie Zurek