Pfaffenhofen
Frieden muss erarbeitet werden

Gedenkfeiern zum Volkstrauertag in Pfaffenhofen

18.11.2018 | Stand 25.10.2023, 10:33 Uhr
Mit Pechfackeln führten Männer der Freiwilligen Feuerwehr am Samstagabend den Schweigemarsch zum Soldatenhain am Friedhof an. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Auch wenn wir seit 73 Jahren in der längsten Friedensperiode leben, die es je auf deutschem Boden gegeben hat, so ist Frieden längst nicht selbstverständlich und muss erarbeitet werden. Dieser Gedanke zog sich wie ein roter Faden durch die Reden der Veranstaltungen zum Volkstrauertag.

Am Samstagabend hatte der Kreisverband des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge zu seinem traditionellen Schweigemarsch vom Haus der Begegnung zum Friedhof eigeladen. Rund zwei Dutzend Männer der Freiwilligen Feuerwehr führten mit Pechfackeln den Trupp zum Soldatenhain an, wo 170 Gedenksteine, angeordnet in zwei großen Kreisen, an die gefallenen Soldaten erinnern: Namen, Geburts- und Sterbedaten von jungen Männern; kaum einer wurde älter als 30 Jahre. Vor jedem Stein flackerte ein Grablicht - auch als Mahnung, wie Landrat Martin Wolf in seiner Begrüßungsansprache erklärte, die Friedensarbeit nicht zu vernachlässigen. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Mitgliedern der Stadtkapelle unter anderem mit dem Kyrie aus Schuberts Deutscher Messe.

Als Gastredner ließ Christian Heller, Schulleiter des Haller-tau-Gymnasiums in Wolnzach, zwei Schriftsteller zu Wort kommen, Heinrich Böll und Wolfgang Borchert. Insgesamt 82 Millionen Tote haben die beiden Weltkriege gefordert. Heller: "Der einzelne verschwindet unweigerlich als winzige Teilmenge einer riesigen Zahl des Schreckens." Böll und Borchert überlebten den Krieg, aber er hat sie gezeichnet. "Unsere ganze Jugend geht dahin", zitierte Heller aus Briefen des Literaturnobelpreisträgers Böll von der Kriegsfront, "niemand kann fühlen, wie unendlich viel uns genommen wird." Der Schulleiter mahnte in seiner Rede: "Die allermeisten Menschen, zumal hier in Europa, wissen nicht, was Krieg bedeutet, denn sie leben seit 73 Jahren weitestgehend friedlich neben- und miteinander - und das ist nun in der Tat ein Geschenk und das Vermächtnis all jener, zu deren Gedenken wir heute versammelt sind."

Ihnen zu Ehren wurden von der Bundeswehr, der Reservisten-Kameradschaft und dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge drei Kränze niedergelegt. Pfarrer Albert Miorin rief dazu auf, die Vision des Propheten Jesaja Wirklichkeit werden zu lassen, wo Kalb und Löwe zusammen weiden, der Säugling vor dem Schlupfloch der Natter spielt und "das Land erfüllt ist von der Erkenntnis des Herrn".

Kränze des Sozialverbands VdK, der Stadt und des Soldaten- und Kriegervereins schmückten am Sonntag auch die Gedenkwand an der Pfaffenhofener Spitalkirche. Pfarrer Miorin leitete die Gedenkfeier zu Ehren der Toten, die begleitet wurde von Bläsern der Stadtkapelle unter Auwi Geyer und an der Fahnenabordnungen des Trachtenvereins, der Sudetendeutschen Landsmannschaft und des Soldatenvereins teilnahmen. Dessen Vorsitzender Richard Arzmiller sah im Volkstrauertag auch den Auftrag, "das Vermächtnis der Opfer zu erfüllen, indem wir uns alle nachhaltig für ein friedliches Zusammenlaben einsetzen". Und das über die nationalen Grenzen hinweg, erklärte Bürgermeister Thomas Herker, der unter anderem an die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, in Syrien, Mali oder im Jemen erinnerte.

Albert Herchenbach