Münchsmünster
"Freue mich, glauben zu dürfen"

Steffen Lutz wird dritter Prädikant der Evangelisch-lutherischen Kirche in Vohburg

07.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:18 Uhr
Steffen Lutz wird am Buß- und Bettag als Prädikant eingeführt. −Foto: bav

Münchsmünster/Geisenfeld (PK) Als Prädikant eingeführt wird der Geisenfelder Steffen Lutz von Regionalbischof Hans-Martin Weiß am Mittwoch, 21. November, dem Buß- und Bettag. Der Festgottesdienst findet um 19 Uhr in der evangelischen Kirche in Münchsmünster statt.

Mit dem Geisenfelder Steffen Lutz hat die Evangelisch-lutherische Kirche in Vohburg nach Friedel Helmich aus Riedenburg und Sabine Heyeckhaus inzwischen den dritten Prädikanten. Der Prädikant entstand im Zweiten Weltkrieg aus einem Pfarrermangel heraus. Doch was ist oder macht ein Prädikant? Wir haben Steffen Lutz gefragt.

Herr Lutz, was macht eigentlich ein Prädikant?

Steffen Lutz: Die Aufgaben sind nur im Gottesdienst und sie sind ehrenamtlich. Der Prädikant unterstützt den Pfarrer, gerade in einer Diasporasituation wie in Vohburg. Schwerpunkt ist die Verkündung des Wortes Gottes und die Auslegung, also Predigt. Er soll dabei eine Bereicherung für die Gemeinde sein, protestantische Vielfalt zum Ausdruck bringen und über Bodenhaftung, also Verwurzelung im Leben der Gemeinde, verfügen. Er darf auch selbstständig Abendmahlsgottesdienste halten, aber er darf keine Taufen oder Begräbnisse vornehmen.

Wo liegt der Unterschied zum Diakon?

Lutz: Der Diakon ist Hauptamtlicher und hat schon noch ein paar mehr Aufgaben. Der Prädikant hat keine Seelsorgeaufgaben, die sind ausschließlich Sache des Pfarrers oder Diakons. Ein Prädikant arbeitet immer im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, könnte also auch anderenorts eingesetzt werden.

Wie sind Sie denn auf den Weg des Prädikanten gekommen?

Lutz: Das ist eine lange Geschichte. Ich bin in Leipzig zu DDR-Zeiten geboren und war Ungetaufter mit der dort üblichen kommunistischen Jugendweihe. Meine Mutter war eine tausendprozentige Kommunistin, mein Vater ist wenigstens mit mir manchmal in Kirchen gegangen. Nicht zum Gottesdienst, sondern eher in eine Art Museum. Ich wurde nach dem Abitur Offizier in der NVA, habe 1987 geheiratet, zwei Söhne bekommen und wurde nach der Wende von der Bundeswehr übernommen. Durch die Militärseelsorge kam ich 1992 näher mit dem Christentum in Kontakt. 1995 hat mich mein Zivilberuf, ich bin Diplomingenieur, nach Manching zur damaligen DASA und nach Münchsmünster geführt. Später bin ich dann nach Geisenfeld umgezogen. Mein Interesse am Christentum wuchs und so ließ ich mich mit 36 Jahren in der neuapostolischen Kirche in Neustadt taufen. Der Freude darüber, glauben zu dürfen, was ja in der DDR verboten war, hat mich immer mehr fasziniert. 2011 wechselte ich in die Evangelisch-lutherische Kirche, aber ich wagte noch nicht aus mir selbst heraus den nächsten Schritt, Aufgaben zu übernehmen.

Sind sie von jemanden auf dieses Amt hingeführt worden?

Lutz: Das kann ich eindeutig sagen: Mein Ziehvater wurde Pfarrer Reinhard Wemhöner. Er gewann mich 2012 als Mitglied der Kirchenvorstandschaft und später für den Dekanatsausschuss. Die Arbeit dort und das Engagement für unseren Herrn Jesus Christus bereitete mir große Freude. So kam es, dass Pfarrer Wemhöner mir eines Tages nahelegte, doch Prädikant zu werden.

Wie sieht so eine Ausbildung aus?

Lutz: Zunächst kam es 2015 bei mir Zuhause zum Gespräch mit unserem Regionalbischof Hans-Martin Weiß. 2016 startete ich mit der ersten Stufe, meiner Ausbildung zum Lektor. Die Ausbildung ist größtenteils Selbststudium. Dazu kommen Seminarwochenenden. Diese Ausbildung ist fundiert und hochqualifiziert, aber grundsätzlich für jeden möglich. Natürlich hat man hier auch große Möglichkeiten zum Gedankenaustausch mit anderen. Hauptsächlich sind es praktische Übungen, zum Beispiel die fachgerechte Handhabung des Lektionars oder der Aufbau einer Predigt. Für mich war das auch persönlich eine ungeheure Bereicherung. So habe ich versucht, die Ausbildung so schnell wie möglich zu durchlaufen und bin heuer damit fertig geworden.

Das Gespräch führte Johann Bauer.