Pfaffenhofen
Frech und traditionsbewusst

Magdalena Kufer bekommt mit ihrer Gruppe ZechFreiStil den Internationalen Volksmusikpreis

13.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:04 Uhr
Ein besonderes Quartett: Magdalena Kufer (von links) am Kontrabass, Anette Petz mit der Flöte, der "Hahn im Korb" Christoph Zeiser mit seiner Steirischen Harmonika und Gitarrenspielerin Bernadette Heinrich sind "ZechFreiStil". −Foto: ZechFreiStil

Pfaffenhofen (PK) Magdalena Kufer kommt aus Weichering und ist eine junge Musikerin, die mit der Volksmusik groß geworden ist. Mit ihrem Gruppe ZechFreiStil bekommt sie beim Internationalen Volksmusiktag am Sonntag im Kloster Aldersbach den Internationalen Volksmusikpreis 2018.

Die Wertschätzung für Tracht, Brauch und Tradition wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt. Sie gehört zum hiesigen Trachtenverein Ilmtaler, seit ihrem zehnten Lebensjahr spielt sie Kontrabass und seit zwei Jahren zählt sie zur jungen, erfolgreichen Volksmusikgruppe ZechFreiStil. Das Quartett erhält beim Internationalen Volksmusiktag am Sonntag im Kloster Aldersbach den Preis in der Kategorie Volksmusik vom Schauspieler, Autor und Regisseur Winfried Frey überreicht.

Der Sieger wurde unter zwölf Gruppen und Solisten durch Online-Abstimmung ermittelt und dieses Abstimmungsergebnis dann mit dem Votum einer professionellen Jury um Organisator Andreas Samböck, Staatsminister Marcel Huber und Veronika Keglmaier vom Kulturreferat des Bezirks Niederbayern verrechnet.

Dieser Preis ist eine große Ehre, doch Magdalena Kufer und ihre Mitspieler sehen diesen Preis auch als große Aufgabe im Dienst der Volksmusik. "Wir heben uns ziemlich von allen anderen Musikgruppen ab, die gerade in der Welt der Volksmusik unterwegs sind. Alle anderen, die sich für den Preis beworben haben sind zweifelsohne auch großartige Musikanten, aber wir haben unseren ganz eigenen besonderen Stil gefunden, um Tradition und Moderne zu verbinden", sagt sie.

Für Magdalena war die Volksmusik lange genug in engstirnige Grenzen gedrängt, in denen man alles nur so spielen durfte wie schon seit 100 oder 200 Jahren, einfach nur weil es schon immer so gemacht wurde. Heute bekommen etwa alte traditionelle Volkslieder neue aktuelle Texte oder es werden neue Volksmusikstücke in Anlehnung an die Tradition, aber mit Einflüssen musikalischer Weltoffenheit geschrieben. Manche haben die berechtigte Angst, dass dadurch Tradition verloren geht, doch für Magdalena ist genau das Gegenteil der Fall: "In unserer Welt ist der beste Weg zu überleben sich weiterzuentwickeln und anzupassen. Und so muss sich auch die Volksmusik sachte mit viel Feingefühl weiterentwickeln, damit junge Leute wie ich weiter das Interesse an der Tradition aufrechterhalten."

Die Gruppe ZechFreiStil versucht den goldenen Käfig der Volksmusik zu öffnen, damit sie wirklich wieder eine Musik für das Volk wird. Der Erfolg gibt ihnen recht: "Wir haben den Volksmusikpreis 2018 geholt, vor allem, weil viele Menschen für uns online abgestimmt haben. Das bedeutet, dass viele Menschen gut finden, wie wir mit unserer großartigen Tradition umgehen."

Die Liebe zur Volksmusik war bei Magdalena Kufer immer schon da: "Man könnte fast sagen, ich konnte Volkstanzen bevor ich laufen gelernt habe", sagt sie - und diesem Hobby frönt sie bis heute beim Trachtenverein Ilmtaler, wo sie auch Jugendleiterin ist: "Da tobe ich mich beim Volkstanzen aus."

Sie besuchte von Jugend an viele Volksmusikseminare und diese waren ein Grundstein ihrer Liebe zur Volksmusik: "Dort habe ich sehr viele junge Musikanten kennengelernt, und mir wurde klar, dass Volksmusik eben nicht nur etwas für ,alte Leute' ist. Mit der Volksmusik kommt man weit rum, ist wenig Zuhause, aber dieses Musikantenleben ist genau das was mir gefällt: Viel sehen, viele Erfahrungen sammeln und viele gleichgesinnte Menschen kennenlernen."

Und so macht sie ihr Hobby auch zum Beruf, sie lernt Kontrabass, Klavier, steirische Harmonika und Gesang an der Berufsfachschule Altötting, wo sie unter der Woche in einer WG wohnt. "Ich beschränke mich aber keinesfalls nur auf Volksmusik, sondern bin auch mindestens genauso viel und gern in der Klassik und im Jazz unterwegs." Nach dem aktuellen Schuljahr ist sie dann offiziell ausgebildete Chor- und Ensembleleiterin der Laienmusik und will dann noch ein Musikstudium dranhängen.

Auf Musikseminaren hat sich ZechFreiStil gefunden, schätzen gelernt und dann war bald klar: In dieser Zusammensetzung müssen wir etwas auf die Beine stellen. Anette Petz und Bernadette Heinrich waren schon als Duo Zechfrei sehr erfolgreich, zusammen mit Christopher Zeiser und Magdalena Kufer musizieren sie nun seit 2017 gemeinsam, schreiben ihre Musik selbst und begeistern nicht nur mit Gesang, sondern auch mit ihrem Können an Flöte, Gitarre, Steirischer Harmonika und Kontrabass. "Erst waren sie nur zu dritt, aber sie merkten, es fehlt als i-Tüpfelchen ein Kontrabass, also ich", erzählt Magdalena Kufer, die mit ihren 19 Jahren die jüngste bei ZechFreiStil ist.

Man wollte keinen komplett neuen Namen: Zechfrei wurde aufgestockt mit neuen instrumentalen Möglichkeiten und weil trotz Orientierung an der traditionellen Volksmusik die neue Gruppe einen ganz eigenen Stil entwickelt hat, trifft es das Wort "Freistil" recht gut. "Die abenteuerliche Groß- und Kleinschreibung bei ZechFreiStil verwenden wir gerne, damit die Worte ,Frei' und ,Stil' nicht untergehen, sie sagen, was uns musikalisch und im Leben wichtig ist."

ZechFreiStil stellt an sich selbst den Anspruch, Traditionen zu erhalten, aber nicht altbacken zu klingen und Magdalena Kufer erklärt, wie die Gruppe diesen Spagat zwischen Tradition und Moderne schafft: "Wir gehen sehr kreativ an die traditionelle Musizierweise heran. Wir halten uns im Grunde schon deutlich erkennbar an die Tradition, aber wir haben auch keine Angst davor eine gute kreative Idee mit einfließen zu lassen. Da kann es dann schon mal passieren, dass in Liedern Jugendsprache zum Einsatz kommt."

Ganz wichtig ist der Gruppierung der Gesang, denn ursprünglich war Zechfrei ein Gesangsduo, und der Gesang soll nicht an Stellenwert verlieren. "Annette und Bernadette singen meistens zu zweit, aber hin und wieder dürfen Christopher und ich die zwei auch unterstützen", sagt Magdalena. Dabei versuchen sie oft mit ihren humorvollen Texten und Ohrwurm-Melodien das Publikum miteinzubeziehen und zum Mitsingen zu bewegen: "Wir haben viel Spaß auf der Bühne, bei uns ist kein Auftritt wie der andere. Wir würden uns sehr freuen wenn wir in Zukunft auch mehr hier in unserer Gegend auftreten dürften. Leider sind wir da aber noch nicht so bekannt."

Anna Ermert