Pfaffenhofen
Wo man sich gut verstecken kann

15.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:38 Uhr
Blick von Sünzhausen zum nahegelegenen Windrad. Das Tal zwischen Holzhausen und Sünzhausen ist das Hirtenwegtal, der nahe Lumbach bildet einen Teil der Grenze zwischen den Landkreisen Pfaffenhofen und Freising. −Foto: Heilmeier/Archiv

Pfaffenhofen (DK) Die letzte Folge der PK-Serie zu den fast vergessenen Flurnamen und ihrer Bedeutung führt uns heute noch einmal in den Südosten des Landkreises Pfaffenhofen.

Die vorherige Folge der Flurnamenserie führte uns von Geroldshausen durch die Gemeinde Schweitenkirchen. Jetzt sind wir an der Grenze zum Landkreis Freising angelangt. Ein Feld mit ausgedehnten Hopfengärten liegt vor uns: die "Brunst" Der Namen kann auf eine Brandrodung zurückgehen, auf einen zufälligen Brand, der diese Stelle heimsuchte oder auf die Paarungszeit des Wildes. Sinnvoll scheinen alle drei Deutungsversuche.

Im Tal zwischen Sünzhausen und Holzhausen wandeln wir im "Hirtenwegtal" auf den Spuren der Hirten. Der Lumbach, der "schlammige Bach"von mittelhochdeutsch lum (Schlamm, Sumpf), der der Amper zufließt, bildet eine Zeit lang die Grenze zwischen den Landkreisen Pfaffenhofen und Freising. Das Dorf Holzhausen (bei den Häusern des Haholf, später, so Hilble, zu Holz umgedeutet) gehört Pfaffenhofen, das Holzhausener Holz Freising. Wenn wir uns von Holzhausen Kirchdorf zuwenden wollen, gelangen wir in die "Holledau", den Wald, der dem größten Hopfenanbaugebiet der Welt seinen Namen gegeben hat.

In unserem Landkreis liegt aber nur der nordwestliche Ausläufer, das "Gaudiglholz". Da wird eine Erklärung schwierig. "Gaudigl" kann ein Spitzname für einen originellen, lustigen Dorfbewohner (im Sinne von "Gaudibursch") sein. Oder auch nur eine Verballhornung von "Gaudi" (lateinisch gaudium). Wir dürfen unsere Fantasie spielen lassen und uns vorstellen, welche Art von Gaudi sich hier abspielte.

Immer wieder wird gefragt: "Woher kommt der Name Hallertau"(Holledau ist eine mundartliche Variante)?. Früher sah man in der "Hallertau" die "Au am Wald, in dem das Echo hallt" (im 16.Jahrhundert spricht Philipp Apian von einer "silva Hallerthaw vocatur", einem Wald, der Hallertau genannt wird. In späteren Belegen wird silva (Wald) durch das altdeutsche "Hart" ersetzt. Die Hallertau wurde zur Hal-hart-au. "Hal" kann man auf hehlen (verhehlen, verbergen) zurückführen und die Hallertau wird zur Au am Wald, der verborgen liegt oder in dem man sich gut verstecken kann. Man denke an die Geschichten von Dieben und Mördern, die sich früher im Hopfenland herumgetrieben haben sollen. Südlich von Hirschhausen sehen wir wieder einen Geißberg, einen Berg, auf dem Ziegen weideten. Zwischen Dietersdorf und Ampertshausen breitet sich das "Lochfeld", das Feld in einer Geländevertiefung ("Loch") oder einem lichten Wald ("Loh") aus. Das "Sauloher Holz", gerade schon auf Freisinger Gebiet, ist ein "lichter Wald" mit dunklem, trübem Boden von mittelhochdeutsch sal (dunkel, trübe) oder solag (schmutzig, kotig). Links der Straße von Ampertshausen nach Kirchdorf liegt das "Etzalholz" und davor das Etztal. "Etz" ist ein Weideplatz, an dem Tiere gefüttert wurden. Der Name des Südteils des Waldes ist schwieriger zu klären: "Rücksert". Unter "Rücken" versteht man meist langgestreckte, rückenartige Geländeformen. Das "Rücksert" ragt ja auch wie ein Rücken ostwärts ins Gelände hinein. Nach Joseph Schnetz kann bei "Rück" auch "Rick" zu Grunde liegen - ein Gestell, das der Einzäunung eines Geländes dient oder auch eine Dornenhecke. Nach Schmeller ist "serten" gleichbedeutend mit "plagen". War das "Rücksert" ein Gehege, in dem das Vieh gequält und geplagt wurde?

Westlich von Aufham kommen wir ins "Seefeld". Wieder einmal finden wir hier weder See noch Weiher. Vielleicht hat sich hier einmal eine größere Wassermenge gestaut und wieder kommen wir zu einem "Ried" - einem Rodungsplatz (hier wahrscheinlicher) oder einem, auf dem reichlich Schilf wuchs. Vom "Aufhamer Holz" (Wald bei einem "hoch gelegenen Heim") und das "Bogenberger Holz" (ein Verweis auf den Besitzer oder Nutzer) blicken wir hinauf zum markanten Kirchturm von Johanneck - und zum Windrad. Schon auf der anderen Seite liegt, bei einer wässerigen Wiese ("Au") das "Auholz". Das Niederthanner Tal (Niederthann ist der tiefer gelegene Ort bei einem Tannenwald) zieht sich von Aufham nach Niederthann hinauf. Im Westen von Niederthann erhebt sich wieder einmal ein Fuchsberg und im Osten Richtung Raffenstetten der Buckelberg - wieder ein Berg, der nach seiner Form benannt ist. Nördlich des "Obermaierholzes (Name des Besitzer oder Nutzers) befinden wir uns bei Frickendorf im "Fuchsgrund".

Auch Geisenhausen liegt zwischen zwei Hügeln: dem "Füllberg" im Süden und dem Mantelberg im Norden. Der Füllberg war vielleicht voller Feldfrüchte ("gefüllt" mit Getreide) und auf dem Mantelberg standen viele Föhren (Mantel war das alte bairische Wort für Föhren). Am Ostufer des Arreshausener Baches liegt ein kleines Waldstück. Es ist das "Brünnl", das seinen Namen einer kleinen Quelle oder einem kleinen Brunnen verdankt. Im Westen von Geisenhausen führen uns der "Eichberg" (Berg mit starken Eichenbewuchs) und der "Brand" (Stätte einer Brandrodung oder eines Brandes) ins - (zu Recht?) berüchtigte - Lustholz. Wir sind wieder im Stadtgebiet von Pfaffenhofen. Nun ist unsere Flurnamenreise zu Ende.

Reinhard Haiplik