Pfaffenhofen
Flexibel von Haustür zu Haustür

Kostenloses Angebot: SPD und AWO starten Jungfernfahrt mit neuem Seniorenrufbus in Pfaffenhofen

15.05.2019 | Stand 25.10.2023, 10:33 Uhr
Neues Angebot für Pfaffenhofen: Die 79-jährige Anna Schönauer (Mitte) ließ sich fürs Einkaufen von den Seniorenrufbus-Gründern Markus Käser (kniend) und Verena Kiss-Lohwasser sowie SPD-Stadtrat Adolf Lohwasser zum Hauptplatz kutschieren. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Premiere für den neuen Pfaffenhofener Seniorenrufbus - und nur begeisterte Reaktionen.

"Ein tolles Angebot", freuten sich die ersten Fahrgäste. Die Initiatoren hatten sie an der Haustür abgeholt, zum Einkaufen in die Innenstadt gefahren und dann wieder nach Hause kutschiert. Und das alles kostenlos.

Das Angebot haben sich Pfaffenhofens SPD-Chef Markus Käser und seine Stadtratskollegin Verena Kiss-Lohwasser, die Vorsitzende der hiesigen Arbeiterwohlfahrt, ausgedacht. Um damit eine Lücke zu schließen: Wie kommen ältere und schwerbehinderte Menschen zum Einkaufen, zum Arzt oder zur Bank? Vor allem, wenn der Weg zur Bushaltestelle zu weit , das Taxi zu teuer ist oder die Besorgungen zu schwer sind. Die Antwort heißt "Flexibus". Dienstags ab 8 Uhr und mittwochs ab 12 fährt der Kleinbus ältere Menschen ab 60 Jahren und Schwerbehinderte ab 50 Jahren zu Zielen innerhalb der Stadtgrenzen. Quasi von Haustür zu Haustür. Die Wünsche werden donnerstags und freitags rund um die Uhr unter der Rufnummer (08441) 7979677 oder per E-Mail an die Adresse bestellung@senioren bus-paf. de entgegengenommen. Die Fahrgäste brauchen dann nur ihre Adresse angeben, außerdem wann sie wo sein wollen. Das Rufbusteam errechnet dann die optimale Fahrstrecke, um allen Mitfahrern möglichst zeitnah gerecht zu werden. Auch für spezielle Veranstaltungen - etwa im Seniorenbüro - soll der Fahrdienst bestellt werden können. Krankenfahrten, die mit der Kasse abgerechnet werden, sind ausdrücklich davon ausgeschlossen.

Anna Schönauer wohnt an der Altenstadt, weit oberhalb des Friedhofs. Pünktlich um Viertel nach Acht hält SPD-Stadtrat Adolf Lohwasser, der heute am Steuer sitzt, vor ihrer Tür. Die 79-Jährige hat mit ihrer Einkaufstasche auf Rädern schon gewartet. Heute ist Markttag, und den Einkauf verbindet sie mit einem Besuch der Apotheke und der Sparkasse. Zum Stadtbus-Haltestelle ist es für sie zu weit. "Wenn meine Jungs keine Zeit haben", sagt sie, "dann bin ich auch schon mal mit dem Taxi gefahren. " Aber das koste dann jedes Mal um die sechs Euro. Für manche Senioren viel Geld. Mit dem Fahrer verabredet sie, wann und wo er sie mit ihren Einkäufen abholen soll.

Gisela Zapf ist eigentlich "erst" 65 Jahre alt, aber stark gehbehindert. Sie hat zwar ein Auto. "Aber ich kann in der Stadt nicht parken", sagt sie. Wenn sie im Zentrum keinen Parkplatz mehr findet und daher auf der Hirschbergerwiese ihren Wagen abstellen müsste, schafft sie den Fußweg in die Innenstadt nicht. Einen Ausweis, um einen Behinderten-Parkplatz benutzen zu dürfen? Keine Chance, hat Gisela Zapf die Erfahrung gemacht. "Eine tolle Sache ist das mit dem Seniorenbus", sagt sie.

Auch Heidi Andre, die Leiterin des Seniorenbüros, ist von dem neuen Angebot begeistert. "Der Bedarf ist da", erklärt sie, "auf jeden Fall! " Sie muss es wissen, denn sie hat tagtäglich mit älteren Menschen zu tun. "Viele schaffen den Weg zur Bushaltestelle nicht mehr. Und ein Taxi ist für einen Großteil der Senioren einfach zu teuer. " Da kommt der kostenlose Flexibus wie gerufen. Das Projekt ermöglicht hat eine 10000-Euro-Spende der Kleiderkammer - zumindest mal für das nächste Jahr.

Einfach mal anfangen und machen, so haben die Initiatoren, also die Stadt-SPD und die AWO, das Projekt gestartet. Käser hat auf dem Gebiet schon Erfahrung: Vor 20 Jahren gründete er als damaliger Stadtjugendpfleger den Rufbus, mit dem an Wochenenden Jugendliche zur Disco oder zu Freunden gefahren werden. Auch damals habe es Bedenkenträger gegeben, erinnert sich Käser. Inzwischen sei der Rufbus jedoch mit fast 100 ehrenamtlichen Fahrern eine feste Institution in Pfaffenhofen. Je nach Entfernung zahlen die Jugendlichen 50 Cent beziehungsweise einen Euro. Das deckt die Spritkosten, die Fahrzeuge haben die Rotarier und der Lions-Club gespendet.

Für den Flexibus der Senioren erhofft sich Käser dieselbe Entwicklung. Deshalb hofft er auf ehrenamtliche Fahrer und Beifahrer, die sich über die oben genannten Telefonnummer oder die E-Mail-Adresse melden können. Und vielleicht finden sich ja auch Sponsoren für einen Kleinbus, der momentan noch angemietet werden muss. Das Angebot ist für ein Jahr gesichert, erklärt Käser, dann wollen die Verantwortlichen entscheiden, ob der Dienst beibehalten wird.

Albert Herchenbach