Wolnzach
Fachinstitut macht Vorschläge zur effizienteren Energienutzung - Jetzt müssen die Gemeinderäte entscheiden

Was ist ökologisch, ökonomisch und wo kann man Förderungen abschöpfen?

15.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:49 Uhr
Betriebs- und das Rechengebäude der Kläranlage sollen eine Photovoltaikanlage bekommen. −Foto: WZ-Archiv

Wolnzach - An welchen Stellen könnte die Gemeinde Strom, Kosten und CO2 einsparen, was müsste sie dafür investieren und was kann gefördert werden was ist letztlich also ökonomisch und ökologisch sinnvoll? Antworten darauf sucht im Auftrag des Marktes das Institut für Energietechnik in Amberg (IfE). Ergebnisse aus dem Energiekonzept, das die Gemeinde im Sinne einer effizienteren Energienutzung erstellen lässt, gab es in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Konkret ging es um die Innenbeleuchtung in einigen gemeindlichen Gebäuden, die Straßenbeleuchtung und die Volksfesthalle. Während die Ergebnisse dazu den Fraktionen zur Beratung mitgegeben wurden, machte der Gemeinderat bezüglich Kläranlage bereits Nägel mit Köpfen und brachte die geplante Photovoltaikanlage auf den Weg (siehe gesonderter Bericht).

Institut nimmt Beleuchtungunter die Lupe

"Vieles ist nicht mehr auf dem Stand der Technik", diese Feststellung schickte Diplom-Ingenieur Stefan Schedl vom Institut für Energietechnik voraus, als er den Gemeinderäten die aktuelle Situation bezüglich Innenbeleuchtung in der Preysinghalle, in der Grund- und Mittelschule, im Rathaus und in der Pfarrkirche darlegte. Letztere wurde von den Fachleuten mit untersucht, als "Entgegenkommen an die Pfarrei", so Bürgermeister Jens Machold (CSU); mit den die Kirche betreffenden Ergebnissen müsse sich dann die Pfarrei beschäftigen. Für alle genannten Gebäude wurde ein Austausch der aktuellen Beleuchtung gegen eine moderne LED-Beleuchtung geprüft - konkret zwei Varianten: ein Beleuchtungstausch mit Retrofit-Leuchtmitteln (das heißt, es wird ein LED Austauschleuchtmittel in bestehende Leuchten eingebaut) und ein kompletter Ersatz der aktuellen Leuchte durch eine neue LED-Leuchte. Vorteil der Retrofit-Lösung seien die geringeren Investitionskosten, Nachteil die meist geringeren Einsparmöglichkeiten, so Schedl. Eine Förderung ist seinen Angaben zufolge nur bei einem kompletten Leuchtentausch möglich.

Ausführlich erklärte Schedl die Untersuchung am Beispiel Preysinghalle. Hier stelle sich der Ist-Zustand folgendermaßen dar: 82 Leuchten, 158 Leuchtmittel, eine gesamte installierte Leistung von 6200 Watt und ein Stromverbrauch von 4800 Kilowattstunden pro Jahr. Die Stromkosten der Beleuchtung belaufen sich demnach auf etwa 900 Euro jährlich, der CO2-Ausstoß liege bei 2,7 Tonnen im gleichen Zeitraum. Bei einem Retrofit-Austausch müsste die Gemeinde nach Berechnung der Fachleute rund 5000 Euro investieren, könnte jährlich 2800 Kilowattstunden Strom, 520 Euro Kosten und 1,6 Tonnen CO2 (58 Prozent) einsparen. Die Amortisationszeit betrage rund zehn Jahre, Fördermittel können nicht in Anspruch genommen werden. Im Vergleich dazu der Komplettaustausch gegen moderne LED-Leuchten: Hier lägen die Investitionskosten bei rund 27 000 Euro für Leuchten und Lichtsteuerung, es könnten 3000 Kilowattstunden Strom, 560 Euro an Kosten und etwa 1,7 Tonnen CO2 (62 Prozent) eingespart werden. Die Amortisationszeit ist mit 50 Jahren angegeben, falls keine Fördermittel beansprucht werden, mit 30 Jahren, falls noch heuer eine Förderung beantragt werde.

Etwas komprimierter, aber nach dem gleichen Prinzip, stellte Schedl danach die Ergebnisse für die Grundschule, die Mittelschule, das Rathaus und die Kirche vor. Sein Fazit am Ende: "Ein kompletter Tausch der Beleuchtung ist aus wirtschaftlicher Sicht nicht empfehlenswert." Gründe dafür seien die teils niedrigen Benutzungsstunden, aber auch der relativ günstige Strompreis für die genannten Gebäude. Ein Austausch der Leuchtmittel könne in ausgewählten Räumen gemacht werden, bevorzugt in solchen mit hohen Benutzungsstunden. "Es macht Sinn, gewisse Bereiche herauszugreifen und auf LED umzustellen", so Schedl.

Förderung fürLeuchtmitteltausch

In Sachen Straßenbeleuchtung - auch hier wurden die beiden genannten Varianten untersucht - ist laut Institut für Energietechnik einer reiner Leuchtmitteltausch mit LED-Retrofit die wirtschaftlich bessere Lösung. Dennoch könne man, so Schredl, aufgrund der aktuell sehr guten Fördersituation auch über einen kompletten Leuchtentausch nachdenken. Sie würde eine noch höhere Stromeinsparung ermöglichen, außerdem könnten bestehende Missstände bei der Beleuchtung behoben werden. "Man könnte auch überlegen, ob man Straßenzüge nach und nach macht."

Unter die Lupe genommen hatten die Fachleute zudem die Volksfesthalle, konkret ging es darum, wie man während des Volksfests in der überhitzten Halle eine angenehmere Raumtemperatur erreichen kann. Simuliert hatte das Institut eine Optimierung der Raumtemperatur einerseits durch eine Erhöhung des Luftwechsels, anderseits mittels einer aktiven Gebäudekühlung. Beides könnte die Temperaturspitzen senken. Mit der Kühlung allerdings seien hohe Kosten für Anschaffung, Wartung, Instandhaltung und Betrieb verbunden. Auch hinsichtlich CO2- und Energieeinsparung schneidet die aktive Kühlung schlecht ab und ist - so die Empfehlung - zu vermeiden.

"Das sind Vorschläge", betonte Machold. Was man tatsächlich umsetzen will, müsse der Gemeinderat entscheiden - "mit allen Konsequenzen". Darüber und über eine Priorisierung sollen nun die Fraktionen beraten, bevor man mit dem Institut das weitere Vorgehen besprechen wird. "Das Ganze hat ja auch Auswirkungen auf den Haushalt."

WZEine Photovoltaikanlage plant die Gemeinde auf der Kläranlage bei Starzhausen. Auch das Institut für Energietechnik Amberg (IfE) hatte die Installation einer solchen Anlage aus ökologischer und ökologischer Sicht klar empfohlen. "Die muss eigentlich drauf", bestätigte Diplom-Ingenieur Stefan Schedl im Gemeinderat. Nachdem die technische Anlagenbeschreibung für die Ausschreibung bereits vorbereitet worden war, stimmte der Gemeinderat einhellig dafür, entsprechende Angebote einzuholen und für das Projekt Mittel im Haushalt 2022 bereitzustellen. Belegungsflächen sind das Betriebsgebäude und das Rechengebäude. Die wichtigsten Eckdaten der Berechnungen erläuterte Diplom-Ingenieur Stefan Schedl: "Sehr gut" ist demnach der solare Jahresertrag, ebenso die Eigenstromquote, die mit 87 Prozent angegeben ist. 20 Prozent des Strombedarfs der Kläranlage können durch den PV-Strom abgedeckt werden. Die Anlage erwirtschaftet laut IfE-Angaben über 20 Jahre einen kumulierten Überschuss von rund 87 000 Euro. Die jährliche CO2-Einsparung liege bei rund 36 Tonnen, die Amortisationszeit bei "sehr guten neun Jahren".Bezüglich Kläranlage wurde zudem eine Potenzanalyse gemacht, mit dem Ziel, Strombezugsspitzen in den Hochlastzeitfenstern zu reduzieren. Mit Blick unter anderem auf Amortisationsdauer, Investitions- und Betriebskosten sowie Einsparungen kann hier laut Ergebnis der Fachleute aber keine Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Gründe seien die gleichmäßige Auslastung der Kläranlage, geringe Leistungskosten und noch zu hohe Speicherkosten. Interessanter könnte ein solches System werden, wenn im Prozess der Anlage zukünftig höhere Strombezugsspitzen auftreten, so Schedl. reb


Katrin Rebl