Pfaffenhofen
"Es landet fast nichts in der Mülltonne"

Markus Käser im Interview über die Zukunft der Direktvermarktung Pfaffenhofener Land

06.01.2022 | Stand 11.01.2022, 3:34 Uhr
Das Direktvermarktungsteam um Markus Käser (vorne links) bei der Verleihung des Pfaffenhofener Klimaschutzpreises. −Foto: Lukas Sammetinger

Herr Käser, können Sie die Frage noch hören, warum es eigentlich noch keinen Pfaffenhofener-Land-Laden gibt?Markus Käser: Unser Konzept einem Laden überzustülpen, würde das System auf den Kopf stellen. Jeder träumt von einem Laden, aber da gehört mehr dazu. Lager, Kühlung, Öffnungszeiten, Personal. Das gibt der Ertrag nicht her.

Welche Vorteile bieten dagegen die Ausgabestellen?
Käser: Wir haben hohe Planungssicherheit und null Verschwendung. Die Kunden bestellen auf den Punkt, die Landwirte wissen, was sie zu liefern haben. Es landet fast nichts in der Mülltonne. Je mehr Logistik und Rahmenbedingungen, zum Beispiel einen Laden, wir bieten, desto weniger Gewinn landet am Ende im Geldbeutel der Landwirte.

Aber der reine Onlinezugang schließt natürlich auch manche aus, die das nicht können oder keine Lust drauf haben.
Käser: Das ist natürlich so. Bei einer Vorstellung im Seniorenbüro wurde auch das Barzahlen diskutiert. Wobei ich gleich dazusage, dass es nicht nur Senioren sind, die lieber bar bezahlen oder sich einen direkten Laden wünschen würden. Unsere Antwort könnten "Genussgemeinschaften" sein. Viele tun sich zusammen. Einer bestellt und zahlt online. Die anderen geben ihm dann das Bargeld. Das ist ein Weg.

Wie viel Wachstum kann die Initiative noch schultern?
Käser: Wir sind selbst überrascht, wie viele regionale Lebensmittel rund um Pfaffenhofen produziert werden. Bei den Bestellmengen könnten wir das Doppelte immer noch gut verkraften. Danach wird es aber langsam schwierig.

Mehr Ausgabestellen bedeuten auch mehr Personalaufwand.
Käser: Das meiste, etwa 70 Prozent, läuft immer noch ehrenamtlich. 30 Prozent der Arbeitsstunden werden bezahlt. Das Geld stammt aus der Servicegebühr. Wir suchen ständig neue Helfer. Vor allem in Rohrbach war es zuletzt knapp. Jetzt haben sich aber ein paar gemeldet.

Wie wird Pfaffenhofener Land jetzt weiterentwickelt?
Käser: Das System funktioniert, das Sortiment passt. Aber wir können noch mehr Bioprodukte aufnehmen - und den Kunden mehr Auswahl bieten. Und dann geht es auch an die weitere Professionalisierung. Vor allem einen Geschäftsführer bräuchte es dringend. Da sind wir auf der Suche und planen, ein Förderprogramm anzuzapfen.

Auch der Gastroservice hört sich interessant an. Klappt das mit dem Beliefern des Gerolsbach-Imbisses?
Käser: Das ist ein Test - und der läuft ausgesprochen gut. Wenn das auf Dauer klappt, kann es auf andere Stellen übertragen werden. In dem Zusammenhang befassen wir uns auch mit dem Thema Gemeinschaftsverpflegung. Da geht es um die Frage, ob wir das ganze Jahr über regelmäßig große Mengen an Lebensmitteln liefern können.

Sind zusätzlich zu den aktuellen noch weitere Ausgabestellen geplant?
Käser: Wir haben Geisenfeld im Blick, um von dort aus den nördlichen Landkreis zu bedienen. Auch direkte Kooperationen mit Firmen sind möglich. Da geht es um Fahrtwege und Kapazitäten. Soll das was werden, müssen wir im Norden jedoch eine völlig neue Erzeugerlandschaft aufbauen. Und das kann noch dauern.

Das Gespräch führtePatrick Ermert.