Geisenfeld
"Es ist schön, dass wir beide uns so gut ergänzen"

Zwei Geisenfelder Schulschwestern pflegen eine außergewöhnliche Freundschaft

23.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:22 Uhr
Ein großes Herz verbindet Schwester Manuela und Schwester Wiltraud, die körperlich so unterschiedlich sind. Hier sind die groß- und die kleingewachsene Ordensfrau gerade auf dem Weg zu Einkaufen. −Foto: Inge Fuchs

Schwester Manuela und Schwester Wiltraud von den Armen Schulschwestern in Geisenfeld pflegen eine außergewöhnliche Freundschaft. Die beiden trennen nicht nur fast 50 Lebensjahre, sondern auch knappe 50 Zentimeter Körpergröße. Die Journalistik-Studentin Inge Fuchs hat ihren Alltag in Bildern eingefangen.

Inge Fuchs kennt man in Geisenfeld als Sängerin, doch in ihrem "anderen Leben" studiert sie Journalistik. Im Rahmen dieses Studiums galt es, eine Fotoreportage einzureichen, und ihre Wahl fiel auf die beiden körperlich so ungleichen Ordensfrauen, die man im Geisenfelder Ortsbild so oft zusammen sieht. "Ich hab einfach gefragt, ob sie mitmachen würden, und sie haben spontan ja gesagt", freut sich die 24-Jährige, die die beiden Ordensfrauen - zwei von vieren, die hier leben - dann einen Nachmittag lang mit der Fotokamera begleitet hat.

"So oft, wie wir zwei in der Kirche sind, könnt ma glei ins Kloster gehen!" - Dieser Satz eines damaligen Mitministranten hat Schwester Manuela nicht mehr losgelassen. Der Gedanke, Ordensfrau zu werden, ist bei ihr etwa mit 14 Jahren herangereift, erzählt sie. "Mit 16 wurde es dann konkreter." Wie es dazu kommt? "Das ist nicht erklärbar, es ist die Suche nach dem Mehr - es zieht dich einfach hin."

Für den Orden der Armen Schulschwestern habe sie sich entschieden, weil diese Gemeinschaft "voll im Leben steht" und "auf die Menschen zugeht". Und weil jede Schwester sich gemäß ihrer individuellen Begabungen einbringen dürfe. Bei Schwester Manuela ist dies die Arbeit mit Kindergartenkindern. Seit nunmehr sieben Jahren leitet sie im Kindergarten St. Theresia als Erzieherin eine der beiden Gruppen.
Kleine Gestalt, aber ganz großes Herz - so lässt sich Schwester Wiltraud charakterisieren, die erst vor kurzem ihren 80. Geburtstag feiern konnte. Auch ihr hat die Arbeit mit den Kindern stets viel Freunde bereitet, wie sie erzählt. 40 Jahre lang war die Ordensfrau, die eigentlich Gertraud Rappel heißt, als Lehrerin tätig, und zwar die allermeiste Zeit in Wolnzach, wo sie bis zur Auflösung des dortigen Klosters 1986 auch wohnte. Seit ihrer Pensionierung 2009 ist Schwester Wiltraud in der Geisenfelder Niederlassung das "Mädchen für alles". Am PC fit wie eine Junge macht sie auch noch die gesamte Buchführung für das Kloster und für den Kindergarten.

Nicht nur hier gibt es viele Berührungspunkte mit Schwester Manuela. "Es ist schön, dass wir uns so gut ergänzen", sagen beide Ordensfrauen, die viel und gerne Zeit miteinander verbringen. Dass so manchem ein Lächeln auskommt, wenn er "die lange und die kurze Schwester" gemeinsam durch die Stadt laufen sieht, stört die beiden nicht. Da stehen sie drüber, ist man doch in der Ordenstracht ohnehin schon ein Exot auf den Straßen.