Ernsgaden
Massive Proteste gegen "illegale Pension"

Bauunternehmer hat in Zweifamilienhaus in Ernsgaden offenbar über 20 osteuropäische Arbeiter einquartiert

12.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
Illegaler Pensionsbetrieb: Für Ärger sorgt in Ernsgaden ein zur Unterbringung von osteuropäischen Arbeitern genutztes Zweifamilienhaus −Foto: Huber, Gerold, Ernsgaden

Ernsgaden (GZ) Für massive Proteste hat in Ernsgaden ein Bauunternehmer gesorgt. Dieser hat in ein Zweifamilienhaus über 20 osteuropäische Arbeiter einquartiert - mit viel Lärm als Folge. Die Gemeinde hält einen solchen "Pensionsbetrieb" für rechtswidrig und fordert das Landratsamt zum Handeln auf.

Bei den Anliegern der Straße Am Gries und der Griesgasse liegen die Nerven blank: Ohne Absprache mit der Gemeinde hat ein Bauunternehmer aus dem Geisenfelder Gemeindegebiet während des Sommers ein Zweifamilienhaus mit über 20 Arbeitnehmern aus sechs osteuropäischen Ländern belegt.

Als Folge berichten die Nachbarn nicht nur von zugeparkten Straßen, mangelhafter Grundstückspflege und nicht entleerten Mülltonnen, sondern auch von massiven Lärmbelästigungen - in den frühen Morgenstunden bei der Abfahrt der Baufahrzeuge genauso wie bis spät in die Nacht hinein, wenn die neuen Nachbarn feiern. In einem Protestschreiben an die Gemeinde und an das Landratsamt haben die Anwohner alle Missstände aufgelistet, sie sehen den "kommunalen Frieden" gefährdet und befürchten auch eine Wertminderung der eigenen Immobilie.

Die Situation und das weitere wurden nun in der jüngsten Gemeinderatssitzung diskutiert. Sowohl beim Bürgermeister Karl Huber (CSU) als auch seinem Stellvertreter Alois Schmelzer (CSU) und einzelnen Mitgliedern des Gemeinderats waren schon Anlieger vorstellig, die Gemeinde möge sich für eine Verbesserung der Situation einsetzen. "Der Sturm der Entrüstung ist groß", so der Gemeindechef.

Was die Nachbarn offensichtlich besonders ärgere, sei die Tatsache, dass die Vermietung als eine Art Pension betrieben wird, bei der die "Gäste" häufig wechseln. Im Übrigen hätten Nachbarn - so war es im Gemeinderat zu vernehmen - mittlerweile auch in Erfahrung gebracht, dass mehrere Personen, die dort wohnen, überhaupt nicht bei dem Bauunternehmen beschäftigt sind, das die Zimmer vermietet.

Er bedauer es sehr, "dass es so weit gekommen ist", betonte der Bürgermeister. Aus seiner Sicht wäre es ein "guter Stil" und eine "vertrauensbildende Maßnahme" gewesen, wenn der Eigentümer sowohl die Gemeinde als auch die Nachbarn über sein "Projekt" informiert hätte. Aus der Sicht der Gemeinde hätte man im Vorfeld die Eignung untersuchen und wenigstens eine Nutzungsänderung beantragen sollen. Schließlich sei eine derart massive Belegung des bisher von vier Leuten bewohnten Gebäudes mit jetzt über 20 Personen eine "einschneidende Veränderung". Eine "derart brüske Vorgehensweise" sei zumindest in Ernsgaden bisher unüblich gewesen, wetterte Karl Huber. Entsprechend aufgebracht sein jetzt die Nachbarn, "und ich habe großes Verständnis dafür", so der Bürgermeister.

Parteienübergreifend war sich der Gemeinderat einigt, dass man "nicht einfach zur Tagesordnung übergehen dem Treiben weitere zuschauen kann". Die Gemeinde sei stets bemüht, in den Wohngebieten für eine gute Nachbarschaft zu sorgen und durch entsprechende Regelungen "Konflikten vorzubeugen".  

Vonseiten des Betreibers sei "ein guter Wille nicht erkennbar", also müsse man rechtliche Anordnungen treffen, verlautete es in der Sitzung. Die Gemeinde hält die jetzt vorhandene massive Nutzung des Gebäudes in einem Wohngebiet für rechtswidrig, weil neben anderen Kriterien das Gebot der Rücksichtnahme auf die Nachbarn gröblich verletzt werde. Ein derart massiver "Beherbergungsbetrieb" könne nicht bestehen bleiben. Das Ratsgremium forderte vom Landratsamt als zuständige Bauaufsichtsbehörde, die Nutzung des Gebäudes zu untersagen.