Steinkirchen
"Er ist immer für mich da"

Der syrische Flüchtling Khaled und die Deutsche Laura verlieben sich in Steinkirchen - jetzt sind sie verlobt

13.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:10 Uhr
Gesucht und gefunden haben sich Khaled und Laura. −Foto: Djabri

Pfaffenhofen (PK) Auf den ersten Blick sind Khaled und Laura ein sehr ungleiches Paar: Er stammt aus Syrien, sie ist Deutsche - er ist Muslim, sie Christin - er liebt Fleisch, sie ist Vegetarierin.

Das Geheimnis ihrer Beziehung? "Er kocht gut und ich esse gerne! ", sagt die 21-Jährige lachend. Oft werden die beiden gefragt, ob die unterschiedlichen Kulturen in ihrer Beziehung denn nicht stören würden. "Ich finde nicht", sagt Laura. "Das ist eher interessant. Wenn man offen ist und sich darauf einlässt, bringt das eigentlich sogar Vorteile. "

Kennengelernt haben die beiden sich vor knapp drei Jahren im Haus von Lauras Großeltern. Ihre Großmutter hat Khaled Deutschunterricht gegeben, damals hatte der 29-Jährige noch zusammen mit anderen Flüchtlingen in einem Container gelebt. Khaled war oft bei Familie Brauneis in Steinkirchen zu Besuch und ist ihr mehr und mehr ans Herz gewachsen. "Irgendwann haben Georg und Elisa zu mir gesagt: ,Khaled, warum ziehst du nicht einfach ein? ' Ich wollte sie aber nicht in ihrer Ruhe stören. " Deswegen blieb Khaled erst noch weiterhin im Container, "aber sie haben mich so oft gefragt, dass ich dann doch irgendwann zugesagt habe".

Eines Tages war Laura mit ihrer Schwester zu Besuch bei den Großeltern. Als Khaled an diesem Tag nach Hause kam, sahen sie sich das erste Mal - und es hat sofort gefunkt. "Ich war sprachlos in diesem Moment. Ich dachte nur: Wow, ist die schön! ", weiß er noch genau. Anfangs haben sie es aber langsam angehen lassen, der gebürtige Syrer musste um seine Angebetete kämpfen. "Ich kam gerade aus einer Beziehung und war mitten im Prüfungsstress, deswegen wollte ich eigentlich keinen Freund", erinnert sich Laura. Trotzdem schaffte es Khaled, ihr Herz zu erobern. "Wir haben uns nächtelang bis vier Uhr morgens unterhalten und konnten einfach über alles reden. Er ist immer für mich da und nimmt mich wie ich bin, auch wenn ich manchmal stur bin. " Mittlerweile sind die beiden sogar verlobt. "Beim Heiratsantrag hat Khaled für mich gekocht und in der Wohnung Blumen und Kerzen verteilt", erinnert sich Laura.

Doch Khaleds Leben lief nicht immer so rund. In seinem Heimatland hatte er neben seinem Studium acht Jahre lang in der Grafik- und Werbefirma seines Vaters gearbeitet. Wegen des Krieges musste er sein Studium abbrechen und Syrien verlassen, erzählt er. Sowohl er als auch seine Eltern und die sieben Geschwister flüchteten in die Türkei, sagt Khaled. Weil Khaled aber dort keine Aufenthaltsgenehmigung bekam, gingen er und sein Bruder nach Deutschland.

Dort lebte er zuerst in Lübeck, dann in Bayern. Als er in Rockolding bei Vohburg wohnte, hatte er ein mentales Tief. "Dort war es sehr schlimm für mich. Während ich auf meine Aufenthaltsgenehmigung warten musste, durfte ich nicht arbeiten", sagt er. Sich mit Freunden zu treffen war ebenfalls schwierig gewesen, denn ohne Arbeit hatte er natürlich auch kein Geld. "Acht Monate lang habe ich eigentlich nur geschlafen. " Sehr dankbar ist er dem Helferkreis Rockolding, denn die freiwilligen Helfer hatten ihm beim Deutschlernen geholfen und viel für ihn und die anderen Asylsuchenden getan.

Heute hat sich das Leben des 29-Jährigen zum Guten entwickelt. Er ist nicht nur mit der, wie er sagt, "schönsten Frau der Welt" verlobt, sondern hat vor wenigen Monaten auch sein eigenes Fotostudio in der Moosburgerstraße in Pfaffenhofen eröffnet. Mit dem Studio hat sich Khaled einen Traum erfüllt. Was für ihn das schönste an der Arbeit ist? "Die Glücksmomente der Menschen ewig zu machen - das macht mich glücklich. " Und bisher scheint der Laden auch gut zu laufen, Khaled ist sehr zufrieden. Ohne die Unterstützung seiner Verlobten und ihrer Großeltern wäre das aber nicht möglich gewesen, sagt er. "Laura war immer an meiner Seite - sie hat an mich geglaubt. Auch ihre Großeltern waren immer für mich da und haben mich unterstützt, wo sie konnten. Sie waren immer wie zweite Eltern für mich. " - "Du gehörst ja auch zur Familie", sagt Laura.

Josephine Djabri