Pfaffenhofen
Eine Schneise der Verwüstung

Der Orkan "Sabine" hat im Landkreis Pfaffenhofen schwere Schäden angerichtet

25.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:18 Uhr
Bergeweise Holz lagern derzeit im Wald bei Scheyern. Der Orkan Sabine hat Anfang Februar zu hohen Schäden im Forst geführt. Mathias Ritzer (links) und David Hauser von der Pfaffenhofener Waldbesitzervereinigung sprechen aber nicht von einem Jahrhundertsturm. Einzelne Waldbesitzer hat es dennoch hart getroffen. −Foto: Straßer/Ebensberger

Pfaffenhofen - Eigentlich führt der Feldweg bei Fernhag in den Wald. Aber dort, wo bis zum Februar mächtige Fichten und Buchen standen, ist jetzt eine Lichtung, so groß wie mehrere Fußballplätze. Der Orkan "Sabine" hat Anfang Februar auf fünf Hektar die Bäume umgeknickt wie Streichhölzer. Mit riesigen Maschinen, sogenannten Harvestern, haben Waldarbeiter das Bruchholz mittlerweile geschnitten und an den Rand der Lichtung gelegt. Im Landkreis Pfaffenhofen waren Waldbesitzer auf einer Schneise von Gerolsbach über Scheyern bis nach Schweitenkirchen besonders betroffen. Im Rest des Landkreises hatte der Sturm dagegen kaum Auswirkungen. "Es war kein Jahrhundertsturm, kein richtiger Flächenwurf", sagt Mathias Ritzer, einer der beiden Geschäftsführer der Pfaffenhofener Waldbesitzervereinigung. "Aber für einzelne Waldbesitzer war es dramatisch. Auch vermeintlich stabile Bäume wie Buchen sind unbelaubt umgefallen."

 

Bei manch einem zerstörte der Sturm 1,8 von zwei Hektar Wald. "Für einzelne Waldbesitzer war es schlimmer als ,Wiebke'. Manche sind komplett frustriert", sagt Ritzers Kollege David Hauser. Der verheerende Orkan forderte 1990 35 Todesopfer und verursachte einen Schaden in Milliardenhöhe.

Die Waldbesitzervereinigung ist eine Selbsthilfeeinrichtung. Hauser und Ritzer kümmern sich um die Vermarktung des Holzes ihrer Mitglieder, beraten die Waldbesitzer und kümmern sich um die Vermittlung von Forstdienstleistern. Gerade das war nach dem Sturm gefragt. Insgesamt kümmert sich die Organisation um über 11000 Hektar Waldfläche von mehr als 2200 Mitgliedern.

 

"Ich bin am Wochenende vor dem Sturm auf Kohlen gesessen", sagt Ritzer. "Ich wusste, heute wird der letzte ruhige Tag und dann wird es krass. Man weiß nie was passiert im Forst." Der Orkan wütete vor allem am Sonntag und Montag, am Dienstag klingelten dann die Telefone Sturm. Waldbesitzer hatten viele Fragen, andere konnten schon mitteilen, welcher Schaden entstanden ist. Die Experten mussten beurteilen, welche Arbeiten die Waldbesitzer selbst erledigen können, wo es einen Harvester oder andere Maschinen braucht. "Waldbesitzer sind oft nicht gut ausgerüstet. Einen stehenden Baum umschneiden ist kein Problem, aber bei Sturmholz schaut das anders aus", sagt Ritzer.

Passiert ist im Landkreis Pfaffenhofen bei den Aufräumarbeiten nach "Sabine" glücklicherweise nichts Dramatisches, Tote waren nicht zu beklagen. "Die Sturmwürfe rechnet man nicht nur nach Festmetern, sondern auch nach den Toten", sagt Hauser. Lediglich ein Mitglied der Waldbesitzervereinigung hat sich schwerere Verletzungen zugezogen, ist aber laut Hauser schon wieder auf den Beinen.

 

Im Rieder Buch bei Fernhag war schweres Gerät nötig. Erst jetzt, mehr als drei Monate nach dem Sturm, neigen sich die Arbeiten dem Ende zu. Am Rand der Wege liegen die aufgestapelten Baumstämme, die meisten sind nur noch als Brennholz verwendbar. "Wichtig ist jetzt, dass das Holz weg ist, bevor der Borkenkäfer kommt", sagt Hauser. "Ein Sturm im März oder April wäre noch schlimmer gewesen."

Doch die Vermarkter müssen ihr Holz erst einmal loswerden. "Durch den Sturm ist viel Holz auf dem Markt und die Sägewerke bringen es nicht weiter", sagt Ritzer. Baumärkte auf der ganzen Welt waren wegen der Coronakrise geschlossen, fielen als Abnehmer aus. "Am Anfang waren die Sägewerke noch aufnahmefähig", erklärt Ritzer. "Aber dann kam es auch hier zu Absatzproblemen." Der Holzpreis ging durch das Überangebot immer weiter in den Keller.

Um den finanziellen Druck auf die Waldbesitzer zumindest etwas abzumildern, gibt es staatliche Hilfen für die Wiederaufforstung - vor allem für das Pflanzen von klimaresistenten Sorten . So sind die Sturmschäden auch eine Chance für den Wald. "Wir wollen ökologische, ökonomische und soziale Faktoren in Einklang bringen", sagt Hauser. Ein funktionierender Wirtschaftswald sei wichtig, um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. "Wir müssen Holzhäuser bauen. Dafür brauchen wir zwangsweise Nadelholz. Auch aus ökologischer Sicht. Wir brauchen den nachwachsenden Rohstoff Holz", sagt Hauser.