Ein außergewöhnlicher Architekt

23.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:01 Uhr

Pfarrer Bruno Feß beim ersten Spatenstich für den Kirchenneubau im Sommer 1959.?

Rohrbach/München (PK) Alexander Freiherr von Branca, der weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Münchener Architekt, feierte im Januar seinen 90. Geburtstag. Das Bayerische Fernsehen wiederholt am Sonntag, 26. April, um 10.15 Uhr im 3. Programm einen Film über Leben und Werk.

Mit dem Landkreis Pfaffenhofen ist Alexander von Branca eng verbunden durch den Bau der neuen Rohrbacher Pfarrkirche "Verklärung Christi auf dem Berge" in den Jahren 1959 bis 1961. Es war der erste größere Sakralbau, den der Architekt in seiner langen Karriere verwirklichte.

Dazu beauftragt hatte ihn der damalige Ortspfarrer Bruno Feß (85), der heute im Ruhestand in der Kreisstadt lebt. Er war 1956 nach einer vierjährigen Kaplanszeit in Pfaffenhofen vom Augsburger Bischof nach Rohrbach geschickt worden mit dem Auftrag, dort eine neue Kirche zu bauen. Ein Vorhaben, das bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der Gemeinde immer wieder diskutiert wurde und höchst umstritten war. Jetzt sollte der junge Pfarrer Feß das Vorhaben endlich in die Tat umsetzen. "Für mich war diese Aufgabe völliges Neuland", erinnert sich Bruno Feß in einem 1999 im Pfaffenhofener Kurier veröffentlichten Artikel und seiner 2001 erschienenen lesenswerten Autobiografie mit dem Titel "Geh weiter bleib da". Weder ein geeignetes Grundstück, noch die finanziellen Mittel waren in der Pfarrei vorhanden. Und wie sollte er als Laie diese Aufgabe angehen? So wälzte er zunächst einmal die aktuelle Fachliteratur über Sakralbauten und fuhr mit seinem VW Käfer durch die Lande, um Kirchenneubauten zu besichtigen. Fündig und überzeugt wurde Bruno Feß schließlich durch eine kleine Münchener Klosterkirche in der Buttermelcherstraße und insbesondere durch einen Wettbewerb für eine Kirche in Syrakus (Sizilien), der in einer Fachzeitschrift prämiert war. Für beide Projekte zeichnete der junge Münchener Architekt – Alexander von Branca verantwortlich. "Diesen Architekten wollte ich als Erbauer der neuen Kirche in Rohrbach. So dachte ich in meinem jugendlichen Schwung", erzählt Bruno Feß. Anders dachte darüber allerdings der Bischof und sein Diözesanbauamt. Mit allerlei Kniffen gelang es dem jungen Rohrbacher Pfarrer aber letztlich doch, dem von ihm favorisierten Alexander von Branca ohne Wettbewerb den Auftrag zu erteilen. Noch schwieriger wurde es dann, als die Rohrbacher die ersten Pläne des für damalige Verhältnisse sehr modernen Gotteshauses sahen. "Und wenn ich eine Million hätte, keine Mark kriegt der für seine Kirche von mir," war nur eine von vielen negativen Reaktionen der Rohrbacher. Und auch hochrangige Persönlichkeit am Ort erklärten ihren offenen Widerstand gegen das Projekt. Bruno Feß: "Es war dramatisch, aber sie haben später alle brav gezahlt, geopfert und gespendet, so dass sich der Ruf dieser noblen Holledauer Gemeinde weit über ihre Grenzen verbreitet hat."

Das erste große Kirchenbauwerk von Brancas besitzt heute noch anerkannte Gültigkeit, in der Pfarrei wie in der Fachwelt. Dabei war für den Architekten wie für den Bauherrn von Anfang an ein Spagat zu bewältigen. Bruno Feß: "Auf der einen Seite wollten wir in diese altbayerische Kulturlandschaft keine provozierende Moderne setzen, was zur Folge hatte, dass die Progressiven unter den Profis die Architektur als hausbacken bezeichneten, während für die Einheimischen dieser Bau in seiner Modernität anfangs nur schwer zu begreifen war." Jahrzehnte später, seien in München längst hypermoderne Nachkriegsbauten wieder abgerissen worden, während die Rohrbacher Kirche bei den Pfarrangehörigen zu Ansehen und zu einer Wertschätzung gekommen sei, die flüchtige Besucher oftmals nicht nachvollziehen können, meint Bruno Feß. "Wer nicht nur die Architektur betrachtet, sondern einen schön gestalteten Gottesdienst in dieser Kirche miterlebt, wird sich deren vornehmem Charakter nicht entziehen können."

Das große Können und Qualitätsmerkmal der Architektur von Brancas sieht Bruno Feß in der Tatsache, dass sie nicht nur modischem Zeitgeschmack folge, sondern Beständiges geschaffen habe. Moderne und Tradition kämen in seinen Bauten zu einer überzeugenden Symbiose. Feß: "Damit ist er im besten Sinn Mensch und Künstler von außergewöhnlichem Format, der Rohrbach mit seiner Architektur reich beschenkt hat."