Gerolsbach
Ein Hamburger in Gerolsbach

Dirk Beyer radelt von Golfplatz zu Golfplatz quer durch Deutschland - mit Station im Landkreis

17.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:23 Uhr
Fahrradfahren und Golfen verbindet Dirk Beyer bei einer ganz besonderen Tour miteinander. Eine Station auf seiner Reise war vor Kurzem auch der Gerolsbacher Golfplatz. −Foto: Spindler

Gerolsbach - Fahrradfahren und Golfen - passt das zusammen?

Ja klar, sagt der Hamburger Dirk Beyer. Er war gerade mit einem E-Bike von Nord nach Süd unterwegs. Seine Etappenziele werden von Golfplätzen markiert. Vor kurzem hat er auf seiner vorletzten Etappe in Gerolsbach haltgemacht und 18 Löcher gespielt, nachdem er zuvor in Beilngries einen Zwischenstopp eingelegt hat. In Gerolsbach kam er ordentlich ins Schwitzen.

Die Anlage ist wirklich schön," sagt der 50-jährige Dirk Beyer immer wieder, während er mit Mark Ohm auf der 18-Loch-Anlage des Golfparks Gerolsbach unterwegs ist. Die beiden sind rein äußerlich vollkommen gegensätzlich. Beyer, der ehemalige Manager der ADAC-Motorverlags, der frisch rasiert mit einer schicken Golfhose und dem dazu passenden Shirt unterwegs ist. Dagegen Ohm, der mit Shorts bekleidet über den Platz zieht, mit bärtigem Gesicht und Tattoos auf den Unterarmen - so, wie man sich den typischen Golfer eigentlich nicht vorstellt. Doch die beiden verstehen sich auf Anhieb gut. Okay, sie kennen sich bereits geraume Zeit. Das Internet macht's möglich. Vielmehr ist es die gleiche Leidenschaft, die beide teilen: Golfen ist geil.

Das ist übrigens auch der Titel der Aktion, die Dirk Beyer am Freitag nach Gerolsbach geführt hat. Seit einer Woche ist er mit einem E-Bike und einem Lastenanhänger von Hamburg über den Golfplatz Altmühlgolf bei Beilngries bis München unterwegs. Die Idee für die Tour ist eigentlich einem Gespräch im Hause Beyer zu verdanken. Dirk und seine Frau unterhielten sich darüber, wie Beyer eigentlich zum Golf-Soccer-Turnier mit Freunden in München kommen wolle. Als er mit seiner Frau auf dem Sofa gesessen habe, sei ihm herausgerutscht: "Ich fahre mit dem Auto oder mit der Bahn", und dann habe er noch nachgeschoben, "oder ich fahre mit dem Fahrrad. " Darüber habe er dann doch noch mal eine Nacht geschlafen und dann habe er seiner Frau gesagt, vielleicht wäre eine Tour mit dem Fahrrad von Golfplatz zu Golfplatz das richtige. Die Angetraute war Feuer und Flamme. Und Beyer machte sich an die Vorbereitungen.

Beyer steht am Freitag am ersten Abschlag, morgens um 9 Uhr. Mark Ohm, Handicap 32, der bereits seit zwei Jahren in Gerolsbach in Sachen Golf unterwegs ist und sich für den Golfclub dort um die Social-Media-Präsenz kümmert (Instagram: @BigMark_Golf), erklärt Beyer (Handicap 33) die Feinheiten der Bahn. Nach wenigen Worten sind die beiden voll im Golfspeech angekommen, unterhalten sich über Slices (nach rechts verzogene Abschläge) und Dackeltöter (nach links verzogene Abschläge). Der 50-jährige Hamburger bringt seinen Ball in Stellung, macht einen kurzen Probeschwung, noch einmal durchatmen und kurz konzentrieren: Der Driver geht nach hinten, saust blitzschnell nach unten, ein kurzes Pling markiert den guten Treffer des Schlägers auf dem Ball und der Schläger schwingt nach vorne durch, links um Beyers Schulter herum bis fast auf den Rücken, Beyers Blick folgt dem kleinen weißen Rund durch den blauen Himmel, von dem die Sonne herunterscheint. Das T, auf dem der Ball zum Abschlag lag, fliegt kurz durch die Luft. Der Ball landet links neben dem Fairway.

Etwa zehn Wochen hat sich Beyer auf seine Tour vorbereitet. Eigentlich sei er ja ein eingefleischter Rennradfahrer. Das habe beim Training, das im Februar begann, auch eine Rolle gespielt. "Während der Vorbereitung bin ich mit allem gefahren, vom Damenfahrrad mit Drei-Gang-Schaltung bis hin zum Mountainbike. " Für seine Tour habe er sich statt für ein Mountainbike dann doch für ein E-Bike entscheiden, erzählt Beyer. Sein Schwiegervater habe ihm übrigens auch vom Mountainbike abgeraten. Inzwischen ist Beyer der Verwandtschaft dankbar für den Tipp.

Den Anhänger für das E-Bike hat sich Beyer von einem Freund geliehen. Über das E-Bike ist er ganz froh, denn trotz aller minuziöser Planung habe sich manche Etappe dann doch als bergiger herausgestellt als es sich Beyer jemals vorgestellt hatte. An einigen Steigungen habe dann auch der Akku des E-Bikes schlappgemacht. Zum Glück, sagt Beyer, habe er stets noch einen Reserveakku dabei.

In Gerolsbach freut sich Beyer direkt über das schöne Wetter. Endlich kommt er mal trocken auf einem Golfplatz an. Er erinnert sich, dass schon kurz nach dem Start bei Hamburg der Regen einsetzte. "Außer Hagel und Schnee war bisher alles dabei", erzählt Beyer. An fast jedem Abend hätten seine Hotelzimmer eher einer Waschküche geglichen, in denen er das tropfnasse Outfit getrocknet habe. Bei so einer Radtour über fast 600 Kilometer kommt es beim Gepäck auf jedes Gramm an. Insgesamt 20 Kilogramm hat Beyer bei sich. Einige Shirts, Unterwäsche - sie werden auch in den Hotels per Hand immer mal durchgewaschen. Was er an Gepäck so gespart habe, sei ihm durch die Hygienevorschriften durch die Corona-Pandemie wieder zusätzlich dazu gekommen: Schutzmasken und Desinfektionsmittel. Dafür verzichtet Beyer auf einen Trolley (einen Wagen für die Golftasche). Der hätte wieder Platz gekostet.

Beyer trägt sein Golfbag auf seinen Schultern. Sein Golffreund Ohm dagegen schiebt es locker auf einem Trolley über den Golfplatz in Gerolsbach. Im etwas höheren Gras sucht Beyer nach seinem Ball: "Da ist er! ", ruft er freudig. "Das ist ein wenig wie Pilzesuchen: Nach einiger Zeit hat man wieder einen guten Blick für die Bälle. " Beyer sucht sich einen Schläger, visiert das Ziel - das Green - an, schlägt, schaut und sieht den Ball in einen Bunker (eine mit Sand gefüllte Grube) fallen. "Das fängt ja schon gut an", sagt Beyer, schüttelt den Kopf, lässt ihn aber noch nicht hängen. Der hügelige Golfplatz in Gerolsbach fordert die Beinmuskulatur heraus -zusammen mit dem Tragen des Golfbags ergibt sich so schon ein ordentliches Work-out für den passionierten Golfer.

Zwischendurch versorgt Beyer seine Fans auf den sozialen Internetkanälen mit Neuigkeiten direkt vom Platz. Mit dem Smartphone berichtet er im Gehen. So vertieft, dass ihn Ohm darauf aufmerksam macht, wie er ganz versonnen an seinem Ball vorbeiläuft: "Dirk, du musst noch deinen Ball spielen. " Den ganzen Tag über schickt Beyer per Smartphone Texte an seine Frau in Hamburg. Sie setzt die jeweiligen Tagestourberichte dann abends noch aktuell ins Internet (www. golfenistgeil. de). "Die ersten Texte waren noch etwas holprig", sagt Beyer, "jetzt läuft es schon etwas flüssiger. " Und seinen Slogan hat er auch schon gefunden: "Bleibt fröhlich. "

Diesem seinem selbst gewählten Motto, mit dem er seine Tourblogeinträge stets beschließt, frönt Beyer selbst natürlich auch in Gerolsbach auf dem Golfplatz: "Das ist kein High-End-Golf, sondern nur zum Spaß. " Vor ihm liegt nach 18 Löchern noch die letzte Etappe nach Puchheim - 60 Kilometer. Die Startzeit für seine nächste Golfrunde steht bereits fest. Beyer muss sich sputen. Dafür weiß er schon, was er nach der Tour macht: "Erst mal Muskeln pflegen und dann habe ich gut zu tun, das Fahrrad wieder zu putzen. "

PK

Jürgen Spindler