Hettenshausen
Ein Graben im Gemeinderat

Die geplante Entwässerung im Nordosten Entrischenbrunns halten nicht alle Politiker für sinnvoll

16.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:39 Uhr
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Hettenshausen (PK) Das Oberflächen- und Regenwasser aus dem nordwestlichen Teil von Entrischenbrunn landet letztlich im Prambacher Bächlein - doch aktuell fließt das Wasser teils wild über einen Acker und durch einen über die Jahre heruntergekommenen Graben.

Die Gemeinde Hettenshausen muss hier nun Abhilfe schaffen - doch im Laufe der Planungen zeigte sich, dass das Vorhaben um einiges teurer wird, als gedacht.

"Momentan läuft das Wasser ziemlich ungeordnet ab", sagte Bürgermeister Hans Wojta (UWG). Denn aus dem nordwestlichen Teil Entrischenbrunns fließt das Oberflächenwasser erst einmal in Richtung Regenrückhaltebecken und von dort nach Norden weiter. Dann allerdings läuft das Wasser vollkommen unkontrolliert über den Acker eines Landwirts bis zur Waldfläche auf der anderen Seite des Feldes. Dort gibt es wiederum einen zweiten Graben - der jedoch in einem ziemlich schlechten Zustand ist - bis hin zum Prambacher Bächlein. "Das Planungsbüro Wipfler hat hier nach einer Lösung gesucht. Aber das Alles ist nicht ganz so einfach und nicht ganz so günstig", sagte Wojta. Insgesamt schätzen die Planer die Kosten auf knapp 270000 Euro.

Geplant sind drei Abschnitte ab dem Regenrückhaltebecken. Der erste Graben am dortigen Waldrand entlang ist dabei etwa 150 Meter lang und muss hergestellt werden. Doch richtig aufwendig werden die beiden folgenden Abschnitte: Den Acker wollen die Planer mit einer etwa 240 Meter langen Rohrleitung queren. Und der dritte Abschnitt soll eine "ingenieurbiologische Maßnahme" sein, wie es die Planer nennen: Der ebenfalls etwa 240 Meter lange Graben soll mit Weiden, Steinen und Pfählen stabilisiert und hergerichtet werden.

"Wir wollen den Acker mit einer überfahrbaren Verrohrung queren", erklärte Planerin Sarah Scholtissek vom Büro Wipfler. Diese Leitung mit einem Querschnitt von 40 Zentimetern soll bis zu zwei Meter tief im Erdreich eingegraben werden, damit der Landwirt seinen Acker wie gehabt nutzen kann. "Für die Bauarbeiten brauchen wir eine Baustraße", erklärte Christian Bahlmann, ebenfalls vom Pfaffenhofener Planungsbüro. Diese fünf Meter breite Fahrbahn soll am Ende aber vollständig wieder rückgebaut werden. "Wir wollen versuchen, alles im Sommer zu machen", sagte Bahlmann. Denn bei trockenem Boden sei diese Baustraße vielleicht nicht auf ganzer Strecke nötig. "Aber wir wollen auch versuchen, dass die Ernteschäden für den Landwirt möglichst geringfügig ausfallen. " Für diese ersten beiden Abschnitte - den 150 Meter langen Graben sowie die 240 Meter lange Rohrleitung bis zur Straße - fallen etwa 151000 Euro an.

Martin Kellerer (CSU) äußerte bei diesem Vorhaben Bedenken: "Das Wasser im Graben nimmt organisches Material mit - irgendwann ist die Rohrleitung dann zu. " Josef Remmele (UWG) teilte die Bedenken und fragte, ob denn ein Sandfang zu Beginn der Rohrleitung möglich ist. Wie Bürgermeister Wojta erklärte, seien über den Acker verteilt insgesamt vier Schächte geplant, sodass die Leitung gespült werden kann, das soll vorsorglich einmal im Jahr passieren. Rudolf Haberl (UWG) mahnte noch: "Wir müssen auf die Kosten schauen. " Daher sollte das abgetragene Erdreich nach dem Bau der Rohrleitung vielleicht auf dem Acker bleiben, statt es kostspielig zu entsorgen. Die Gemeinde will hier mit dem Landwirt reden, ob das Bodenmaterial auf dem Acker verteilt werden kann.

Weit mehr Diskussion gab es zum dritten und letzten Abschnitt: der Graben südlich des Waldes bis hin zum Prambacher Bächlein. Denn die Planer wollen hier eine sogenante ingenieurbiologische Maßnahme umsetzen. "Der Graben ist inzwischen bis zu drei Meter tief eingegraben", sagte Scholtissek. Im Laufe der Zeit sei immer wieder notdürftig gesichert worden. "Aber das Wasser hat immense Kraft. " Daher wollen die Planer den Graben nun mit natürlichem Material stabilisieren. Dazu sollen einerseits Weiden gepflanzt und Steine entsprechend verteilt werden; andererseits sollen an extrem belasteten Stellen noch zusätzlich Wurzelstöcke im Uferboden versenkt werden, sozusagen als Pfähle um den kurzen Hang zu sichern.

Haberl jedoch sagte: "Weiden wachsen, das muss gepflegt werden. " Auch Wolfgang Schrätzenstaller (CSU) sah hier viel Arbeit auf die Gemeinde zukommen: "Weiden müssen jedes Jahr zurück geschnitten werden. Ein Graben mit Weiden, das ist ein Krampf von A bis Z. " Auch Josef Stowasser (UWG) erklärte: "Das geht sicher nicht toll zu räumen. "

Den Vorschlag der Planer unterstützte hingegen Wolfgang Hagl (UWG): "Wir sind direkt in der Natur. Da können wir nicht einfach einen Betongraben machen. " Bürgermeister Wojta wies außerdem darauf hin, dass auch das Wasserwirtschaftsamt bei diesem Vorhaben mitrede - ein reines Betonbauwerk werde da schwierig. Richard Stampfl (UWG) sah es letztlich pragmatisch: "Die Kosten sind nicht ohne. Aber wir kommen nicht drum herum. "

Am Ende stimmten die CSU-Gemeinderäte Erich Hiereth, Kellerer und Schrätzenstaller gegen das Vorhaben. Wann die Arbeiten starten sollen, ist noch offen. Eigentlich hätten die Ausschreibungen im Dezember passieren sollen - doch wegen der unerwartet hohen Kosten musste auf die Gemeinderatssitzung gewartet werden. Nun wird es knapp: Für zwei betroffene Flächen bekommen die Landwirte Fördergelder - allerdings nur, wenn ab dem 1. April keine Arbeiten auf dem Areal stattfinden. Die Gemeinde will klären, ob sie hier die dann weggefallenen Fördergelder ausgleichen kann, sollten doch nach dem 1. April Arbeiten stattfinden.

Claudia Lodermeyer