Rohrbach
Ein Dauerlauf aus ganzem Herzen

Unterwegs durch Deutschland: Mario Euker legt mit Benefizaktion Station beim TSV Rohrbach ein

26.05.2021 | Stand 30.05.2021, 3:33 Uhr
Zwischenstopp beim TSV Rohrbach: Mario Euker (rechts) kam auf seinem Herzlauf durch die Republik auch ins mittlere Ilmtal, wo ihm TSV-Präsident Robert Maier seine Unterstützung zusicherte. −Foto: A. Ermert

Rohrbach - Eine ganz besondere "Laufkundschaft" konnte der TSV Rohrbach auf seinem Sportgelände begrüßen: Mario Euker aus Wittelsbach (Hessen) ist Anfang Mai zur Benefizaktion "Marios Herzlauf durch Deutschland" aufgebrochen. Nach 1460 Kilometern hat er einen Zwischenstopp in Rohrbach eingelegt, wo er von TSV-Präsident Robert Maier empfangen wurde.

"Durchschnittlich 70 Kilometer am Tag laufe ich in lockerem Joggingtempo, das sind acht Minuten pro Kilometer", erzählt Euker. Dabei schiebt er "Chari", einen Babyjogger, immer vor sich hin. In ihm transportiert er alles, was er tagsüber benötigt: Proviant, ein Erste-Hilfe-Set und etwas Wechselkleidung. Es ist schon eine gewaltige Strecke, die er täglich zurücklegt, doch angestrengt oder gar erschöpft wirkt er nicht: "Ich habe ja am elften Tag einen Ruhetag eingelegt", meint er auf diese Frage ganz flapsig. Nach seiner Rast in Rohrbach ging es weiter nach Unterhaching. Durch jede Menge Regenschauer. Das sei kein angenehmer Tag gewesen, berichtet er hinterher, denn zweimal musste er komplett die Klamotten wechseln.

Euker plante den Spendenlauf als neue Lebenserfahrung. Und es hat geklappt. "Ich möchte damit etwas Gutes tun. Kinder zu unterstützen, bewegt mich schon lange", erzählt der Familienvater, der selbst zwei Söhne im Alter von fast acht und dreizehn Jahren hat und von seiner Frau volle Rückendeckung für seine Aktion erhält. Immerhin ist er mindestens 33 Tage von zu Hause weg. Er geht davon aus, dass er am 2. oder 3. Juni seine Lieben wieder umarmen kann. Da hat er dann mehr als 2000 Kilometer hinter sich. "Sie haben mich einmal besucht, da wollte ich schon fast unterbrechen. Aber meine Frau meinte, jetzt bist du voll im Lauf, da darfst Du keine Pause einlegen", berichtet er. Und so zog er sein Vorhaben dann auch weiter durch.

Allerdings lief nicht immer alles glatt. "Der zehnte Tag war schlimm, jeder Schritt tat weh, dicke Knie und gereizte Schienbeine. Alle Schmerzen, die man sich vorstellen kann, hatte ich in den Füßen. Und ich konnte nicht mehr laufen, nur noch gehen." Euker war schwindlig. Da musste sein Begleitteam ihn abholen. Insgesamt sechs Personen betreuen ihn auf der Tour abwechselnd: Freunde, Bruder, Trauzeuge, Familie. Doch am folgenden Regenerationstag wurde er wieder voll aufgepäppelt mit diversen Salben und Naturmittelchen. "Und danach bin ich eigentlich von Tag zu Tag fitter geworden", erzählt er. "Jetzt laufe ich ungefähr so, wie wenn ich kurz vor dem Frühstück zehn Kilometer laufe. Meine Beine sind gut, ich bin auch fünf Kilo leichter geworden." Doch fit war der Hesse auch vorher schon. Er spielte Fußball, lief Marathon, macht Triathlon - und 15 bis 20 Stunden in der Woche geht er zum Laufen. "Ist alles nur eine Sache der Organisation", meint er dazu.

Mario Euker läuft bei seinem "Herzlauf" nicht für sich. Er hat sich vielmehr auf Hilfe für Kinder fokussiert. "Zum Beispiel die Arbeit in einer Kinderhospizstiftung ist so wichtig, wo die im Sterben liegenden Kinder Zuspruch und Unterstützung erhalten - und die Familie zusammen noch einen guten, liebevollen Abschied nehmen kann", sagt er. Auch die Clown Doktoren, die Deutsche Kinderkrebsstiftung, die Klinikclowns, die Deutsche Kinderhospiz Stiftung und Ärzte ohne Grenzen möchte Euker mit den eingehenden Spenden unterstützen - durch seine sportliche Herausforderung, "die den Schmerz wert sein wird", wie Euker überzeugt erklärt.

Der Familienvater hat keinen persönlichen Hintergrund und selbst kein schlimmes Erlebnis hinter sich. "Das war nicht ausschlaggebend für mich", sagt er. Er hat bereits im vergangenen Jahr bei Läufen in der Region 5000 Euro an Spenden erhalten. Damals war er aber nicht mit dem Wohnwagen unterwegs, sondern fuhr von Pension zu Pension. "Jetzt bin ich viel beweglicher", sagt er, denn sein Begleitteam organisiert kurzfristig die Stellplätze - so wie in Rohrbach beim Sportverein oder bei Landwirten, die für eine Nacht Platz anbieten. "Es klappt jeden Tag wunderbar", freut sich der Läufer. Beim TSV Rohrbach standen ihm sanitäre Einrichtungen zur Verfügung - und eine Einladung zum Abendessen gab's obendrein, die das Team gerne angenommen hat.

"Ich habe heuer bei meiner Aktion tiefgestapelt, keine Medien informiert. Es sollte sich entwickeln - und dann kann kommen, was will, dachte ich mir", beschreibt er seine Herangehensweise. Euker hatte sich vorgenommen, einen Euro pro Kilometer zu spenden. Aber dann interessierten seine Läufe halt doch viele. Denn mit Bekanntwerden der Geschichte, hatte sich nach zwei Tagen sein eigener Einsatz bereits verdreifacht. "Ich bekomme viele Zuschriften und spontane Spenden. Aktuell sind jetzt schon 10000 Euro auf dem Konto. Und ich habe keine Ahnung, wo das noch hinführen wird", freut er sich.

So bekam er unter anderem von einem kleinen Jungen fünf Euro von dessen Taschengeld. Eine alte Dame, die er unterwegs traf, steckte ihm spontan 20 Euro zu. "Wenn ich daran denke, kommen mir gleich die Tränen" erzählt er. Und tatsächlich sind seine Augen feucht, als er es erzählt. Mario Euker ist eben ein sportlicher Mann mit einem großen Herzen. Wer sein Herz ebenfalls öffnen und spenden möchte, der findet Details zur Spendenüberweisung unter www.mari osherzlauf.de im Internet.

PK