Pörnbach
"Ein Armutszeugnis für den ÖPNV"

Bei einer Haushaltsbefragung bewerten die Pörnbacher die Bus- und Bahnanbindung als schlecht

22.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:48 Uhr
Noch Luft nach oben: Ludger Jürgens (links) von der DB Regio Bus Bayern und Bürgermeister Helmut Bergwinkel stellten die Ergebnisse der Haushaltsbefragung zum ÖPNV vor. −Foto: Vogl

Pörnbach (vov) Die Gemeinde Pörnbach arbeitet zusammen mit dem Mobilitätsdienstleister DB Regio Bus Region Bayern an einem attraktiven und wirtschaftlichen Mobilitätskonzept für den Ort. Das Ergebnis der Haushaltsbefragung wurde beim Bürgerforum im Gasthof Bogenrieder vorgestellt. Leider war das Interesse aus der Bevölkerung gering.

Ähnlich wie bei der Auftaktveranstaltung waren nur rund 25 Bürger erschienen. Vor diesen präsentierten Anja Baniewicz und Ludger Jürgens vom Mobilitätsmanagement der DB Regio Bus Bayern das ÖPNV-Handlungskonzept für die Gemeinde Pörnbach. "Wir haben heute aber keine fertigen Fahrpläne", meinte Bürgermeister Helmut Bergwinkel (FUW) bei der Begrüßung.

Die Gemeinde Pörnbach wird derzeit im Tagesverlauf von drei unterschiedlichen Buslinien bedient. Die Abfahrten konzentrieren sich auf die frühen Morgenstunden, während die Ankünfte in die frühen Nachmittagsstunden fallen. Das liegt daran, dass der ÖPNV in Pörnbach stark auf den Schülerverkehr ausgerichtet ist. Am Samstag gibt es nur geringe ÖPNV-Verbindungen, am Sonntag gibt es gar keine Bedienung. Von den vier ÖPNV-Haltestellen wird die Haltestelle am Gasthof zur Post in Pörnbach am stärksten genutzt. Von 1000 Einwohnern in Pörnbach haben 640 einen eigenen Pkw.

Von den im November versandten 926 Fragebögen kamen 245 Bögen ausgefüllt zurück. "Das ist ein guter Wert", meinte Ludger Jürgens, als einige im Saal aufschnauften. "Normalerweise bekommen wir um die zehn Prozent Rücklauf." In Pörnbach hatten auch alle Altersklassen die Bögen ausgefüllt - vom Schüler bis zum Rentner war alles ausgewogen vertreten. Die meist genannten Zielorte, die die Leute von Pörnbach aus erreichen möchten, waren Pfaffenhofen (rund 30 Prozent), Ingolstadt (rund 22 Prozent) und Reichertshofen (rund 21 Prozent). Bevorzugter Einkaufsort ist Reichertshofen (50 Prozent), gefolgt von Pfaffenhofen (30 Prozent).

Das am meisten genutzte Verkehrsmittel in Pörnbach ist das Auto mit 77 Prozent. Erst danach kommt mit einem weiten Abstand der Bus (zwölf Prozent). Weitere sechs Prozent nutzen das Rad. Bei der Frage, was sich ändern muss, damit mehr Pörnbacher den ÖPNV nutzen, war die Antwort recht eindeutig: Rund 58 Prozent wünschen sich ein besseres Angebot, fast 70 Prozent eine bessere Taktung.

"Wie zufrieden sind Sie mit dem ÖPNV?", wurden die Pörnbacher außerdem gefragt. Da war das Ergebnis vernichtend: Rund 95 Prozent der Befragten stimmten entweder mit "geht so" oder "gar nicht zufrieden". Ludger Jürgens: "Das ist ein Armutszeugnis für den ÖPNV. Dieser Wert zeigt, dass dringend etwas gemacht werden muss." Kaum genutzt wird bislang auch der Bahnhof Baar-Ebenhausen als Umstieg für Fahrten nach Ingolstadt (acht Prozent). Anders sieht es in Richtung München aus: Über 40 Prozent nutzen den Pfaffenhofener Bahnhof als Umstieg nach München.

Schon während des Vortrags interessierten sich Anwesende für das "Baxi" als Anrufbus, wie es in anderen Landkreisen im Einsatz ist. Das "Baxi" folgt einem festen Fahrplan, kommt aber nur auf Bestellung. Die Bürger interessierten sich für die Kosten einer Fahrt (Jürgens: "rund zwei Euro bis 2,30 Euro") und die Frequenz ("Das hat ungefähr eine Zwei-Stunden-Taktung").

Bei der anschließenden Diskussion nannte ein Bürger als zentralen Wunsch: "Ingolstadt soll in ansprechender Zeit erreichbar sein. Ich fahre nicht über zahlreiche Haltestellen eineinhalb Stunden lang." Die Jugendbeauftragte Roswitha Kraus (Dorfgemeinschaft) meinte, es sei wichtig, dass die Schüler die jeweiligen Schulen in Reichertshofen oder Ingolstadt direkt erreichen. Eine Variante mit Busfahrt nach Baar-Ebenhausen, dort Umstieg in den Zug und anschließender Busfahrt vom Bahnhof zur Schule fand sie "nicht so sinnvoll".

Baar-Ebenhausens Bürgermeister Ludwig Wayand (CSU) sah die Anbindung von Pörnbach als "nicht uninteressant". Vor allem in Hinblick auf den Audi-Bahnhalt auf dem Firmengelände in Ingolstadt, den es gegen Ende des Jahres geben wird: "Wir haben Ende des Jahres eine Stunden-Taktung zur Audi. Baar-Ebenhausen könnte Drehscheibe der ersten Taktung werden." Sein Ziel sei, die Taktung auf 30 Minuten zu steigern. Allerdings riet Wayand ebenfalls dazu, den Schülerverkehr getrennt zu sehen.

Ebenfalls ein schlechtes Zeugnis stellte dem ÖPNV ein anwesender Schüler aus. In der Früh fahre er um 6.44 Uhr los und sei in ungefähr einer Stunde in Ingolstadt. "Das geht ja noch." Anders liegt der Fall nachmittags: "Ich habe um 13.45 Uhr Schulende und müsste bis 16.15 Uhr warten, bis der nächste Bus kommt. Das ist eine Menge Zeit." Ebenfalls angesprochen wurde ein möglicher Fahrradschnellweg über Reichertshofen zum Bahnhof in Baar-Ebenhausen für eine zukünftige E-Bike-Erschließung. Wayand: "Darauf wollen wir reagieren. Die Leute sollen ihr Rad den Tag über stehen lassen und aufladen können."