Pörnbach
Eigensinnig, charakterstark und frech

50 Dackelbesitzer aus ganz Bayern tauschen in Pörnbach Erfahrungen mit ihren Zamperln aus

07.10.2018 | Stand 25.10.2023, 10:32 Uhr
Lieben ihre Vierbeiner über alles: Wenn Frank Schultes (linkes Bild, hinten, 2. von links) zum Dackeltreffen einlädt, kommen viele Besitzer aus ganz Bayern. Auch Susanne ist gestern nach Pörnbach gekommen - nicht nur mit ihren Hunden, sondern auch auf ihrem Outfit bestimmen die Dackel alles. −Foto: Herchenbach

Pörnbach (PK) Es wuselt, wedelt, kläfft und bellt: Auf dem Gelände des Pörnbacher Boxer-Klubs waren gestern 50 Dackel aus ganz Bayern mit ihren Frauchen und Herrchen zusammengekommen - damit die sich darüber austauschen können, wie sie den Zamperln noch besser gerecht werden.

Verkehrte Welt? Nein, wer sich mit den Dackelbesitzern aus Nürnberg, Augsburg, Landshut - einer kam sogar aus Berlin - unterhält, dem wird schnell klar: Der Herr im Ring ist der Dackel! Oder, wie es der Veranstalter Frank Schultes in einem Satz zusammenfasst: "Der Dackel hat einen Napoleon-Komplex: klein, aber ein Ego wie ein ganz Großer. "

Schultes und seine Frau Anabelle hatten zum fünften Mal zu diesem überregionalen Treffen eingeladen. Jedes Jahr seien mehr Besucher gekommen, um Erfahrungen auszutauschen, Tipps zu bekommen oder einfach nur, um Freundschaften zu schließen und zu pflegen. Denn nicht nur Dackel sind etwas ganz Besonderes, sagt Schultes, sondern auch die Halter seien "ein ganz eigener Schlag". Da springe gleich ein Funke über. Dem oberflächlichen Betrachter erschließt sich diese These nicht unbedingt, eher erlebt er Herrchen und Frauchen als Diener (Schultes nennt sie "Futtersklaven") ihrer Vierbeiner.

Aber genau das ist es, was sie an ihren Kurz-, Lang- und Rauhaardackeln mögen: Eigensinnig seien sie, charakterstark, durchsetzungsfähig. Und frech wie Rotz: Beim Spaziergang im Wald springen die Waldis jeden Schäferhund an, weswegen Schultes inzwischen manche Waldwege meidet.

Auch beim Urlaub geben Paul und Janosch, seine beiden Dackel, das Reiseziel vor. Im vergangenen Jahr sind die Schultes mit ihnen an die Adria nach Bibione gefahren. Keine gute Idee, dem Zwerghaardackel Paul und seinem Kameraden Janosch, einem Tigerglatthaar, war's schlicht zu heiß. Morgens um sechs Uhr sind sie Gassi gegangen - und dann haben sie sich in der kühlen Ferienwohnung aufgehalten. An den Strand ist man dann zu viert erst abends gegangen. In diesem Jahr ging's deshalb an die Ostsee.

Warum also ein Dackel? In den 50er und 60er Jahren galt er als Münchner Maskottchen, seither ist er auf der Beliebtheitsskala im Sinkflug. Ganz oben rangieren Golden Retriever, Bulldoggen oder Chihuahuas. Bei denen allerdings rümpfen Dackelbesitzer die Nase: Eigentlich seien diese zweieinhalb Kilo leichten Knirpse gar keine richtigen Hunde.

Aber der Dackel kommt wieder, davon ist Susanne, 40, überzeugt. "Dackel sind eine Herausforderung", sagt sie. "Sie besitzen einen Charakter, das sind charismatische Hunde. " Die Münchnerin ist in einem Pulli erschienen, den drei Dackelportraits zieren, drunter trägt sie ein T-Shirt mit Notenlinien - auf denen natürlich Zamperl hopsen. Sie liebt ihre Hunde genauso wie Ewald, 48, aus Altomünster. "Die Liebe zum Dackel", sagt er, "hat sich erst langsam entwickelt. " Er hat seinen dreijährigen Valentin vor dem sicheren Tod in Ungarn gerettet. Dort würden Straßenhunde eingefangen - wenn sich niemand erbarmt, dann würden sie getötet. Über eine Hilfsorganisation hat er den Hund vor einem Jahr nach Bayern geholt.

Auch Vanessas Herz schlägt für ihren Dackel Fanni. "Ich mag diese Hunde", sagt die 26-Jährige, "weil sie selten, klein und kompakt sind. " Kein Problem, einen Dackel im Fahrradkorb spazieren zu fahren.

Gaby Kälbli, 52, aus Ingolstadt hatte schon immer große Hunde - bis sich ihr Mann zum 50. Geburtstag einen Dackel wünschte. Jetzt ist Paula sechs Jahre alt und hat seit der Silberhochzeit von Frauchen eine Spielkameradin: Gabys Mann bedankte sich für 25 Ehejahre mit Vroni, einem Kurzhaardackel. Inzwischen ist Frauchen, die zum Treffen mit Dackel-ohrclips gekommen ist, vom Hundefieber erfasst worden: Sie stellt in Handarbeit alles her, was Dackel und ihre Besitzer glücklich macht: Taschen, Kissen, Decken, Beutel, Halsbänder, am liebsten mit Dackel-Applikationen. Gaby Kälbli verteidigt den Dackel gegen Vorurteile: Dackeln werde nachgesagt, sie seien stur, aber das stimme so gar nicht. "Dackel sind selbstständig. Die wissen, was sie wollen. "

Janosch und Paul zum Beispiel fixieren ihre Halter so lange, bis irgendeiner dem Dackelblick nachgibt und freiwillig ein Leckerli herausrückt. "Der Dackel", räumt Frank Schultes ein, "ist kein typischer Anfängerhund. Man muss sich schon ziemlich intensiv mit ihm beschäftigen. " Natürlich schränke einen so ein Hund ein, aber er gebe auch viel zurück. Wenn er etwa auf Kommandos wie "Sitz", "Platz" oder "Pfote" reagiert. Und bei "Peng" schlagartig umfällt und liegen bleibt. Was mancher Dackelhalter frühmorgens bei Regenwetter auch gern tun würde. Aber dann trifft ihn der Dackelblick . . .

Albert Herchenbach