Geisenfeld
Drohne des Hegerings Geisenfeld jetzt offiziell im Einsatz

In Wiese bei Ilmendorf Rehkitz geortet

16.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:18 Uhr

Die Drohne in Aktion: Jäger Matthias Lederer (rechts) hat die Lizenz zum Führen des High-Tech-Gerätes erworben und bringt es jetzt für Landwirte vor dem Mähen zum Einsatz. Fotos: Ellen Kellerer/Matthias Lederer

Von Ellen Kellerer

Ilmendorf – Lebensgefahr für das kleine Rehkitz! Noch nicht einmal zwei Wochen alt, liegt es geduckt im hohen Wiesengras. Eine etwa 30 Meter über dem Boden surrende Drohne hat das Tier geortet. Um es vor dem riesigen Mähwerk des Traktors in Sicherheit zu bringen, nähern sich zwei Retter, doch die müssen gar nicht mehr eingreifen: Das Kitz erhebt sich und sucht auf staksigen Beinen das Weite.

Abgespielt hat sich dieser Tierkrimi am Samstag in Ilmendorf auf der Wiese von Landwirt Stefan Bäumler. Dieser hat tags zuvor Jagdpächter Matthias Lederer verständigt, um ein schlimmes Schicksal für die jungen Tiere zu verhindern. Denn Jahr für Jahr geraten Kitze, die von den Geißen in den Wiesen abgelegt wurden, bei der ersten Mahd in die Klingen der Mähwerke und finden so auf grausige Weise den Tod.

Dies zu verhindern hilft ab sofort in den Revieren des Hegering-Bezirks Geisenfeld besagte Drohne. Angeschafft werden konnte diese dank der Finanzierung durch den Geisenfelder Bürgerring. Hubertus Grabmair, damaliger Vorsitzender des Hegerings, war im vergangenen Herbst an den Bürgerring herangetreten, und die Entscheidung fiel prompt: Der gemeinnützige Verein finanzierte mit rund 6200 Euro das mit Wärmebildkamera ausgestattete High-Tech-Gerät.

Vor Ort, beim ersten Einsatz der Drohne, konnten sich nun auch Roswitha und Peter Russ, Vorstandsmitglieder des Bürgerrings, von der lohnenden Investition überzeugen. Sie verfolgten zusammen mit interessierten Zuschauern, wie eine solche Tierrettung abläuft.

Bevor die Wiese gemäht wird, bringt Matthias Lederer, der einen eigenen „Flugschein“ für das surrende Teil absolviert hat, dieses per Fernsteuerung in die Luft. Jedem Wärmepunkt, den die Kamera am Steuergerät anzeigt, wird nachgegangen. Während Lederer steuert, dirigiert er per Funk seinen Jagdpächterkollegen Patrick Erichsen zur mutmaßlichen Wärmequelle in der Wiese. „Nur ein Maulwurfshaufen“, vermeldet dieser zunächst, denn an diesem schon sommerlich warmen Nachmittag hat sich der Haufen erwärmt – „deshalb ist die Absuche normalerweise auch in der Früh“, erklären die Ilmendorfer Jagdpächter.

Doch gleich danach erkennt Matthias Lederer in der Kamera noch einmal eine Wärmequelle: Bei der Nachschau durch seinen Kollegen Erichsen schreckt dieser einen Hasen auf, der davonsprintet, und auch eine Ente, die gemächlich in der Nähe des Bächleins weilt, wird aufgespürt. Erst als die Jäger „grünes Licht“ signalisieren, legt Landwirt Bäumler mit der Mahd los.

Dennoch ist auch er vorsichtig, „leider ist es immer wieder mal passiert, dass ein Kitz beim Mähen ums Leben kam“, sagt er betrübt. Und als der Landwirt von seinem Traktor aus im hohen Gras eine Bewegung entdeckt, stoppt er rasch seine Maschinen und bittet die Jäger noch einmal um „Amtshilfe“. Und tatsächlich: Beim nochmaligen Überfliegen entdeckt Matthias Lederer auf seiner Kamera das junge Reh. Es muss sich noch, kurz bevor die Mahd begann, zurück ins hohe Gras geschlichen haben, während seine Mutter weiter weg auf Futtersuche war.

Doch Dank der Drohne und auch dank der Umsicht des Landwirts gab es am Samstag ein Happy End für Rehkitz und Mutter. Und noch während die Zaungäste der Demonstration ihrer Überzeugung kundtun, dass die Investition in eine solche Drohne viele Rehkitz-Leben retten kann, saust plötzlich die aufgeregte Rehmama fiepend vorbei – wohl genauso froh, ihr Kleines wohlbehalten vorzufinden, wie Landwirt, Jäger und Zuschauer.

GZ