Haimpertshofen
Dreimal um die Kirche reiten

Beim Stephaniritt mit Pferdesegnung wird am 26. Dezember in Haimpertshofen ein alter Brauch gepflegt

18.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:00 Uhr
Das freut die Pferde: Jedem Teilnehmer wurde im vergangenen Jahr ein vom Pfarrer geweihtes Päckchen mit Hafer mitgegeben. −Foto: Stolle

Haimpertshofen (PK) Es ist ein alter Brauch: Am Zweiten Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, findet der Stephaniritt statt.

Denn an diesem Tag wird in der katholischen Kirche der Namenstag des heiligen Stephanus gefeiert. Alle Pferdebesitzer sind eingeladen.

Begonnen wird um 13.30 Uhr mit einer kurzen Andacht in der Kirche. Danach ziehen die Pferde, auch Ponys und Esel sind selbstverständlich herzlich willkommen, dreimal um die Kirche und empfangen von Pater Alois Gurtner den Segen. Im Anschluss an die dritte Runde erhält jeder Teilnehmer ein Säckchen mit geweihtem Hafer. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung vom Spielmannszug der Stadtkapelle, die Dorfgemeinschaft schenkt heißen Glühwein aus. Interessenten bietet sich die Möglichkeit, die Kirche St. Stephanus zu besichtigen, auch die einzigartige, mit viel Liebe zum Detail gestaltete Weihnachtskrippe, kann bewundert werden.

Bereits zum 28. Mal seit Wiederbelebung findet dieser alte Brauch in Haimpertshofen statt. Viele Jahre war es fester Bestandteil des Kirchenjahres, am Zweiten Weihnachtsfeiertag in Haimpertshofen den Namenstag des Kirchenpatrons in Verbindung mit einer Segnung der Pferde zu begehen. In welchem Jahr das erste Mal eine Pferdesegnung abgehalten wurde, konnte selbst nach Aussagen und Erinnerungen der Vorfahren nicht mehr in Erfahrung gebracht werden, jedoch im Jahr 1895 findet sich bereits ein kurzer Bericht im Bezirksamtsblatt. Allerdings weiß man, dass in den früheren Jahren im Anschluss an die Segnung auf dem sogenannten "Mülleranger" auf einer rund 300 Meter langen Strecke ein Pferderennen abgehalten wurde.

Unter Pfarrer Andreas Scheitle, der in den Jahren 1951 bis 1953 in Affalterbach war und die Filiale Haimpertshofen betreute, wurden die Ritte im Friedhof um die Kirche eingestellt, weil bei aufgeweichten Boden der Rasen stark beschädigt wurde. Er sammelte nach der Andacht die Reiter und ritt selbst an ihrer Spitze zur Müller Kapelle und zurück zur Kirche, wo die Segnung vorgenommen wurde. Auf dem Deckengemälde in der Kirche von Haimpertshofen ist diese Szene vom Pfaffenhofener Kirchenmaler Michael Paul Weingartner im Jahre 1951 nachgestellt worden. 1959 fand schließlich die letzte Pferdesegnung in Haimpertshofen statt. Im Jahre 1990 allerdings wurde diese Tradition wieder ins Leben gerufen. Seither wird am Zweiten Weihnachtsfeiertag ein alter Brauch gepflegt, der Jahrzehnte davor von den Vorfahren ebenfalls feierlich begangen wurde.