Geisenfeld
Dramatisches Artensterben

Auftaktveranstaltung zum Volksbegehren lässt Zahlen sprechen

20.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:48 Uhr
Hans-Joachim Leppelsack war Referent der Auftaktveranstaltung zum Volksbegehren Artenvielfalt. −Foto: Zurek

Geisenfeld (zur) Mit einem Blick auf aktuelle Zahlen hat eine Veranstaltungsreihe des lokalen Aktionskreises zur Unterstützung des Volksbegehrens "Artenvielfalt - Rettet die Bienen" begonnen.

Das Fazit des Abends: Der Rückgang der Bestände ist nicht nur bei Insekten dramatisch.

Rund 40 Zuhörer waren am Donnerstag der Einladung in den Geisenfelder Rathaussaal gefolgt - darunter auch Bürgermeister Christian Staudter und einige Stadträte sowie Mitstreiter des von der ÖDP initiierten Volksbegehrens, das von LBV, Bund Naturschutz, Bündnis 90/Grüne und über 100 Bündnispartnern unterstützt wird.

"So kann es nicht weitergehen", mahnte Hans-Joachim Leppelsack vom Landesbund für Vogelschutz als Referent mit Blick auf ein Artensterben, das sich aus Sicht des Zoologen ungebremst und in "absolut unnormaler Geschwindigkeit" vollzieht. Das Problem sei "viel größer" als es das Bild von Menschen suggeriert, die in China auf Obstplantagen Blüten bestäuben. Denn es gehe nicht nur um die Honigbiene, so der Experte unter Hinweis auf Untersuchungen, die den hohen Anteil von Wildbienen, aber auch von Fliegen, Käfern, Schmetterlingen und Ameisen an der Bestäubungsleistung belegen. Dass mancherorts seit 1990 die reine Biomasse an Insekten um 76,7 Prozent gesunken sei und etliche Schmetterlingsarten auf 43 Prozent des Ausgangsbestandes geschrumpft seien - zwei von etlichen Beispielen, die Leppelsack zur Veranschaulichung eines "dramatischen Rückgangs" anführt, der wohl schon viel früher eingesetzt habe. Mangels belastbarer Zahlen könne man indes "nur ahnen, was wir verloren haben", so der Experte.

Das gelte auch für teils stark bedrohte Feldvögel wie Kiebitz, Rebhuhn oder Feldlerche. Zwischen 1998 und 2009 ist laut Statistik auch die Zahl heimischer Brutvögel wie Star, Sperling oder Buchfink um 12,7 Millionen Paare gesunken. Im jüngsten Vogelschutzbericht des Bundes wird an erster Stelle die landwirtschaftliche Nutzungsänderung als "schwerwiegender" Einflussfaktor genannt. Genau da setzt auch das Volksbegehren an - wobei man sich, wie Judith Neumair von der ÖDP betonte, "für mehr bäuerliche Strukturen" und "gegen Agrarfabriken" einsetze.

Folgende Punkte will das Volksbegehren im bayerischen Naturschutzgesetz verankert sehen: die Sicherung wertvoller und reicherer Strukturen in der Landwirtschaft, die ökologische Aufwertung von Grünland (etwa Buntbrachen und Blumenwiesen), die Schaffung von Biotopverbünden und Schutzstreifen am Gewässerrand, die Stärkung des Ökolandbaus und der Schutz von Streuobstwiesen sowie eine Berichtspflicht über den Zustand von Natur und Landschaft. Leppelsack wünschte sich angesichts des inzwischen "lausigen Wissens" in Sachen Artenvielfalt überdies eine Bildungsoffensive.

Mit einer lebhaften Diskussion in der Zuversicht "etwas bewegen zu können", endete der Abend, der bereits eine Wiederholung in Reichertshofen fand. Ein Vortrag von Johannes Becker, Landtagsabgeordneter der Grünen, steht nun am 7. Februar im Wolnzacher Hotel Hallertau auf dem Programm.EINTRAGUNGSZEITENDie Eintragungslisten zum Volksbegehren "Artenvielfalt - Rettet die Bienen" liegen vom 31. Januar bis 13. Februar in den Rathäusern auf.In Geisenfeld öffnet der Bürgerservice über die üblichen Öffnungszeiten hinaus auch montags und mittwochs von 13 bis 16 Uhr, am 7. Februar von 13 bis 20 Uhr und am 9. Februar von 10 bis 12 Uhr. Für Bürger aus Ernsgaden ist zudem die Gemeindekanzlei donnerstags von 17 bis 18 Uhr sowie dienstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet.

zur