Geisenfeld
Die rechte und die linke Hand der Polizei

Fünf Männer gehen als Sicherheitswacht in Geisenfeld, Wolnzach und Reichertshofen auf Streife

13.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr
Die fünf Sicherheitswachtler Andreas Asbeck (vorne, von links), Karl-Heinz Soost, Andreas Biewald, Thomas Welsch und Dominik Kuffer bei der Vorstellung mit den Bürgermeistern Christian Staudter (hinten, von links), Michael Franken und Polizeichef Klement Kreitmeier. −Foto: Ermert

Geisenfeld (pat) Karl-Heinz Soost ist Wolnzacher, Andreas Biewald kommt aus Rohrbach. Dominik Kuffer, Thomas Welsch und Andreas Asbeck sind Geisenfelder - und zusammen unterstützen diese fünf Männer ab sofort als Sicherheitswacht die Arbeit der Geisenfelder Polizei.

Das Quintett ist aus neun Bewerbern hervorgegangen, unter denen auch zwei Frauen waren. "Die haben leider von sich aus zurückgezogen", meint mit Klement Kreitmeier der Geisenfelder Polizeichef bei der Vorstellung am Mittwoch. Eigentlich hätte er sich sechs Sicherheitswachtler gewünscht, die - im Idealfall in Zweiertrupps - in Geisenfeld, Wolnzach und Reichertshofen so etwas wie die rechte und die linke Hand der Polizei sein sollen. "Aber Qualität geht vor Quantität ", erklärt er die Anzahl. "Sicherheitswacht sein, das ist ein wichtiges Ehrenamt", fügt er an. "Und es ist auch nicht ganz einfach."

Soost ist ein 59-jähriger Beamter im Ruhestand, Welsch ein 56-jähriger Frührentner. Aber die anderen Drei müssen sich ihre Zeit gut einteilen, weil sie von der Rente noch ein gutes Stück entfernt sind. Biewald ist 56 Jahre, Asbeck erst 49 - und Kuffer mit seinen erst 35 Jahren ein echtes, wenn auch gestandenes Nesthäkchen im Team.

"Ich arbeite gern mit Menschen - und will ein kompetenter Ansprechpartner in Notsituationen sein", erklärt Thomas Welsch, warum er sich zur Sicherheitswacht gemeldet hat. Andreas Asbeck, der im Sicherheitsdienst erste Erfahrungen gesammelt hat, geht es um die "Präsenz auf der Straße". Bei Streitfällen würde er auch privat einschreiten, sagt er. "Jetzt will ich ein offizieller, kompetenter Ansprechpartner sein. Und der Polizei möglichst viele der nervigen Anrufe abnehmen."

Als Bindeglied zwischen den Bürgern und der Polizei sieht sich Karl-Heinz Soost. "Da ist jemand, an den ich mich wenden kann - und der mir hilft." So beschreibt er seine Beweggründe. Mit einer Bürgerwehr - womit eine Sicherheitswacht gerne mal über einen Kamm geschoren wird - hat hier niemand was am Hut. Und auf die strikte Trennung zwischen Polizei und Wacht will auch Kreitmeier streng achten. "Wir geben die Aufträge, wir setzen sie ein", versichert er, dass kein Sicherheitswachtler auf eigene Faust unterwegs sein wird. Welsch ist sich klar, dass er in seinem neuen Ehrenamt von manchen Mitbürgern auch kritisch beäugt werden wird. "Aber ich bin mir sicher, dass unsere Hilfe gerne angenommen wird. Und wir wollen mit unserem Einsatz die beste Werbung für uns selbst sein." Genau das würde auch Kreitmeier begrüßen. Denn mit fünf Mann ist seine Hilfstruppe noch leicht unterbesetzt. "Wir würden sie gerne vergrößern. Also hoffe ich, dass wir weitere Interessenten finden."

Diese würden dann ebenso geschult wie Soost, Asbeck, Kuffer, Biewald und Welsch. An fünf Samstagen fand deren 40-stündige Ausbildung statt, nachdem sie das Bewerbungsverfahren erfolgreich durchlaufen hatten. "Die Prüfung haben alle mit Bravour bestanden", lobt sie Kreitmeier. Rollentraining, interkulturelle Kompetenz, rechtlicher Hintergrund - das waren so Themen, in denen die Männer geschult wurden. "Nahkampf war nicht dabei", beantwortete Kreitmeier eine Nachfrage auf der Pressekonferenz. Andreas Asbeck erklärt, warum nicht. "Wir sollen keine Konfrontationen suchen, sondern uns raushalten." Die Sicherheitswacht darf zwar Personalien aufnehmen, Passanten befragen. Aber bei Eskalationen soll sie nicht einschreiten, sondern Hilfe rufen. "Wir haben über Funk Kontakt zur Polizei - und die alarmieren wir, wenn's hart auf hart kommt", führt Asbeck aus.

Neben einem Erste-Hilfe-Set und einem Funkgerät haben die uniformierten und mit einer reflektierenden Weste ausgestatteten Helfer auch ein Abwehrspray dabei. "Aber das ist nur für Notsituationen da", so Dominik Kuffer. Ansonsten sind es die bekannten Jedermannsrechte, mit denen die Fünf ihren Dienst angehen. "Wir dürfen und sollen Hilfe leisten. Und wir dürfen einen Straftäter festhalten, bis die Polizei da ist. Aber verhaften dürfen wir niemand", ergänzt Welsch. Zwischen 10 und 20 Stunden pro Monat darf jeder Helfer eingesetzt werde. Die Stunde wird mit acht Euro vergütet. "Das ist ein Ehrenamt. Es soll keine Verdienstquelle sein", erklärt Kreitmeier. Und noch etwas soll sich auf keinen Fall ergeben. Stichschutzschwesten, so eine weitere Frage, werden nicht ausgegeben. "Wenn wir die brauchen, hat die Sicherheitswacht ihren Sinn verfehlt."

Die ersten Einsätze werden gerade koordiniert. Lange habe es gedauert, erinnert Kreitmeier an den ersten Aufruf im Frühjahr. Aber wenigstens könne die erste Streife noch an einem Christkindlmarkt losziehen. "In Wolnzach wird es an diesem Wochenende soweit sein", verrät Kreitmeier - und hofft auf positive Resonanz.

Die Bürgermeister Christian Staudter aus Geisenfeld und Michael Franken aus Reichertshofen begrüßten die neuen Helfer der Polizei. "Wenn ihr Präsenz auf der Straße zeigt, bringt das eine gefühlte Erhöhung der Sicherheit - vor allem vor Einbrüchen", sagt Franken. Und Staudter weist auf die Gefahr hin, dass Bürger Angst vor Denunziation hätten. "Aber so freundlich wie Sie alle sind, und wenn Sie in Notlagen helfen, können Sie den Menschen diese Furcht hoffentlich schnell nehmen."