Wolnzach
Die faszinierende Welt der Bienen

Steigendes Interesse an der Imkerei - Auch Wolnzacher Verein freut sich über Mitgliederzuwachs

12.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:47 Uhr
Christoph Nieder vom Imkerverein Wolnzach freut sich sehr, dass an der Imkerei auch wieder jüngere Generationen Gefallen finden. −Foto: Zurek

Wolnzach - Spätestens seit dem Volksbegehren zur Artenvielfalt ist die Biene zum wohl beliebtesten Insekt avanciert. Beim Imkerverein Wolnzach, der - wäre da nicht das Corona-Virus - heuer sein 125-jähriges Bestehen feiern könnte, schätzt man das Insekt ebenfalls nicht nur als Honiglieferanten. Von der Faszination des besonderen Hobbys der Imkerei berichten unserer Zeitung der stellvertretende Vorsitzende Christoph Nieder und zwei Neumitglieder.

Aktuell beobachten Nieder und seine Vorstandskollegen einen regelrechten "Bienenhype". Allerorten seien das Bienensterben und die Biodiversität ein Thema. Was den Imkerverein natürlich freut, wächst dadurch doch auch das Interesse am Verein: Sieben Jungimker zählt man heuer neben den 60 erfahrenen Altmitgliedern. "Die Imkerei ist ein Hobby, das "auf ideale Weise die Verbundenheit der Generationen untereinander und zur Natur stärkt", so der junge Familienvater. Oft werde der Nachwuchs des Vereins "vom eigenen Papa an die erfüllende Freizeitbeschäftigung herangeführt". Die Imkerei sei eben eine gemeinsame Aktivität, bei der man "wie bei kaum einer anderen Wissenswertes über die Natur erfährt und ihre Schätze schützen lernt", sagt Nieder mit spürbarer Begeisterung.

Leopold Hausner und sein Papa Philipp pflichten ihm da gerne bei. Schon der Opa war Imker und vor drei Jahren hat auch die Beiden die Leidenschaft gepackt. Zunächst habe sein Vater ihn quasi "mitgezogen", dann aber habe er "immer mehr Geschmack an der Sache gefunden", verrät der 13-jährige Leopold. Auf die Frage nach dem Warum antwortet er lachend: "Man hat enorm viele Haustiere." Und etwas ernster: "Es ist toll zu beobachten, wie der Bien wächst". Das heißt, hautnah zu erleben, dass dieser sogenannte Bien, also das inzwischen von Wissenschaftlern als eine Art Organismus verstandene Gesamtvolk von Arbeiterinnen, Drohnen und Königin, sehr sensibel ist. Da rächt sich jeder Fehler im Umgang. "Wenn die sich bei uns nicht wohlfühlen, fliegen sie weg oder sie gehen ein." Durch die Beschäftigung mit dem Leben im Stock sei sein Blick auf die Umwelt im Allgemeinen verändert, er sei "viel aufmerksamer" was die Natur betrifft, gesteht der Teenager.

Was der Papa bestätigt. Auch er selber werde inzwischen "grantig", wenn jemand im Hausgarten Gift spritze, so der 45-Jährige. Im ersten Jahr hatten die Hausners nur ein Volk - der Schwarm war just in dem Moment, als sie vom Theoriekurs des Imkervereins nach Hause kamen, beim Nachbarn eingeflogen und wurde gewissermaßen "adoptiert". Inzwischen betreuen sie zehn Völker - im heimischen Garten und auf eigens angesäten Blühwiesen in Mitterscheyern und Tegernbach. Der leckere Honig findet im Familien- und Bekanntenkreis reißenden Absatz. Und was halten seine Freunde von dem Hobby? Die finden es "faszinierend und interessant", meint Sohn Leopold.

Doch ist es für mit der Faszination allein nicht getan. Eine gute Ausbildung ist für einen Imker das A und O, genau deshalb muss jeder "Neuling" im Verein salopp gesprochen eine "Bienen-Lehre" absolvieren. Die umfasst, wie Christoph Nieder vom Imkerverein Wolnzach wissen lässt, umfangreiche theoretische Informationen zur Biologie der Insekten, ihrem Staatenaufbau - "Perfektion pur" - und der Pflege. Hinzu kommt die Praxis, die sozusagen ein "Learning by Doing" ist. Begleitet von erfahrenen Imkern lernt der Nachwuchs dabei, was in einer Saison so zu tun ist: von der "Auswinterung", also der Futter- und Wabenkontrolle im Februar oder März bis zur Fütterung im Spätsommer und Herbst. Dazwischen liegen teils arbeitsintensive Tätigkeiten. Da gilt es den Schwarmtrieb zu kontrollieren und den "Honigraum aufzusetzen" - sprich das Wabenwerk zu erneuern und vom Brutraum zu trennen, in dem die Königin täglich bis zu 2000 Eier legt. Mitte April bis Ende Mai wird dann der erntereife Honig aus den Waben geschleudert - denn um dessen Genuss geht es letztlich ja auch. Im Winter kehrt Ruhe ein. Da drängen sich die Bienen dicht an dicht um ihre Königin und sorgen für die nötige Wärme, selbst wenn draußen Minustemperaturen herrschen. Der "Job" des Heizungswartes ist leichter als der des Ernährers - im Winter geschlüpfte Bienen leben in der Regel sechs bis acht Monate, die Sommerbiene nur drei Wochen. Bevor die ersten Blüten ihre Köpfe zur Sonne strecken und der Lebenszyklus von Neuem beginnt, ist Frühjahrsputz im Stock angesagt: Tote Familienangehörige und alles, was sonst nicht ins Haus gehört, wird "rausgefegt".

Zwischen fünf und acht Völker hat jedes Vereinsmitglied im Schnitt. Jene von Christoph Nieder stehen auf einer kleinen Anhöhe am Ortsrand von Geroldshausen, gleich bei der Streuobstwiese des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins. "Das ist sozusagen eine Win-Win-Situation für beide Seiten" so der Imker. Der Grund: Je mehr Bienen an der Bestäubung beteiligt sind, desto vielfältiger ist die genetische Mischung der Pollen. Das heißt: Der Ertrag steigt "und die Äpfel sind schöner". Im Gegenzug sind die Bienen wohlgenährt und der Honig schmeckt besser.

Hinter all dem steht der Imkerverein Wolnzach. "Der Verein ist eine tolle Stütze und schöne Gemeinschaft" - so lässt sich das Urteil von Mitgliedern zusammenfassen. Einmal im Monat trifft man sich beim Stammtisch im Gasthof zur Post in Wolnzach, um sich auszutauschen, Veranstaltungen zu planen und dank Fachreferaten viel Neues zu erfahren, etwa in Sachen Bienengesundheit. "Dauerbrenner" ist dabei die Varroa-Milbe, bei deren Bekämpfung man einen ganz eigenen Weg geht: Statt auf die sonst übliche, auch für Bienen nicht ganz ungefährliche Säuren setzt man hier auf hochkonzentriertes Thymian-Extrakt, das nur die Plagegeister unschädlich macht. Eingekauft werden die Mittel ebenso wie das Futter gemeinsam, auch eine Haftpflichtversicherung ist in der Mitgliedschaft enthalten. Umweltbildung steht nicht nur bei der vereinseigenen Jugendarbeit auf der Agenda - so betreut der Verein ehrenamtlich die neu aufgebaute Schulimkerei am Hallertau-Gymnasium in Wolnzach (gesonderter Bericht dazu folgt).

Honig, Propolis und Wachs aus heimischer Produktion sind gefragt. Wolnzacher Kirchenbesucher haben das direkt vor Augen: Dass heuer die Osterkerze der Pfarrkirche St. Laurentius aus dem vom Verein gespendeten Wachs hergestellt wurde, macht die Mitglieder "schon ein bisserl stolz".

WZ