Wolnzach
Die Spuren derer zu Königsfeld

Historischer Cirkel entschlüsselt Grabplatten und Inschriften in der Wolnzacher Pfarrkirche

07.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:41 Uhr
Zeigt diese alte Aufnahme den Eingang zur Königsfelder Gruft rechts unten? Beweisen lässt es sich nicht mehr, denn dieses Untergeschoss der Pfarrkirche Wolnzach wurde aus statischen Gründen bei der Kirchenerweiterung 1912/13 aufgelöst. −Foto: Archiv Historischer Cirkel

Wolnzach (kat) Wer waren sie, diese Königsfelder? Wo haben sie in der Pfarrkirche Spuren hinterlassen und, vor allem, wo ist ihre Gruft? Fragen, auf die Rupert Fuchs im Rahmen einer Vortragsreihe beim Historischen Cirkel Antworten gibt und damit viele anspricht, wie der Besuch bei seinen Vorträgen immer wieder zeigt. Auch unsere Zeitung begibt sich auf diese spannende Reise in die Vergangenheit.

Epitaph, "zum Grab gehörend". Die Wolnzacher Pfarrkirche St. Laurentius ist ein Kleinod, ein reich ausgeschmücktes Gotteshaus, das den fasziniert, der sie betritt. Doch neben den Stuckornamenten, den vielen Figuren und den reich ausgestalteten Altären gibt es noch ganz andere, eher versteckte Schätze, die viele schon gesehen, aber oft gar nicht so recht beachtet haben: Einlassungen in die Wände oder in den Boden, Grabsteine, manchmal ganz einfach, manchmal reich ausgestaltet, steinerne Spuren edler Geschlechter oder Bürger, die die Geschichte und Geschicke des Marktes prägten.

Rupert Fuchs vom Historischen Cirkel ist fasziniert von diesen Zeugen vergangener Zeiten, hat ihnen nachgespürt und darüber sogar ein Buch veröffentlicht, das im Handel zu haben ist: "St. Laurentius Wolnzach, Botschaften", heißt es. Und Botschaften hat er mit Hilfe von Fachleuten gefunden, viele Botschaften, die er im Rahmen einer Vortragsreihe all denen übermittelt, die sich interessieren. Und das werden immer mehr: Kam schon der erste Vortrag vor einigen Wochen sehr gut an, so waren es zum zweiten der insgesamt dreiteiligen Reihe vor wenigen Tagen noch mehr. HiC-Vorsitzender Rudi Pfab freute das: "Das ist schön, dass ihr alle gekommen seid und Interesse habt." Hatten sie - und wurden nicht enttäuscht.

Ein ganzes Buch voll, so viele Spuren hat Fuchs in der Wolnzacher Pfarrkirche gefunden. Wie viele, das erstaunte die Gäste, die gleich nachvollziehen konnten, dass man diese Fülle an Informationen aufteilen muss. "Überwiegend das Geschlecht der Königsfelder" beleuchtete Fuchs im zweiten Teil - und legte gleich los: mit dem großen Grabstein des Steffan von Königsfeld, hiesiger Pfleger, wohnhaft auf Schloss Puchersried und Stifter der Königsfelder Kapelle. Der große Grabstein aus rotem Marmor ist in die Südwand der Königsfelder Kapelle eingemauert. Er zeigt seinen Ahnennachweis und das Allianzwappen der Hochzeit mit der Schambeckin, Amalie von Schambach.

Der Sebastianaltar in der Kapelle ist laut Fuchs "gut 300 Jahre jünger" und vermutlich ein Geschenk des Christian von Königsfeld auf Eglofsheim, dem letzten Königsfelder, dem Geschlecht, das während des immerwährenden Reichstags in Regensburg viele Jahre über Generationen hinweg eine wichtige Rolle gespielt hat. Fuchs: "Das Schloss in Alteglofsheim unter anderem mit seinem berühmten Asamsaal ist auch heute noch eine Reise wert." Der Bildhauer Christian Jorhan aus Landshut schuf den Altar im 18. Jahrhundert als herausragendes Rokokoensemble mit hoher Symbolkraft: Es zeigt für die hochadelige Abstammung, das Tugendleben mit den drei Engeln, die das Symbol der Kardinalstugenden - das Kreuz für den Glauben, den Anker für die Hoffnung und das Herz für die Liebe - in Händen halten und das Martyrium des Altarpatrons. Also lauter wichtige Identifikationselemente speziell für den Grafen und sein Geschlecht.

Vier schwebende Putten halten Attribute: für den Glauben das Kreuzeszeichen, für den Ruhm aus dem Füllhorn quellendes Eichenlaub, für das Martyrium aus einem Füllhorn quellende Rosenblüten und für den Lohn des Tugendlebens eine Schale mit exotischen Früchten aus dem Paradiesgarten.

Die Mensa des Altars kann geöffnet werden und gibt dann den Blick frei in das heilige Grab: "Der Auferstehungschristus, der zur Osterzeit den Hochaltar krönt, dürfte auch eine Stiftung dieses Christian von Königsfeld sein", so Fuchs. Sein Pendant ziert übrigens den Hochaltar der Kirche in Alteglofsheim den nachweislich dorthin dieser Graf gestiftet hat.

Die Grabplatte für Hans Sigmund von Königsfeld erinnert an den Tod eines Hans Sigmund und zugleich an die Geburt eines gleichnamigen. Sie ist am Tondorahmen beschädigt und in die Südwand an der Königsfelder Kapelle eingeputzt. Die Bildtafel in der Ädikula des Epitaphs für Franz von Königsfeld ist voller Botschaften: Die Darstellung zeigt bildlich einen Bibeltext aus Ezechiel und vermittelt dem Betrachter den innigen Wunsch nach der Auferstehung und der Vereinigung der beiden Stämme Israels, den Stamm Ephraim und Juda. Das Schriftfeld, relativ klein, beinhaltet nur wenige Einträge: "Die Daten der dort genannten Personen wurden also nicht nachgetragen", so Fuchs.

Dieses Epitaph gibt laut Fuchs wiederum Anlass zu Spekulationen und lässt Fragen offen. Die außen an der Nordseite angebrachten Steine für vermutlich die Veronika von Ellerbach, eine geborene von Königsfeld, und Margret von Königsfeld, eine geborene von Graben, sind vom Zahn der Zeit "wahrlich abgenagt", über die Aussagen der Inschriften könne daher nur spekuliert werden.

In der Königsfelder Kapelle findet sich auch eine einfache, eher plumpe Steinmetzarbeit. Sie erinnert an Benefiziat Michael Leuttner, dem ehemaligen Pfarrer von Ernsgaden und
an seine "vermutlich wenig erfreulichen Lebensumstände". Ob die dazugehörige Bodenplatte auf das Vorhandensein einer Gruft hinweist, bleibt als
Rätsel bestehen. Das älteste Grabobjekt, eine Ölbergszene für das Geschlecht der Leitenbeck aus dem Jahre 1454 befindet sich außen in der südlichen Außenwand eingemauert. Die Palmen geben einen Hinweis darauf, dass sich dieses Geschlecht als so genannte Palmarii, gleichbedeutend mit Palmenträger, an den Kreuzzügen beteiligt hatte.

Doch wo ist die Gruft der Königsfelder? Ein altes Foto, das die Wolnzacher Pfarrkirche vor ihrer Erweiterung in den Jahren 1912/13 zeigt, könnte einen Hinweis geben: Zu sehen darauf ist der Westgiebel nach Abbruch des dort angebauten Pfarrhofs - und deutlich zu erkennen ein Zugang an der südlichen Ecke im Untergeschoss. Die Gruft der Königsfelder? Man kann es nicht mehr herausfinden. Denn das Untergeschoss musste beim Umbau vor über 100 Jahren aus Gründen der Statik aufgelöst werden. "Pietät gegen Standsicherheit", nennt das Fuchs.

Viel hat er noch zu erzählen über Grabplatten und Inschriften in der Wolnzacher Kirche. Das wird Teil eines weiteren Vortrages sein, den unsere Zeitung wieder rechtzeitig ankündigen wird.