Geisenfeld
Die Neuordnung kann beginnen

Baden, Fischen, Naturschutz und Kiesabbau: Kompromiss zur "Seenplatte Feilenmoos" steht

12.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:22 Uhr
Auf dem großen See am Reisinger-Kieswerk sollen in Zukunft die Segler ihre Runden drehen. Generell dürfen die Weiher an der Staatsstraße in Zukunft am stärksten von Badegästen genutzt werden, während die nördlichen Weiher der mittleren Seenplatte dem Naturschutz gewidmet werden. −Foto: Ermert

Geisenfeld (GZ) Der komplexe Abstimmungsprozess zur Neuordnung der "Seenplatte Feilenmoos" ist geschafft - der Kompromiss für die vielen Weiher in den Gemeinden Geisenfeld, Ernsgaden, Reichertshofen und Manching ist im Leader-Konzept festgeschrieben. Die Umsetzung kann also starten, wird aber viele Jahre in Anspruch nehmen.

Zwei dicke Aktenordner stehen vor Christian Staudter auf dem Schreibtisch in seinem Geisenfelder Bürgermeisterbüro. "Da steckt extrem viel Arbeit drin", sagt er - und erinnert an die vielen Versammlungen und Gespräche, die Barbara Grundner-Köppel zu meistern hatte. "Sie hat weitaus mehr getan, als sie hätte tun müssen", lobt Staudter die Planerin. "Denn da waren richtig viele Abstimmungstermine dabei - vor allem mit den Weiherbesitzern."

Die Kernvorgabe konnte Grundner-Köppel erfüllen. "Das Feilenmoos soll weitgehend so bleiben wie es ist", formuliert Staudter das Ergebnis aus der Bürgerbeteiligung. Keine überregionale Anpreisung der Seenplatte, keine touristische Vermarktung durch das Ansiedeln von Hotels oder Campingplätzen. "Das Feilenmoos soll unsere eigene Oase, unser kleines Naherholungsgebiet bleiben", bringt der Bürgermeister das Ziel auf den Punkt.

Und so sei "zum Glück kein unrealisierbares Papier" herausgekommen. Sondern ein Konzept, das aus Kompromissen bestehe, aber eine große Aussicht habe, auch umgesetzt zu werden. "Wenn die Eigentümer nicht mitmachen, sind die schönsten Ideen wertlos", erklärt Staudter, weshalb es so lange gedauert hat, bis alles unter Dach und Fach war. Vor allem zwischen der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt und den Grundstücksbesitzern habe es viel zu vermitteln gegeben, führt Staudter weiter aus.

Denn es waren vor allem die zersplitterten Eigentumsverhältnisse, die sich beim Ausarbeiten der Pläne als Hemmschuhe erwiesen. Den drei Kieswerksbetreibern Braun, Reisinger und Schielein gehören weite Teile der Seenplatte. Viele Weiher sind aber auch in anderweitigen Privatbesitz übergegangen. Gerade Fischereivereine haben sich über Pachtverträge das Nutzungsrecht erworben. Andere Vereine surfen oder segeln im Feilenmoos, es gibt bei Nötting den Wakeboardpark - und mit dem Haus Feilenmoos am Landkreisweiher auch ein zentrales Badeparadies in Eigentum des Landkreises.

Der Kompromiss hört sich im Ergebnis trotzdem recht simpel an. Im westlichen Bereich, der zur Gemeinde Reichertshofen gehört, soll alles so bleiben wie es ist. Die östlichen Schielein-Weiher sind neben den Wakeboardern dem Naturschutz und den Fischern vorbehalten. Und der mittlere Bereich - also das riesige Weiherareal rund um das Haus Feilenmoos und die Kieswerke Braun und Reisinger - steht vor den größten Veränderungen. "Wobei wir auch hier die Gegebenheiten aufgegriffen und weitgehend erhalten haben", sagt Grundner-Köppel.

Entlang der Straße, die von Geisenfeld nach Manching führt, sind und bleiben die Weiher, die zum Baden und für den Wassersport genutzt werden dürfen. Die Stadt Geisenfeld und der Landkreis Pfaffenhofen wollen das Haus Feilenmoos und die Gegend drumherum gemeinsam auf Vordermann bringen, etwas aufwerten und einige neue Attraktionen schaffen. "Das geht nicht von hier auf gleich, sondern eher mit der Zeit", vermutet Bürgermeister Staudter. "Aber wir gehen das Hand in Hand an."

Die Sanierung des bestehenden Hauses wird das Eine sein. Ein zusätzlicher Kiosk vermutlich kein großes Problem. "Was wir dort umsetzen, wissen wir jetzt noch nicht. Aber es ist viel möglich." Auch die Wassersportler bleiben in den Weihern an der Straße. Ein Umzug steht den Seglern bevor, die künftig auf dem großen See beim Reisinger-Kieswerk ihre Runden drehen sollen. "Die Abstimmungen mit den Fischern ist uns gut gelungen", fügt Grundner-Köppel an. "Und je weiter weg von der Straße, je weiter in den Norden wir kommen, desto größer werden die Bereiche, in denen der Naturschutz an oberster Stelle steht", fügt die Planerin an.

Eines darf bei diesem Kompromiss aber auch nicht unter den Tisch gekehrt werden. Die drei Kieswerksbetreiber haben für sich ebenfalls Zugeständnisse erwirken können. In drei abgelegenen Gegenden der Seenplatte dürfen sie ihrem Geschäft auf zusätzlichen Flächen weiter nachgehen. "Jeder Unternehmer darf auf maximal sechs Hektar Zusatzfläche seinen Kies abbauen", sagt Grundner-Köppel. Insgesamt ergibt das weitere 18 Hektar, um die das Weihergebiet im Feilenmoos künftig noch anwächst.

Das Leader-Konzept ist allerdings nicht verbindlich und schon gar nichts Rechtskräftiges. Es ist lediglich eine Absichtserklärung. "Um die Abbauflächen auszuweisen, müssen die Obere Naturschutzbehörde und der Regionale Planungsverband zustimmen", sagt Staudter. "An diesen offiziellen Wegen der Erlaubnis führt kein Weg vorbei."

Ganz ähnlich sieht es bei den anderen baulichen Maßnahmen aus, mit denen das Feilenmoos aufgehübscht und attraktiver gestaltet werden soll. "Da sind es halt Flächennutzungs- und Bebauungspläne, die geändert oder aufgestellt werden müssen", so Staudter weiter. Hier seien die beteiligten Gemeinden und der Landkreis in der Pflicht, aus den Ideen eine Wirklichkeit werden zu lassen.

Wer sich die Pläne im Detail anschauen möchte, kann sie über die Homepage der Stadt Geisenfeld downloaden. Auf etwas Mühe müssen sich die Neugierigen allerdings gefasst machen. Denn zwei dicke Aktenordner sind auch in digitaler Form "jede Menge Holz", wie es Staudter formuliert. Einfacher wird es den Interessierten bei einer Infoveranstaltung gemacht, die der Bürgermeister plant. "Entweder eine zentrale in Geisenfeld oder vier in den jeweiligen Gemeinden", sagt er. "Das müssen wir noch klären, werden den oder die Termine aber rechtzeitig bekannt geben."

Patrick Ermert