Wolnzach
"Die Kinder haben sich rasch eingelebt"

Neue Großtagespflege im ehemaligen Sonnenwirt ist gut gebucht, hat aber noch Kapazitäten frei

22.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:06 Uhr
Nach der Schule erst einmal spielen: In der neuen Großtagespflege "Sonnenwichtel" in der Elsenheimer-straße betreuen Monika Heigl (links) und Angela Raab (rechts) Buben und Mädchen im Grundschulalter - bei Bedarf in den Ferien auch vormittags. −Foto: Rebl

Wolnzach (WZ) Wenn sie mittags aus dem Schulhaus kommen, warten schon Angela Raab und Monika Heigl im Pausenhof auf sie und nehmen sie in Empfang - zumindest die Jüngsten der acht Kinder, die momentan die neue Großtagespflege in den Räumen des ehemaligen Sonnenwirts besuchen. Die Größeren marschieren nach Schulschluss allein zu den "Sonnenwichteln", wie sich die Einrichtung in Anlehnung an den Namen der einstigen Gastwirtschaft nennt. Anfang Oktober war die Großtagespflege für Grundschulkinder gestartet und obwohl das neue Betreuungsangebot sehr kurzfristig zum Schulstart kam, ist es inzwischen "gut gebucht", wie Sabine Ketzler von der Koordinationsstelle Kindertagespflege der Johanniter erklärt.

Insgesamt vier Buben und vier Mädchen der ersten bis vierten Klasse werden im Moment von den beiden ausgebildeten Tagesmüttern betreut - wobei die Buchungszeiten unterschiedlich sind und sich nach dem jeweiligen Bedarf der Familien richten. So ist eine Buchung auch nur tageweise möglich, mindestens 5,25 Stunden müssen es jedoch wöchentlich sein. Kapazitäten gibt es momentan noch, "ein ganzer Platz für jeden Tag wäre noch frei", so Ketzler. Interessierte Eltern können sich bei ihr melden, Telefon (08441) 7850179. Generell dürfen in der Großtagespflege acht Kinder gleichzeitig betreut werden.

Von der Schule abholen, ein bisschen "Auslauf", Mittagessen, Freizeit, Hausaufgabenzeit von 14 bis 15 Uhr und danach Zeit zum Spielen, Basteln, Rausgehen - so sieht der Ablauf bei den Sonnenwichteln aus. "An den gewöhnen sich die Kinder sehr schnell", so Ketzler. Das bestätigen Angela Raab und Monika Heigl: "Die Kinder haben sich rasch eingelebt." Auch sie selbst - beide waren bisher bei sich zuhause in Wolnzach und in Reichertshofen als Tagesmütter tätig - sind inzwischen "angekommen" und schätzen die Vorteile der Großtagespflege, konkret die Zusammenarbeit mit einer Kollegin und den ausreichenden Platz, der ihnen zur Verfügung steht. "Das genießen auch die Kinder", sagt Angela Raab.

Als ein "großes Glück" sieht auch Sabine Ketzler die Räume, die die Marktgemeinde nach Schließung der Traditionswirtschaft in der Elsenheimerstraße im Juni angemietet hat und nun montags bis freitags von 11.15 bis 16 Uhr für die Großtagespflege zur Verfügung stellt. Davor und danach werden die Räume noch anderweitig genutzt, zum Beispiel für Volkshochschulkurse. Die Mehrfachbelegung funktioniert offenbar problemlos. "Dank eines ausgetüftelten Plans kommen wir uns nicht in die Quere", so Raab. Beispielhaft ist dieser Weg, den man mit der neuen Großtagespflege in Wolnzach gegangen ist, aus Sicht der Koordinationsstelle der Johanniter. "Ich bin wirklich begeistert, wie das alles gelaufen ist", so Ketzler und lobt die Unterstützung durch die Gemeinde. Das sei nicht unbedingt der Normalfall. Gerade die Betreuung von Schulkindern in Form einer Großtagespflege werde vergleichsweise selten angeboten.

Für Interessierte gibt es übrigens nächstes Jahr einen "Tag der offenen Tür" bei den Sonnenwichteln; er findet am 28. Februar statt.

 

Tagesmütter sind dringend gesucht

Wolnzach (reb) Der Bedarf ist riesig: Nur für das nächste Halbjahr hat Sabine Ketzler von der Koordinationsstelle Kindertagespflege bei den Johannitern landkreisweit 35 Anfragen für eine Tagesmutter-Betreuung, davon etwa sechs in Wolnzach.

Das Problem: Gemessen an der Nachfrage gibt es viel zu wenig Tagesmütter. "Wir suchen dringend welche", so Ketzler. Aktuell beginnt wieder ein Qualifizierungskurs, in dem man sich zur Tagesmutter ausbilden lassen kann. Die erste Unterrichtseinheit findet bereits an diesem Donnerstag statt, die aber notfalls nachgeholt werden kann. Anmeldung muss spätestens bis 9. November erfolgen unter Telefon (08441) 7850179.


"Man sollte flexibel sein, etwas Organisationstalent haben und natürlich gern mit Kindern umgehen. " Diese Voraussetzungen sollte man laut Sabine Merkl mitbringen, wenn man Tagesmutter werden möchte. Sie selbst hat diesen Weg vor vier Jahren eingeschlagen und "es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens", wie sie heute sagt. Die 41-Jährige betreut Kleinkinder bei sich daheim in Geroldshausen - zurzeit drei Zweijährige an drei Tagen pro Woche. Ihre eigenen Söhne sind inzwischen 16 und 18 Jahre alt, genießen aber ebenfalls den Alltag auf Zeit mit den Tageskindern. Für Sabine Merkl ist die Betreuung im eigenen Haushalt praktisch. Man sei in gewisser Weise selbstständig, genieße aber gleichzeitig die positiven Aspekte eines normalen Arbeitnehmers: Da die gesamte Abwicklung über das Landratsamt läuft, fällt jedewede Buchhaltung weg, auch 30 Schließtage werden finanziert, zudem Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge zur Hälfte bezuschusst.

Wie viele Tage, wie viele Kinder -"man kann das alles selbst entscheiden", beschreibt Sozialpädagogin Sabine Ketzler die Vorteile der Arbeit als Tagesmutter. Inzwischen seien die Tagesmütter auch untereinander gut vernetzt, tauschen sich aus oder vertreten sich. "Man hat einen strukturierten Tagesablauf, aber keine starren Regeln", erklärt Tagesmutter Sabine Merkl. "Dazu gibt es immer Abwechslung" - wie es mit Kindern halt so ist. Zu den Schützlingen und ihren Familien entsteht oft ein enger Kontakt, der sich auch hält, wenn die Kinder größer sind.

Mindestens einen Mittelschulabschluss müssen Bewerberinnen haben. Der Qualifizierungskurs geht über 160 Unterrichtseinheiten; der jetzt anlaufende Kurs dauert damit bis April. "Arbeitsstart wäre dann im Mai möglich", so Ketzler. Wer bereits Fachkraft wie zum Beispiel Erzieherin ist, für den dauert der Kurs nur halb so lang und endet im Januar. Was wird vermittelt? Inhalte zu Pädagogik, Psychologie, Entwicklung von Kindern, Ernährung, Bewegung und Erster Hilfe, aber auch rechtliche Bestimmungen. Die Kurskosten liegen für Fachkräfte bei 245 Euro, ansonsten bei 415 Euro.

Aktuell gibt es in Wolnzach sechs Tagesmütter, die im eigenen Haushalt Kinder betreuen, und acht in der Großtagespflege. Das ist laut Ketzler gutes Niveau, "trotzdem suchen wir hier noch Leute. " Bedarf bestehe aber im gesamten Landkreis.

 

Katrin Rebl