Pfaffenhofen
Der Rohbau des Genossenschaftshauses steht

Im Sommer können die Bewohner einziehen

13.02.2022 | Stand 25.10.2023, 10:19 Uhr
Die Wogeno-Vorstände Rita Obereisenbuchner und Markus Käser vor dem Rohbau in Heißmanning. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen - Na bitte, geht doch: Im Sommer können die Möbelwagen vorfahren, dann ist das erste Genossenschaftshaus im Neubaugebiet Heißmanning bezugsfertig.

Neun Parteien - junge Familien, Singles, Senioren, darunter eine Sozialarbeiterin, ein Bäcker, eine Postbotin - haben dann ein neues, unkündbares und spekulationsfreies Zuhause gefunden. Bedeutet: Der monatliche Preis fürs Wohnen bleibt stabil, er ist abgekoppelt von der Preisexplosion auf dem Wohnungsmarkt.

"Wir wollten beweisen, dass es geht", sagt SPD-Kreischef Markus Käser, der vor knapp vier Jahren die Pfaffenhofener Wohnungsbaugenossenschaft (Wogeno) mit weiteren Mitstreitern, der Architektin Rita Obereisenbuchner, dem Energieberater Andreas Herschmann, dem Bauingenieur Wolfgang Eichenseher und dem Rechtsanwalt Oliver Eifertinger aus der Taufe hob.

In Deutschland gibt es rund 2000 Wohnungsbaugenossenschaften mit rund 2,2 Millionen Wohnungen. In Pfaffenhofen gab's keine einzige. Käser wollte das ändern: "Wir denken, das ist eine wichtige Wohn- und Lebensform. Nicht nur heute, sondern erst recht in der Zukunft." Was sie ausmacht, fasst Käser so zusammen: gemeinschaftliches Wohnen, renditefreies Bauen. So sicher wie Eigenheim, so flexibel wie Miete.

Inzwischen haben sich 350 Interessenten bei der Wogeno registrieren lassen, für das Objekt im Heißmanninger Weingartenfeld hatten sich etwa 80 Bewerber gemeldet. Rund jeder zehnte machte einen Rückzieher. Der häufigste Grund: Mit einer Genossenschaftswohnung kann man kein Geld verdienen; man kann sie nicht mit Rendite verkaufen.

Das Genossenschaftsmodell funktioniert so: Man erwirbt wohnungsgebundene Anteile, im konkreten Fall rund 1100 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, das sind je nach Wohnungsgröße zwischen 50000 und 95000 Euro. Hinzu kommt eine monatliche Nutzungsgebühr, quasi die Miete, von elf Euro pro Quadratmeter, in denen die Instandhaltungskosten bereits enthalten sind. "Man ist also Mieter in der eigenen Wohnung", sagt Käser. Nur dass man die Wohnung eben nicht auf dem freien Markt verkaufen kann, sondern nur seinen Einsatz zurückbekommt, wenn man auszieht. Wer also auf Rendite aus ist, der ist hier falsch. Die Wohnungen lassen sich aber selbstverständlich vererben.

Wer im Sommer dort einzieht, wohnt nicht nur zu stabilen Preisen, er spart richtig Geld. Nach dem Mieterstrommodell erzeugen die Bewohner mit der eigenen Photovoltaikanlage ihren Strom, der um über 50 Prozent preiswerter sei als der von Energieversorgern. Die Wohnungen sind nach den höchsten Energiestandards gebaut, was die Wärmekosten deutlich drückt. Und: Allen Bewohnern steht ein Carsharing-Fahrzeug zur Verfügung. Die Gebühr ist um bis zu 50 Prozent günstiger als der Tarif der Stadtwerke. Direkt neben dem Haus befindet sich die Stadtbus-Haltestelle mit 30 Minutentakt zum Bahnhof und zum Hauptplatz. Käser: "Eine Bewohnerin hat schon angekündigt, ihr Auto zu verkaufen."

Für Käser ist das Genossenschaftsmodell die Wohnform der Zukunft. Ein weiteres Objekt mit 20 Wohnungen wird im Neubaugebiet Pfaffelleiten entstehen. Gebaut wird, sobald alle zukünftigen Bewohner ihre Anteile eingezahlt haben. Aber Käser sieht noch deutlich Luft nach oben. "Mir würde ein weiteres Projekt total Spaß machen: ein Mehrgenerationenhaus, getragen von Senioren."

PK

Albert Herchenbach