Wolnzach
Der Pilot hieß George Chamberlain

Rohrbacher findet auch Flugzeugtyp und Ursache des Absturzes am 8. Dezember 1949 in Wolnzach heraus

25.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:44 Uhr
Hat weitere Details zum Flugzeugabsturz 1949 in Wolnzach herausgefunden: Der Rohrbacher Karl-Heinz Strauss. −Foto: Brenner

Wolnzach/Rohrbach - Der US-Pilot, der am 8. Dezember 1949 etwa 400 Meter oberhalb des Wolnzacher Sportplatzes tödlich verunglückte, hieß George F. Chamberlain. Das hat der Rohrbacher Hobby-Flughistoriker Karl-Heinz Strauss herausgefunden.

Laut der Internetseite Accident-Report.com, einem Portal, in dem engagierte amerikanische Ehrenamtliche Informationen über Flugzeugabstürze sammeln, ist der Düsenjäger vom Typ F-80B mit der Seriennummer 45-8680 aufgelistet. Der Ort Wolnzach ist dort zwar als "Welnsach" aufgelistet, doch das Datum lässt eigentlich keinen Zweifel zu, dass es sich dabei nur um einen Schreibfehler handelt.

Zumal Strauss, der in Wolnzach großgeworden ist, auch in einem Forum andere Mitglieder fragte und so auf die Zeitschrift "Flugzeug" stieß, in der der Unfall ebenfalls gelistet ist. Und nicht nur das. Auch die Ursache des Absturzes steht da: Triebwerksversagen. Das würde auch das brennende Triebwerk erklären, das Wolnzacher Augenzeugen beschreiben.

Der Pilot Chamberlain gehörte demnach zur 23. Staffel der 36. US-Luftwaffeneinheit, die sich als Fighter Wing bezeichnete. Der Flugzeugyp hatte zur Unterscheidung einen blauen Pfeil an der Seite. Strauss, der sich schon sein Leben lang für Flugzeuge und besonders für die Luftfahrthistorie begeistert, weiß zufällig noch etwas anderes über das Flugzeugmodell. "Die Typ-B-Reihe hatte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keinen Schleudersitz." Einen Fallschirm allerdings habe es wohl schon gegeben. Ob der US-Soldat allerdings ein Held war, der selbstlos sein Leben für die Wolnzacher ließ, darauf möchte sich Strauss lieber nicht festlegen. Er halte sich lieber an die Fakten.

Und nach denen war der US-Soldat mit seiner Einheit in Fürstenfeldbruck stationiert, so Strauss. An dem Unglückstag trainierte er mit anderen Soldaten in der Siegenburg Range, dem etwa 265 Hektar großen ehemaligen Luft-Boden-Schießplatz der United States Air Force im Dürnbucher Forst im Landkreis Kelheim. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die US-amerikanischen Streitkräfte das Gelände mitten im Wald beschlagnahmt, in den 1950er Jahren erfolgte die Rückübertragung an die Bundesrepublik Deutschland. Damals trainierten die US-Soldaten dort regelmäßig und flogen anschließend wieder nach Fürstenfeldbruck zurück. Auf dem Rückflug am 8. Dezember allerdings hatte der Soldat Chamberlain den Triebwerkausfall, so Strauss.

Über das Ereignis hatten Wolnzacher Augenzeugen uns bereits berichtet. Johann "Chane" Werner, der langjährige Vorsitzende des Motorsportclubs Wolnzach, hatte unserer Zeitung bereits geschildert, wie er damals das brennende Flugzeug über seinem Kopf beobachtete. Auch der Wolnzacher Augenzeuge Hermann Maier war dabei gewesen und hatte ausführlich geschildert, wie er das Unglück erlebte. "Die Maschine wäre direkt auf den Markt oder zumindest in dicht bebaute Bereiche gestürzt", davon ist Maier auch nach so vielen Jahren fest überzeugt. Für einen Fallschirmabsprung wäre die Höhe wohl ausreichend gewesen, so der Augenzeuge. Somit hätte der US-Soldat wohl sein Leben für die Wolnzacher gegeben.

Ob es sich wirklich um eine bewusste Heldentat handelte, da ist sich Strauss nicht so sicher. "Es ist möglich, dass es heldenhaft war, aber das ist heute schwer nachweisbar." Vor allem ohne Kenntnis darüber, was sich wirklich im Cockpit abspielte.

Klar ist nur, dass der US-Pilot sehr schnell entscheiden musste, wie er handelt. "Bei einem Triebwerksausfall geht es um Sekunden, da muss man schnell runterkommen." Viele Piloten versuchten dann notzulanden, natürlich an möglichst geeigneter Stelle. Bebautes Gebiet gehört definitiv nicht dazu. Somit könnte Chamberlain also einfach versucht haben, eine Notlandung durchzuführen, in der Hoffnung, dabei auch selbst zu überleben.

Andererseits könnte er auch darüber nachgedacht haben, ob er einen Absprung mit dem Fallschirm wagt. "Normalerweise ist das schon denkbar", so Strauss. "Je instabiler das Flugzeug ist, desto schwerer wird das allerdings." Dazu komme, dass es dazu eine Mindesthöhe braucht, "sonst ist die Bremswirkung des Fallschirms nicht mehr da". Ob er also entschieden hat, es keinesfalls über bebautem Gebiet zu versuchen und dann schon zu tief war - das ist eine der Fragen, die noch offen sind. "Das könnte nur vielleicht ein ausführlicher Unfallbericht klären", so der Rohrbacher. 

Desirée Brenner