Pfaffenhofen
Der Pfaffenhofener Kirchenschatz

Münzen, Zeitungen und Fotos zeugen von den vergangenen Renovierungen von St. Johannes Baptist

11.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:56 Uhr
Zeugen der Vergangenheit: Petra Reim zeigt die beeindruckende Spenderliste von 1981. −Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Die Spenderliste von 1981 ist so lang, dass Petra Reim das Dokument auch mit ausgestreckten Armen nicht komplett herzeigen kann. Doch die Liste ist nicht alles, was aus den zwei Blechkartuschen, die in der Kugel an der Kirchturmspitze von St. Johannes Baptist verstaut waren, zum Vorschein gekommen ist. Die Kirchenpflegerin der Pfaffenhofener Stadtpfarrei ist jedenfalls beeindruckt von den Zeugnissen der vergangenen Kirchenrenovierungen.

Gemeinsam mit ihren Kollegen aus der Kirchenverwaltung hat Reim beschlossen, die Münzen, Zeitungsausschnitte, Fotos, Postkarten und andere Dokumente digitalisieren zu lassen, bevor alles wieder in die Kugel an der Kirchturmspitze kommt. Wenn alles läuft wie geplant, sollen die Zeitzeugnisse noch im Oktober wieder in ihre Kartuschen gesteckt und am 25. Oktober mitsamt Kreuz und Kugel wieder in knapp 80 Metern Höhe montiert werden.

Wer sich für die Zeugnisse aus der Vergangenheit interessiert, kann sie an diesem Sonntag ab 11.30 Uhr anschauen. Dann findet der Tag der offenen Tür im renovierten Pfarr- und Jugendheim in der Scheyerer Straße statt, Mitglieder der Kirchenverwaltung haben eine Präsentation erstellt, die im Lauf des Nachmittags mehrmals vorgeführt wird. Dann hat auch jeder nochmal die Gelegenheit, sich auf auf der Spenderliste für die laufende Sanierung zu verewigen. Gegen eine Spende ab zehn Euro darf man sich eintragen.

Neben der langen Liste ist in der Kartusche von 1981 die esstischgroße Dokumentation des damaligen Stadtpfarrers Otto Baumgärtner das beeindruckendste Stück aus der Kugel. Darin sind Daten und Fakten aus dem Jahr der Sanierung aufgeführt. Bundeskanzler war damals Helmut Schmidt, Bayerischer Ministerpräsident Franz Josef Strauß. Erwähnt sind außerdem die an der Renovierung beteiligten Firmen, die Mitglieder der Kirchenverwaltung und - für die meisten Menschen wahrscheinlich interessanter - der Preis für eine Maß Bier auf dem Pfaffenhofener Volksfest: 4,30 Mark. Damals war die Maß also fast so teuer wie ein Pfund Butter, für das man 4,50 Mark berappen musste. Außerdem enthält die Kartusche von 1981 eine Ausgabe des Pfaffenhofener Kurier, eine Kirchenzeitung, einen Pfarrbrief, Fotos und verschiedene Münzen aus der Bundesrepublik und Europa.

Von der Renovierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeugen die "Neue Augsburger Zeitung" vom 10. August 1902, Photochromiekarten zeigen Ansichten Pfaffenhofens, auf weiteren Bildern sind der damalige Papst Leo II. und weitere kirchliche Würdenträger zu sehen, ein beiliegendes Amtsblatt zeugt vom Tod des italienischen Königs.

Was den Inhalt der neuen Kartusche angeht, will die Kirchenverwaltung mit der Zeit gehen. Auch von der aktuell laufenden Sanierung der Stadtpfarrkirche Sankt Johannes Baptist sollen Bilder für die Nachwelt in der Kugel versenkt werden. Neben entwickelten Fotos auch Dateien auf einem Speicherstick. "Wir sind aber nicht sicher, ob man in 100 Jahren nicht mit den Bildern mehr anfangen kann", sagt Reim. Denn so lang soll das neue Dach auf dem Kirchturm schon halten. Und welche Speichermedien dann im 22. Jahrhundert Stand der Technik sind, kann heute noch niemand sagen. Oder wer hat heute noch die Möglickeit Daten von einer Floppy Disk auszulesen?

Severin Straßer