Pfaffenhofen
Der Online-Bauantrag als Königsdisziplin

Bei Digitalisierung bemüht sich Landkreis um Vorreiterrolle - Offene Fragen zu Breitbandausbau und Personal an Schulen

18.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
Vor allem zum Breitbandausbau im Landkreis gab es im Kreisausschuss eine Debatte. Auch werden die Personalausstattung im IT-Bereich an Schulen bezahlen soll, ist nicht geklärt. −Foto: Kneffel/dpa

Pfaffenhofen (PK) Die Digitalisierung ist eines der großen Themen unserer Zeit - nun hat das Landratsamt vor, den Umstieg von bislang analogen Vorgängen auf eine digitale Arbeitsweise voranzutreiben. Der Kreistag wird sich kommende Woche mit der Grundsatzentscheidung befassen - aber schon diesen Montag hat der Kreisausschuss das komplexe Thema vorberaten.

Strittige Aspekte deuteten sich dabei zuhauf an. Schon beim Stand des Breitbandausbaus im Landkreis kam es zur ersten Kontroverse. Christian Degen, der persönliche Berater von Landrat Martin Wolf (CSU), übernahm den Fachvortrag. Er behauptete, dass - nach Abschluss aller laufenden Bauvorhaben - 98 Prozent der Haushalte im Landkreis mit Bandbreiten jenseits der 30 Megabit pro Sekunde ausgestattet seien. Lediglich 905 Haushalte seien dann noch unterversorgt. Über Glasfaseranschlüsse werden dann immerhin 2258 Haushalte verfügen. "Das ist sehr in Frage gestellt", entgegnete Reinhard Heinrich (CSU). Als Reichertshausener Bürgermeister müsse er aus der Erfahrung in seiner Gemeinde widersprechen. "Das wird alles noch viele Jahre dauern." Ludwig Wayand (CSU) sprang ihm zur Seite. "Das ist gefährlich, was da steht", meinte er. "Ich glaube das nicht und würde da auch nicht so euphorisch sein."

Beim Ausbaustand bei den freien Wlan-Spots waren Degens Ausführungen wesentlich gemäßigter. Gerade mal 16 Sports in zehn Gemeinden würde es geben, der Ausbau an Schulen und in öffentlichen Verkehrsmittel sei lediglich in Planung. "Und fast jedes zweite Unternehmen ist unzufrieden mit Netzabdeckung oder Geschwindigkeit", so Degen.

Kräftig diskutiert wurde über die Digitalisierung der Bildung. Die IT-Ausstattung der Schulen werde zwar vorangetrieben. Uneinig waren sich die Räte aber, wer die Systeme betreuen soll beziehungsweise wer die Personalstellen bezahlen muss. Landrat Wolf und Herbert Nerb (FW) sahen hier das Kultusministerium in der Pflicht. "Die digitalen Endgeräte muss der Sachaufwandsträger bereitstellen", räumte Wolf ein. "Aber um die Pädagogik muss sich der Kultusbereich kümmern - und daher auch das Personal bezahlen." Widerworte gab es von Markus Käser (SPD) und Christian Staudter von der Aktiven Unabhängigen Liste. "Wir müssen den Hausmeister bezahlen. Also auch die IT-Kraft, die sich um das Computersystem kümmert", war für Käser die Sache klar. Auch Staudter machte sich nichts vor. "Die Lehrer sind nicht dafür ausgebildet. Die personelle Situation müssen die Schulen intern lösen - und die Kommunen das auch bezahlen." Wayand nahm eine Zwischenposition ein. Er empfindet den Umgang mit den digitalen Geräten im Unterricht als "überhaupt noch nicht zu Ende gedacht". Erst müsse hier Klarheit geschaffen werden. "Dann können wir uns unterhalten, was unseren Schulen personell zusätzlich aufgelastet wird."

Da mit der Digitalisierung in der Wirtschaft das Kommunalunternehmen Strukturentwicklung betraut ist und sich die Ilmtalklinik mit diesem Thema im Gesundheitswesen federführend befasst, folgte als letzter Exkurs der Blick auf die Verwaltungsprozesse am Landratsamt, um die sich ab sofort Robert Rambach als neuer Sachgebietsleiter kümmert. Die Zielrichtung ist klar vorgegeben. Landrat Wolf erinnerte an die hohen Unterlagenstapel, die im in Bürgersprechstunden vorgelegt würden. "Das kann es künftig so doch nicht mehr geben", meinte er - und möchte möglichst viele Verwaltungsvorgänge so schnell wie möglich von analog auf digital umstellen. Als "Königsdiziplin" nannte er dabei den digitalen Bauantrag als wohl komplexesten Vorgang an der obersten Kreisbehörde. "Wenn es hier digital funktioniert, klappt es überall anders ebenfalls", sagte Wolf. Und so wird es zwar keinen Zeitplan geben, wann was umgesetzt sein muss. "Aber wir würden nächsten Montag gerne beschließen, dass es einen Tag später losgehen kann", so Wolf.

Dazu stimmt der Kreistag über ein Sieben-Punkte-Programm ab, das ebenfalls vorgestellt wurde. Demnach will der Landkreis die Digitalisierung angehen, die Verwaltungsprozesse nach und nach umstellen sowie als Pilotanwendung die digitale Baugenehmigung in den Fokus rücken. Das neue Sachgebiet "EDV und Digitalisierung" soll personell aufgerüstet werden - und der ständige Abgleich mit den anderen Landkreisen der Region 10 vereinbart werden. Dass für Bürger, die mit dem Computer wenig anfangen können, eine analoge Alternative bleibt, wird garantiert.

Außerdem verriet Wolf, dass der Landkreis - zusammen mit Wolfratshausen - als oberbayerischer Modell-Landkreis in Sachen Digitalisierung ausgewählt wurde. Wie sich diese "Ehre" auch materiell für Pfaffenhofen auszahlt und welche Förderungen die Region um Ingolstadt für ihre Bemühungen einer intensiven Zusammenarbeit erhält, sollte ebenfalls kommenden Montag im Kreistag genauer erläutert werden.

Patrick Ermert