Geisenfeld
"Der Abteistock steht noch"

Ludwig Sommerer korrigiert frühere Darstellungen zur Ortsgeschichte

18.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:03 Uhr
Als geschlossenes Viereck präsentierte sich der Innere Klosterhof auf diesem Kupferstich von 1701. Erst durch den Abbruch des Fürstenstocks (des Trakt unterhalb des Kirchturms) Mitte des 19. Jahrhunderts öffnete er sich nach Westen hin. −Foto: Foto: Abbildung: Heimatbuch Weinmayer

Geisenfeld (GZ) Zum Artikel "Von einst 16 Türmen stehen heute nur noch drei" (GZ vom 12. Juli) hat sich jetzt Heimatforscher Ludwig Sommerer zu Wort gemeldet.

Dank vieler tausend Stunden, die er in Archiven zugebracht hat, kann der 67-Jährige immer wieder neue Erkenntnisse zur Geisenfelder Geschichte beisteuern - und nicht selten auch Dinge berichtigen, die in früheren historischen Abhandlungen zu Geisenfeld unzutreffend dargestellt und in der Folge immer wieder falsch übernommen wurden.

Dies gilt im konkreten Fall auch für einige Ausführungen zum Klosterstock und zur Stadtpfarrkirche, die auf Abhandlungen des verstorbenen Heimatpflegers Helmut Weinmayer und von Dekan Trost basieren. So heißt es im Artikel der GZ von 12. Juli, dass sich das bisher geschlossene Viereck des inneren Klosterhofes durch den Abriss des Abteistocks nach Westen hin öffnete.

Hier, so kann Ludwig Sommerer belegen, wurde in den früheren Abhandlungen bei den Bezeichnungen etwas durcheinandergebracht. "Der Abteistock steht heute noch", sagt der Heimatforscher, denn als solcher wird in den historischen Unterlagen jener Teil des früheren Klosters bezeichnet, in dem heute die BRK-Seniorentagespflege untergebracht ist. 1930 kam dieses Teilstück in Besitz der Marktgemeinde Geisenfeld. Der abgebrochene Verbindungsbau zwischen diesem Abteistock und der Klosterkirche sei der Fürstenstock gewesen, führt Ludwig Sommerer aus. Das obere Stockwerk dieses Trakts sei ganz als Wohnung für den Probst (der die äußeren Angelegenheit des Klosters leitete) bestimmt gewesen.

Dieser Fürstenstock sei auch nicht unmittelbar nach der Klosteraufhebung 1803 beseitigt worden, kann der Heimatforscher nachweisen. "Denn in den Marktplänen von 1810 und auch 1838 ist er noch eingezeichnet. " Erst in einem Umschreibverzeichnis vom Mai 1856 sei dieses Gebäude durchgestrichen und das Grundstück als dem Klosterhof zugehörig angegeben.

Mittlerweile überholt ist laut Sommerer auch die Darstellung, wonach das Geisenfelder Kloster im Jahr 1030 gegründet worden sei. Dieses Jahr sei nicht belegbar und "wohl der Ausfluss einer Fälschung". Einen Beleg für die Klostergründung durch Graf Eberhard von Ebersberg gebe es erst für das Jahr 1037.