Pfaffenhofen
Dauereinsatz ohne Strom

Das THW probt in einer anstrengenden 24-Stunden-Übung den Ernstfall

08.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:53 Uhr
Die Rettung von verletzten Personen aus einem Schacht war eine der Übungen bei der Einsatzssimulation des THW. −Foto: Matthes/THW

Pfaffenhofen (PK) Was wären die Folgen, wenn der Strom flächendeckend in der Region 10 über einen längeren Zeitraum ausfallen würde? Licht, Internet und Heizung funktionieren nicht mehr. Irgendwann ist es auch mit der Kommunikation per Handy oder Festnetz und dem Trinkwasser vorbei. Mit diesem Szenario hat sich am vergangenen Wochenende der Pfaffenhofener Ortsverband des Technisches Hilfswerks (THW) befasst.

 


Bei der 24-Stunden-Übung, die am Freitag um 18 Uhr begann, ging es auch darum, wie das THW selbst mit den Folgen eines langfristigen Stromausfalls zurechtkäme, wie das THW mitteilte. Denn auch vor den Helfern macht der Stromausfall in einem solchen Fall nicht halt. Es ging also um Fragen wie: Inwieweit funktioniert ein THW-Ortsverband noch, wenn er von jetzt auf gleich komplett autark betrieben werden muss? Woher bekommen die Einsatzkräfte den Kraftstoff für nötige Aggregate? Woher Lebensmittel, wenn Supermärkte wegen der elektrischen Kassen und Tore geschlossen haben? Wie koordiniert sich die Einsatzzentrale, wenn die Kommunikation stark eingeschränkt ist und die elektrische Versorgung nur im Notbetrieb anläuft?

Bei der Übung wurde daher auf möglichst reale Bedigungen gesetzt: ohne Strom, ohne Wasser und ohne Handy während des gesamten Übungseinsatzes. Und so mussten die ehrenamtlichen Helfer nicht nur einen kühlen Kopf bewahren, um die verschiedenen Einsätze abzuarbeiten, sondern sich nebenbei überlegen, wie zum Beispiel die Toilettenspülung eigentlich wieder nutzbar gemacht werden konnte, wenn die Wasserleitungen nichts mehr fördern. Die Lösung hieß letztlich: Improvisieren. Ein sogenannter IBC-Behälter wurde laut THW vor dem Gebäude mit Wasser befüll, in erhöhte Position gebracht und konnte so mit einem verbundenen Schlauch als Spülung genutzt werden.

Während sich ein Teil der Mannschaft um den Betrieb der Infrastruktur und die Koordination im THW-Gebäude kümmerte, war bereits ein anderer Teil auf dem Weg zum Landratsamt in Pfaffenhofen: mit Notstromaggregat und Gerätekraftwagen sollte die Notstromversorgung des Krisenstabes im Landratsamt sichergestellt werden. Das Landratsamt Pfaffenhofen übte genau zum gleichen Zeitpunkt dieses Szenario als Stabsrahmenübung. Auch hier waren Kräfte des THW in unterschiedlichen Positionen eingebunden.

 

Es blieb aber nicht bei dieser einen Anforderung an das THW: mehrere wichtige Gebäude in der Stadt Pfaffenhofen mussten mit großen Notstromaggregaten betrieben werden - unter anderem, um eine beheizte und beleuchtete Anlaufstelle für Bürger einzurichten. Und dann mussten die Einsatzkräfte auch noch mit zusätzlichem Stress umgehen: Übungsdarsteller kamen an die Einsatzstellen, um Helfer zusätzlich mit besonderen "Anliegen" zu fordern.

Die letzte Aufgabe vor der Nachtruhe war eine Rettungsmission: Mehrere Jugendliche wurden dem Szenario zufolge nach einem Verkehrsunfall auf einem weitläufigen Gelände nahe Schweitenkirchen vermisst. Nach einer ersten Erkundung mussten die vier vermissten Personen durch ganz unterschiedliche Rettungsmethoden von den THWlern gerettet werden. In Kooperation mit dem Rettungsdienst wurden die Personen unter anderem aus einem etwa drei Meter tiefen Schacht und aus einem von der Straße abgekommenen Fahrzeug befreit. Besonders unangenehm war die Übung aufgrund des nass-kalten Herbstwetters, das die Rettungskräfte zusätzlich forderte, wie es im Bericht heißt.

Gegen Mitternacht kehrten die Übungsteilnehmer in die Unterkunft zurück, wo sie ihr Nachtlager errichteten. Die eingeschränkte Kommunikation und somit unsichere Alarmierung der Helfer machte es erforderlich, dass eine Bereitschaft in der Unterkunft errichtet wurde.

Nach einer kurzen Nacht ging es am frühen Morgen weiter: Mit Hilfe der Wärmebildkamera an einer Drohne sollten erneut vermisste Personen aus der Luft in einem Wald geortet werden. Mit der bereits alarmierten BRK-Rettungshundestaffel aus Pfaffenhofen sollte das Zusammenspiel von biologischer und technischer Ortung erprobt werden. Die Darsteller wurden in verschiedenen Schwierigkeitsgraden in einem Waldstück nahe Rohr versteckt.
Parallel dazu war ein weiteres Team auf der Anfahrt zu einem landwirtschaftlichen Anwesen in Rohr. Rauch stieg auf - eine unbekannte Substanz musste erst einmal geortet und analysiert werden. Hier galt es, im Erstangriff unter Atemschutz schwer zu erreichende, verletzte Personen zu retten. "Leiterhebel" und "Schiefe Ebene", typische Rettungsmethoden im Bergungseinsatz, fanden dabei Verwendung.

Am frühen Mittag dann Durchatmen unter den Teilnehmern - die Übung wurde erfolgreich gemeistert. Nach einem kurzem Kfz-Check in der Unterkunft und einem gemeinsamen Mittagessen konnten alle Helfer wieder nach Hause.