Schweitenkirchen
Das Hopfenland als Reiseziel

Susan Deckner organisiert mit ihrer Agentur Hallertau Incoming besondere Aufenthalte für Reisegruppen

30.09.2021 | Stand 04.10.2021, 3:34 Uhr
Susan Deckner aus Dürnzhausen stellt besondere Reisen für Geschäftsgruppen und andere Kunden auf die Beine - zu verschiedenen Zielen in der Hallertau. −Foto: Deckner

Dürnzhausen - Susan Deckner ist eine kreative Gründerin aus Dürnzhausen bei Schweitenkirchen. Sie bietet unter anderem mit ihrer Agentur Hallertau Incoming individuell organisierte Gruppenreisen in unserer Region an und will ihre neue Heimat - die Hallertau - als Reiseziel groß forcieren. Mit ihrem Businessplan beteiligte sie sich beim diesjährigen Gründerpreis Ingolstadt.

Die Liebe ist schuld, dass Susan Deckner ihr Faible für die Hallertau entdeckte. "Ich bin wegen meinem Mann raus aus München", erzählt sie. Die Beiden sind seit 25 Jahre zusammen "Das war erst mal ein Kulturschock: von München nach Dürnzhausen. Ich war bei der WM 2006 und bei der EM 2012 ganz schwer beschäftigt, war im Stress und vollgepumpt mit Adrenalin - und dann kommt man in die idyllische Hallertau", sagt sie. "Das ist schon wirklich eine ganz andere Welt - völlig entspannend."

Am Anfang ist sie selbst durch die Welt gereist

Doch da muss man ein bisserl ausholen. Ihre erste Liebe - das Reisen - entdeckte sie schon mit 16 Jahren: Die erste Reise ging mit Interrail von München nach Casablanca, sie bereiste Griechenland, hat immer mehr unternommen und nach dem Abitur packte sie ihren Rucksack und reiste ein Jahr lang durch die Welt. "Aber das war nicht genug. Eigentlich sind bis vor zwölf Jahren die Reisen immer extremer geworden: Sahara-Durchquerung, zwei Arktis- und Antarktisexpeditionen, sozusagen hab ich mein ganzes Geld in Reisen investiert", erzählt die Dürnzhausenerin. "Ich war damals hauptberuflich im Film- und Fernsehbereich tätig und engagierte mich schon nebenberuflich als Gästeführerin für eine englische Firma in München, organisierte Führungen in Salzburg, Neuschwanstein oder Regensburg." 2005 wechselte sie dann komplett in den Event- und Tourismusbereich einer großen Agentur in München: "Da gab es große Events zu organisieren - unter anderem bei der Fußball-WM. Ich kümmerte mich um Geschäftsgruppen mit 1000 Teilnehmern und habe dabei viel Erfahrungen gesammelt."

Und dann kam das erste Kind, ab da wurde alles anders: "Dann ging nichts mehr mit all den vielen schönen Reisen. Nach dem zweiten und dritten Kind musste ich mich umorientieren - und zwar so, dass die Welt zu mir kommen musste."

2017 stieg sie beim Tourismusverein Hopfenland Hallertau Tourismus in Pfaffenhofen ein: Sie wollte erreichen, dass der Tourismus den Weg in die Hallertau findet. "Wenn man eine so schöne Gegend um sich hat wie die Hallertau, möchte man sie auch der Welt präsentieren", stellt Deckner heraus. Sie versuchte über den Hopfenland Hallertau Tourismus mehr Gruppen für dieses schöne Fleckerl Erde zu begeistern. "Ich habe aber feststellen müssen, dass da viel Bürokratie zu bewältigen ist."

Besonderes Angebot in der Hallertau

Zwei Jahren später bekam Susan Deckner ein Angebot von ihrem früheren Chef und nahm es auch an. "Doch dann kam Corona - da war ich eineinhalb Jahre in Kurzarbeit und mit Homeschooling beschäftigt." Sie fand aber trotzdem die Zeit und entschloss sich in Eigenregie zu versuchen, die Gruppenpräsenz in der Hallertau zu erhöhen und nebenberuflich die Agentur Hallertau Incoming zu gründen. "Mein Augenmerk liegt eigentlich auf Geschäftsgruppen, da ich hier große Erfahrungen gesammelt habe: für mittelständische Unternehmen Tagungen oder Incentive Reisen - Reisen vom Arbeitgeber an Arbeitnehmer für besondere Leistungen -, Schmankerlreisen, um die Motivation der Mitarbeiter zu stärken und sie damit an den Betrieb zu binden. Aber auch Busgruppen sind eine wichtige Zielgruppe, damit diese die Botschaft der schönen Holledau durch Deutschland und in die weite Welt tragen können."

Susan Deckner ist immer noch festangestellt, eigentlich 25 Stunden in der Woche, aber noch immer im Homeoffice, doch ihr Geschäft ist wieder angelaufen mit richtig großen Projekten wie jüngst der Automobilausstellung IAA und einer Veranstaltung von 500 Personen auf 15 Locations aufgeteilt. "Es war sogar schon richtig stressig." Deckner macht auch Führungen hier in Pfaffenhofen über Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP) und im Deutschen Hopfenmuseum. "Nun möchte ich für Gruppen ihren kompletten Aufenthalt in der Hallertau organisieren. Ich habe nichts zu verlieren, ich werde es locker gestalten - will es austesten ohne jeden Stress", harrt sie ganz locker der Dinge, die auf sie zukommen werden.

Neustart nach Corona wohl 2022

Die kreative Gründerin glaubt aber, dass alles erst Mitte nächsten Jahres so richtig anlaufen wird. Es müssen sich erst wieder alle finden. Die Anbieter müssen neue Kataloge machen und das dauert: "Ich rechne mit frühestens Mitte 2022."

Schön langsam läuft es aber an, es geht los: Die Menschen wollen raus, aber mit den Beschränkungen kann man ja immer noch nicht planen. Die Tendenz ist derzeit, jetzt lieber gar nicht zu reisen, abwarten und dann geht's wieder richtig los. "Ich denke, das wird frühestens im Frühjahr 2022 so weit sein und wahrscheinlich werden wir erst 2025 wieder auf dem Niveau von 2019 liegen."

Das ist ein krasser Gegensatz zur Zeit vor der Pandemie: Früher war man schon veranstaltungsmüde - das Angebot war zu groß, jeder hat nach Zeit für sich gesucht. Das hat sich in dieser Coronazeit wieder gewandelt, so Deckner. "Jetzt ist es wieder Luxus und etwas Besonderes. Man darf wieder, die Firma veranstaltet etwas, da ist das Gefühl des Zusammenhaltens wieder etwas stärker, was ja auch das Ziel solcher Incentive-Veranstaltungen ist", sagt Deckner.

Es kommen schon Anfragen, auch Gruppen sind im August schon gekommen, alles kommt in Fluss, laut Deckner. Der Trend zu mehr Regionalität ist da. Man muss nicht unbedingt in die Karibik - lieber an so ein unentdecktes Fleckerl wie die Hallertau, um auch schnell wieder Daheim zu sein und keine Grenzschließungen befürchten muss. "Der schöne Nebeneffekt ist, man lernt auch seine Heimat kennen", sagt die Dürnzhausenerin.

"Jetzt schaue ich mal, wie es läuft, ich bin glücklich. Ich möchte es einfach mal versuchen", sagt die Unternehmerin, die drei Kinder im Alter von sieben, zehn und zwölf Jahren hat. "Wenn es nicht läuft, dann habe ich es halt mal versucht."

PK