Pfaffenhofen
Dankbarkeit weiterschenken

Wie eine Familie und ein Unternehmer aus dem Landkreis das Gebot der Nächstenliebe umsetzen

25.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:32 Uhr
Triorail-Chef Jürgen Hofmann (oberes Foto, 2.v.l.) und Mitgesellschafterin Christine Hofmann überreichen den symbolischen Scheck an Helmut Hellmich. Ganz rechts Triorail-Vertriebschef Thomas Reitner. Auf dem Foto unten: Markus und Susi Rottler mit den Söhnen Emil (l.) und Anton. −Foto: Herchenbach/privat

Pfaffenhofen/Reichertshausen (ahh) Wie zeigt man Dankbarkeit für das, was einem das Leben geschenkt hat?

Zwei Landkreis-Bewohner haben darauf eine eindeutige Antwort: Sie geben das Geschenk weiter. Susi Rottler, 40, aus Reichertshausen arbeitet mit ihrer Familie für drei Jahre unentgeltlich in einem Krankenhaus in Peru, Jürgen Hofmann, Chef des Bahnfunk-Unternehmens Triorail in Pfaffenhofen, unterstützt diese Arbeit mit einer Spende von 20000 Euro.

Im Firmen-Konferenzraum hat Hofmann symbolisch den Scheck an Susis Vater Helmut Hellmich überreicht. Die beiden kennen sich seit den 90er-Jahren als aktive Mitglieder der Fokolar-Bewegung. Die weltweit 140000 Mitglieder dieser ökumenischen Gemeinschaft in 182 Ländern, die von zwei Millionen Sympathisanten unterstützt wird, treffen sich in Hauskreisen und nehmen ihren christlichen Glauben sehr ernst: Praktizierte Nächstenliebe in das Zentrum ihrer Spiritualität.

Seit Jürgen Hofmann 2002 mit seinem inzwischen verstorbenen Cousin Ludwig das Unternehmen gegründet hat, gibt er einen Teil des Gewinns für Benachteiligte ab. Die beiden waren sich einig: Erfolg muss man teilen. "Diesmal hatten wir ein sehr gutes Jahr", sagt Hofmann, "aber unser Erfolg hängt von Gottes Segen ab. " Genauso formuliert es Susi Rottlers Ehemann Markus, 39, Krankenpfleger und Osteopath: "Ich fühle mich sehr gesegnet und dafür bin ich unendlich dankbar. Diese tiefe Dankbarkeit und das Vertrauen in Gott möchte ich nach Curahuasi tragen. " In der peruanischen Andenstadt auf 2650 Metern Höhe hatte das deutsche Arztehepaar Martina und Klaus-Dieter John vor zwölf Jahren das Missionskrankenhaus "Diospi Suyana" gegründet, in dem die einheimische Bevölkerung kostenlos behandelt wird. Der Name ist Programm: "Vertrauen auf Gott. " Susis Vater Helmut Hellmich: "Meine Tochter und ihre Familie bekommen keinen Cent Gehalt, sie leben von Spenden. " Als die Ergotherapeutin mit ihrem Mann und den beiden Söhnen Emil, 11, und Anton, 8, im August vergangenen Jahres alle Zelte abbrach, das Haus ausräumte, das Auto verkaufte und nur das mitnahm, was in zwei Koffer passt, "da habe ich schon geschluckt", sagt Hellmich. Wie das für ihn ist, dass Tochter und Enkel jetzt 10000 Kilometer entfernt leben? "Ich kann mich nicht beschweren", sagt Hellmich, "ich habe sie ja so erzogen. " Der Kontakt ist trotz der Distanz intensiv: "Übers Handy schreiben wir uns fast jeden Tag. " Um die beiden Jungs macht er sich keine Sorgen: Dem Krankenhaus angeschlossen ist eine Schule, außerdem verfolgen die Buben den deutschen Lehrstoff in einer Fernschule. "Aber in Peru", ist ihr Opa überzeugt, "sammeln sie einen größeren Erfahrungsschatz als hier. " Sie haben Umgang mit anderen Kulturen, lernen, dass man nicht alles kaufen kann und nicht alles bekommt, was man möchte.

Das begeistert Jürgen Hofmann: "Die Familie hat alles aufgegeben was sie hat, und das aus reiner Nächstenliebe. "

Aber sie bekommt auch viel zurück. Hellmich: "Ich habe mich schon gefragt, wann bekommen die die Krise. " Die ist bisher ausgeblieben, denn die vielen positiven Erlebnisse, die für die behandelten Einheimischen fast schon an Wunder grenzen, lassen fürs Grübeln keine Zeit. "Da ist eine Frau über 100 Kilometer mit einem Geschwür unter dem Fuß zum Krankenhaus gekommen", erzählt Hellmich, "und konnte dann unbeschwert wieder nach Hause gehen. " Kann man mehr Lohn für seine Arbeit erwarten? Übrigens: Am 7. Dezember stellt das ZDF im Rahmen seiner Spendengala "Ein Herz für Kinder" die Klinik und die Rottlers vor.