Scheyern
"Dabagga muaßt as halt"

Musik-Kabarettistin Martina Schwarzmann vor großem Publikum

22.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:10 Uhr
Mit Preisen förmlich überhäuft ist die Musik-Kabarettistin Martina Schwarzmann. −Foto: Steininger

Scheyern (PK) "Genau richtig" fanden die 1900 Zuhörer im Scheyerer Prielhof das gleichnamige Programm der Kabarettistin Martina Schwarzmann. Trotz strömenden Regens harrte das Publikum aus, um ja keine Silbe der Künstlerin zu versäumen. Und es tat gut daran.

Sie ist ja schon mal derb, völlig ungeniert und beschreibt den täglichen Wahnsinn mit einem trockenen Humor, der seinesgleichen sucht und ihr Markenzeichen ist. Dabei ist ihr Auftreten unprätentiös, wie der einer guten Nachbarin, mit der man sich Alltagsprobleme teilt. Und deren gibt es viele, wenn man einen bäuerlichen Hof, einen Landwirt als Ehemann und drei Kinder hat. Die wollen aber im Programm nicht erwähnt werden, deshalb spricht sie über drei "minderjährige Mitbewohner". Sie hat aber auch Verpflichtungen wie den Weiberstammtisch, bestehend "aus Frauen unserer befreundeten Männer", die ständig so über ihre Gatten herziehen, dass die Martina am nächsten Tag direkt froh ist, dass sie den ihren hat. Und über die Gehässigkeit der Weibsbilder, wenn eine in neuen, hautengen Jeans erscheint: "Host as g'seng, wia's der ihren Ranzen rausbatzt?" singt sie dann und begleitet sich auf der Gitarre.

Dazwischen findet sie immer wieder neue Themen, spricht über nicht jugendfreie TV-Sendungen, die sie als Kind immer dann angeschaut habe, wenn die Eltern am Freitagabend beim Schützenverein waren. Heute noch schalte sie "sofort um, wenn die Haustür geht, ganz egal, was für ein Programm gerade läuft". Viele Geschichten aus dem Alltag trägt sie musikalisch vor, mit Gitarre oder auch zusammen mit einer Kazoo. Und mit Texten, die mal hintergründig, mal makaber, mal derb, aber immer charakteristisch sind für Situationen, die im Alltag stattfinden. Dann aber kritisiert sie die zunehmende Fremdenfeindlichkeit, "vor allem gegenüber de Preiß'n", beschreibt bis ins Detail die Hygiene-Rituale bei der Benutzung ihrer Toilette, sinniert über die Benutzungsdauer von Unterhosen und kündigt plötzlich eine "Praktikantin" namens "Moni" an. Die heißt Monika Wagner, ist Liedermacherin aus Aichach und hat laut Martina noch nie vor so großem Publikum gesungen. Mit zwei Titeln legt sie einen fulminanten Auftritt hin. Der macht Appetit auf mehr im kommenden Mundart-Festival im August in Oberpolling, das sie musikalisch eröffnen darf.

Dann aber lamentiert Martina Schwarzmann über ihre "Formularallergie", die einen Brechreiz auslöst, wenn ihr bei der Iban-Nummer "de letzt'n zwoa Kastl übrigbleib'n". So pflügt sie sich weiter durch die Widrigkeiten des Lebens, beschreibt ihre Erlebnisse mit Sanifair-Toiletten an Autobahnraststätten oder hadert über die Vergänglichkeit weiblicher Schönheit durch Krampfadern und Cellulitis.

Vom Publikum will sie wissen, wer die letzten zwei Wochen "sovui G'schlechtsverkehr g'habt hod, wiar er gern g'habt hätt", mit magerem Ergebnis. Dabei habe man alles zu Hause, was man braucht, und es "war doch schad, wenn ma's ungenutzt oid wer'n lasst". Das Rezept dazu besingt sie mit "Wer vögeln wui, muaß freundlich sei" und empfiehlt für den Zuhauseweg, "macht's es eich a bißl nett, wer woas, wia lang's no geht".

Kein Programm also für zart besaitete Gemüter, das an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Die aber bringt die Martina Schwarzmann derart trocken über die Bühne, dass die Lachsalven im Publikum nicht abreißen. Und ihr gelingt der Spagat zwischen Kindererziehung, Haushalt, Hof und Bühne, auch wenn sie "seit acht Jahren nicht mehr ausschlafen" konnte. Und was meinte laut Martina ihr Ehemann zu einer derart vielseitigen Ehefrau? "Dabagga muaßt as halt". Und das sagt mehr als viele Worte.

Hans Steininger