Geisenfeld
"Ich weiß jetzt, wie der Hase läuft"

Sylvia Kuffers Kaninchen-Refugium hat sich gut entwickelt - nur an Geld fehlt es nach wie vor

04.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:58 Uhr
"Hasen-Mama" Sylvia Kuffer mit Hans, einem etwa zehn Jahre alten Senior, der viel Fürsorge braucht, weil ihm mittlerweile die Zähle fehlen. −Foto: Zurek

Geisenfeld (GZ) "Hoppel im Glück" nennt sich das Hasen-Refugium, über das unsere Zeitung vor einem Jahr erstmals berichtet hat. Seitdem hat sich das Projekt von Sylvia Kuffer zu einer festen Einrichtung im Tierschutz der Region entwickelt. An Arbeit fehlt es der Betreiberin nicht - aber an Geld.

Wer den großen Vorgarten des Anwesens in Geisenfeld betreten möchte, den warnt ein Schild vor der Überwachungskamera. Eine Schutzmaßnahme, die nötig ist, um ungebetene Eindringlinge abzuschrecken. Als die Mitarbeiterin der GZ eintritt, hoppelt ihr ein kleines braunes Fellknäuel mit trüben grauen Augen entgegen - ein blindes Kaninchen. Es muss sich erst noch einleben im Hasenasyl, wo es seit kurzem mit seinen beiden Geschwistern fachgerecht gepflegt wird.
Während sie im Gespräch mit unserer Zeitung auf der Gartenbank sitzt, knabbern um Sylvia Kuffer herum einige ihrer Schützlinge frisches Heu, andere ziehen die große Wassermelone vor. Hie und da hört man Nagerzähnchen an Karotten schaben. Derzeit leben in den Gehegen 50 "Hoppel im Glück" - nebst zehn fröhlich fiependen Meerschweinchen, die als "Beifänge" nach Rettungsaktionen hier gelandet sind.
Allzu sehr stressen lässt sich Kuffer nicht mehr. "Ich weiß jetzt, wie der Hase läuft" meint sie mit einem Lächeln und ergänzt: Am Anfang ihrer Mission sei das noch anders gewesen, da sei sie von den vielen Notfällen regelrecht "überrumpelt" worden. In den vergangenen Monaten habe sie nicht nur "eine gewisse Routine entwickelt", sondern auch "mehr Struktur ins Geschehen gebracht", sagt die Mittdreißigerin, die sich zum Beispiel heuer für die Urlaubszeit mit einem zusätzlichen Notfallgehege gerüstet hat. "Das wurde auch regelmäßig gebraucht", berichtet sie davon, dass in den Ferien eben "gehäuft Tiere ausgesetzt werden".
Inzwischen hat Kuffer zwei klar getrennte Bereiche geschaffen. Zum einen ist da die Auffangstation für Notfälle - im Augenblick sind das 20 Tiere, für die sie neue Halter sucht. Zusätzlich gibt es jetzt den Gnadenhof, auf dem 30 Vierbeiner ihren Lebensabend verbringen. Da finden Kaninchen Gesellschaft, deren Partner gestorben ist und deren Halter sich - etwa aus Altersgründen - kein zweites Tier mehr anschaffen wollen. Herrchen oder Frauchen tragen die Unkosten für Futter und Medikamente weiter, wissen ihren Liebling in guten Händen und dürfen ihn jederzeit besuchen. "Teils wenden sich sogar Leute aus Österreich an mich", so Kuffer, die froh ist über das Vertrauen, das man ihr entgegen bringt. Andere Vierbeiner sind hingegen hier, weil keiner sich für ihr Schicksal interessiert. Hoppel mit Handicap, Pflegefälle oder schwer Verletzte gehören dazu.
Nachdem ersten Zeitungsartikel, der Ende im August vorigen Jahres erschien, wurden mitfühlende Menschen auf Kuffers Projekt aufmerksam. "Seither hab ich ein paar ehrenamtliche Helfer, die schon mal mit unseren Schützlingen zum Tierarzt fahren oder mich beim Füttern unterstützen", so Kuffer. Dennoch: Mindestens fünf Stunden am Tag "dreht sich bei mir alles nur um die Tiere", erklärt die Mutter eines zweieinhalbjährigen Sohnes. Deshalb sei sie ihrer ganzen Familie "unendlich dankbar", dass sie ihr zur Seite steht. Ebenso wie den Spendern, die ihre Einrichtung in den Wochen nach dem Pressebericht bedachten.

Dennoch fehlt es an Geld. Noch immer trägt die Sprechstundenhilfe, die halbtags ihren normalen Beruf nachgeht, die überwiegende finanzielle Last aus eigener Tasche. "In der Beliebtheitsskala rangieren Hasen bei Sponsoren leider recht weit unten, sie können halt mit einem treuen Hundeblick nicht mithalten", bedauert die engagierte Geisenfelderin.
Wenn sie wieder einmal verhungerte Tiere aus dunklen Kellern holt oder verwahrloste Wesen einsammelt, "dann erschrecke ich immer wieder darüber, was Menschen Tieren aus Gefühllosigkeit antun" sagt die sensible junge Frau. Verständnis hat sie hingegen für jene, die es nicht besser wissen oder die einfach mit der Haltung überfordert sind - seelisch, körperlich oder finanziell. "Niemand muss sich dafür schämen," ermuntert Kuffer diese Menschen "sich bei mir oder jemand anderem Hilfe zu holen - als Zeichen ihres Verantwortungsbewusstseins und aus Zuneigung zum ihrem Haustier."
Eines hat die zierliche Person, die gleichermaßen Wärme und Tatkraft ausstrahlt, noch vor: Sie möchte das Areal "verschönern und ein überdachtes Gehege bauen". Die Dame, die ihr dafür im vergangenen Jahr finanzielle Hilfe zugesagt hatte, "hat sich leider nicht mehr gemeldet". Wer die Aktion unterstützen möchte, findet unter www.hoppel-im-glueck.de Hintergrundinfos.

Maggie Zurek