Pfaffenhofen
Zeit gegen Zeit

Tausch-Kreis Pfaffenhofen steht vor der Gründung - Am 19. September Vortrag

11.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:03 Uhr
Hand in Hand machen sich Ehrenamt Elke Rainer (von links), Eveline Randelzhofer, Wolfgang Pertek (nicht im Bild Georg Wenk) und Hauptamt (Wuschi Schlosser vom Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement, Anna Helmke vom Caritas Zentrum und Luitgard Starzer vom Bündnis für Familie für einen Tausch-Kreis stark. −Foto: Zurek

Pfaffenhofen (PK) Er soll neue Impulse für das Ehrenamt bringen, der Tausch-Kreis Pfaffenhofen. Die offizielle Geburtsstunde des neuen, trägerübergreifenden Projektes wird mit einem öffentlichen Vortragsabend am 19. September um 19.30 Uhr im Hofbergsaal eingeleitet, zu dem interessierte Bürger eingeladen sind.

"Geburtshelfer" sind Anna Helmke vom Caritas Zentrum Pfaffenhofen, Uschi Schlosser vom Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement und Luitgard Starzer vom Bündnis für Familie. Schon vor einigen Jahren waren sie durch einen Vortrag von Jürgen Müller auf das Thema aufmerksam geworden, das sie "seitdem nicht mehr losgelassen hat", wie Schlosser verrät. Der Referent aus Augsburg wird am 19. September über das Modellprojekt "Zeitbörse" in Königsbrunn berichten, das die Pfaffenhofener Initiatoren bereits mehrfach vor Ort in Augenschein genommen haben.

Nicht nur Starzer ist "fasziniert, mit welchem Elan und Enthusiasmus man dort auch zwanzig Jahre nach der Gründung noch agiert". Helmke findet es ihrerseits "phänomenal, dass der grundlegende Gedanke immer neue Ideen gebiert".

Doch was genau steckt hinter der Tausch-Kreis-Idee? Im Kern gehe es darum, dass man "Zeit gegen Zeit tauscht", so Starzer. Aber auch Waren können den Besitzer wechseln, ohne dass dabei Geld fließt. Als Tausch-Währung dienen "Talente" - ein Talent entspricht dem Gegenwert von drei Minuten. Eine Stunde Dienst am Nächsten bedeutet also: 20 Talente auf dem eigenen "Konto". Ein Beispiel mag zur Veranschaulichung dienen: Maria erteilt Peter eine Nachhilfestunde in Englisch. Dafür bekommt sie 20 Talente, die sie an Karl weitergibt. Der zeigt ihr dafür, wie man ein Radl repariert. Karl seinerseits investiert einen Teil seines Guthabens in zwei gebrauchte Bildbände. Den Rest spart er sich auf.

"Ziel unseres Projektes ist es, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, die ihre Fähigkeiten in den Dienst anderer stellen,", so Helmke. Sie und ihre Mitstreiter können viele Vorteile des Tauschgedankens aufzählen. Zum einen sei Dank der flexibel einsetzbaren "Talente" kein direkter Tausch nötig. Wichtig auch, dass man sich auf Augenhöhe begegnet, weil jeder sich mit seinen Fähigkeiten einbringen kann. Niemand wird zum Bittsteller, der "Dienstleistungs-Almosen" empfängt. Nicht zu vergessen ist darüber hinaus der Zeitgewinn für Ehrenamtliche. Wenn der Bürgerbusfahrer für jede Stunde am Steuer 20 Talente erhält, kann er sich davon Entlastung etwa bei der Gartenpflege holen.

Wieviel Potenzial in der Geschichte steckt, beweist Helmke unter Hinweis auf die lange Liste der in vergleichbaren Projekten bereits initiierten "Ideen ohne Ende". Die reichen von Rikscha-Fahrten für Altenheimbewohner über das Anlegen von Permakultur-Hügelbeeten bis zum Car-Sharing.

Mittlerweile haben die hauptamtlichen "Hebammen" ihren "zusammengewürfelten Haufen" (O-Ton Helmke) um vier Ehrenamtliche erweitert: Wolfgang Pertek, Elke Rainer, Georg Wenk und Eveline Randelzhofer sind dazu gestoßen. Randelzhofer war schon in München Mitglied des dortigen Tauschkreises, bevor sie 2008 in die Kreisstadt umzog. "Als ich gehört habe, dass ein ähnliches Projekt hier in Planung ist, war ich sofort bereit, mich am Aufbau zu beteiligen", sagt sie.

Beim Tausch-Kreis mitmachen kann jeder, der über 14 Jahre alt ist (bis zur Volljährigkeit braucht es aber die Zustimmung der Erziehungsberechtigten). Der Mitgliedsbeitrag liegt bei zwölf Euro im Jahr, Minderjährige zahlen die Hälfte. Als Startguthaben gibt es im Gegenzug 100 Talente und ein Konto bei der internetgestützten Tausch-Plattform obelio. "Dass die Tauschgeschäfte über diese gesicherte Internetplattform laufen, sollte niemanden erschrecken", betont Mitorganisatorin Elke Rainer. Wer keinen Computer hat oder sich scheut mit digitalen Medien umzugehen, dem stellt das künftige Orga-Team einen Paten zur Seite. Das Gremium wird laut Regeln, die sich der Tausch-Kreis-PAF gegeben hat, von der Mitgliederversammlung auf zwei Jahre ins Amt gewählt. Es verantwortet Aktionen des Tauschkreises und legt Rechenschaft über dessen Finanzen ab.

"Die Vernetzung soll jedoch nicht nur im Internet stattfinden", betont dazu Luitgard Starzer vom Bündnis für Familie. Damit sich die Mitglieder kennen lernen und damit die persönliche Kommunikation neue Fahrt aufnimmt, sind monatliche Treffen geplant. Diese werden in wechselnden Landkreisgemeinden stattfinden, damit deutlich wird, dass es sich nicht um ein rein auf die Kreisstadt bezogenes Angebot handelt.

Maggie Zurek